
von Huxley 1863 ausführlich begründeten Satze: „Wir mögen ein
System von Organen vornehmen, welches wir wollen, die Vergleichung
ihrer Modifikationen in der Affenreihe führt uns zu
einem und demselben Resultate: daß die anatomischen Verschiedenheiten,
welche den Menschen vom Gorilla und Schimpanse scheiden,
nicht so groß sind als
die, welche den Gorilla
von den niedrigeren
Affen trennen.“ In die
Sprache der Phylogénie
übersetzt, ist
dieses folgenschwere,
von Huxley meisterhaft
begründete „Pi-
t h e c om e t r a - G e -
s e t z “ -ganz gleichbedeutend
mit dem populären
Satze-: „De r
Me n s c h s t ammt
vom A f f e n ab.“
Schon bei der
ersten Aufstellung
seines grundlegenden
Natursystems (1735)
hatte Carl Linné an
die Spitze des Tierreichs
die menschenförmigen
S ä u g e t
i ere (Anthropomor-
pha) gestellt, mit den
3 Gattungen: Mensch
{Homo), Affe (Simia)
ü r, . . . und Faultier (Brady- Fig. 329. Der schlanke Lori (Stenops gracilts) j
von Ceylon, ein schwanzloser Halbaffe. - fi% S ). Später n a n n te
er diese Gruppe Primates,
d. h. die Ersten, die Oberherren des Tierreichs; er unterschied
dann auch den Plalbaffen {Lemur) vom eigentlichen Affen {Simia),
während er das Faultier abtrennte. Nachfolgende Zoologen lösten
die Primatenordnung auf. Zuerst begründete der Göttinger Anatom
Blumenbach für den Menschen eine besondere Ordnung, welche
er Zwe ihänder {Bimana) nannte; in einer zweiten Ordnung
vereinigte er Affen und Halbaffen unter dem Namen Vie rh änd e r
{Quadrumana), und eine dritte Ordnung bildeten die entfernter
verwandten Fied e r t i e r e {Chiroptera). Die Trennung der Zweihänder
und Vierhänder wurde von Cuvier und den meisten folgenden
Zoologen beibehalteri. Sie erscheint prinzipiell wichtig, ist aber in
der Tat völlig unberechtigt. Das wurde zuerst im Jahre 1863 von
dem scharfsinnigen Zoologen Huxley in seiner berühmten Schrift
über Die Stellung des Menschen in der Natur“ nachgewiesen.
Gestützt auf sehr genaue, vergleichend-anatomische Untersuchungen,
führte derselbe den Beweis, daß die Affen ebensogut Zweihänder
sind als der Mensch; oder wenn man die Sache umkehren will,
daß der Mensch ebensogut
ein Vierhänder ist als die
Affen. Huxley zeigte mit
überzeugender Klarheit, daß
die b e g r i f f e der Hand
und des Fußes bis dahin
falsch aufgefaßt und in unrichtiger
Weise auf physiologische,
statt auf morphologische
Unterscheidungen
gegründet worden waren.
Der Umstand, daß wir an
unserer Hand den Daumen
den übrigen vier Fingern
entgegensetzen und damit
greifen können, schien vor- Fig ^ dj6 welßnasige Meerkatze
zugsweise die Hand gegen- (Cercofiithecus petaurista).
über dem Fuße zu'charakterisieren,
bei dem die entsprechende große Zehe nicht in dieser
Weise den vier anderen Zehen gegenübergestellt werden kann.
Die Affen hingegen können ebensogut mit dem Hinterfuße wie
mit dem Vorderfuße ihre Greifbewegungen ausführen und wurden
deshalb als Vierhänder angesehen. Allein die Unfähigkeit zum
Greifen, durch die sich der ungeschickte Fuß des Kulturmenschen
auszeichnet, ist die Folge der engen, seit Jahrtausenden eingebürgerten
Fußbekleidung. Hingegen benutzen viele Stämme unter
den barfüßigen niederen Menschenrassen, besonders viele Negerstämme
, ihren Fuß sehr geschickt in derselben VIeise wie die
Hand. Infolge frühzeitiger Angewöhnung und fortgesetzter Uebung
können sie mit dem Fuße ebensogut greifen (z. B. beim Klettern