
Wollens ähnlich wie die höheren Tiere ausüben. Bei den einzelligen
Ur t ie r en oder Protozoen, die überhaupt noch keine
Keimblätter bilden, fehlt selbstverständlich das Nervensystem
ebenso, wie die Hautdecke. Aber auch in der zweiten Hauptabteilung
des Tierreichs, bei den Da rmt ier en oder Meta zoen,
ist anfänglich noch gar kein Nervensystem vorhanden. Die Funktionen
desselben werden durch die einfache Zellenschicht des Ektoderms
vertreten, welches die niederen Darmtiere unmittelbar von
der Ga s t r a e a ererbt haben (Fig. 339 e). So verhält es sich bei
den niedersten Pflanzentieren: den Gastraeaden, den Physemarien,
den Schwämmen öder Spongien (Fig. 287— 292, S. 551): Auch die
niedersten Nesseltiere (die hydroiden Polypen), erheben sich nur
wenig über die Bildung der Gastraeaden. Wie die vegetativen
Funktionen derselben durch das einfache Darmblatt, so werden die
animalen Funktionen hier durch das einfache Hautblätt vollzogen.
D ie e infa che Ze l l ens chi cht des Ektode rms isjf hier
Ha u td e c k e , L o k om o t i o n s a p p a r a t und N e r v e n sys
tem zugle ich.
Erst bei den höher entwickelten Metazoen, bei denen die Sinnestätigkeit
und deren Werkzeuge schon weiter förtgebildet sind, erfolgt
in Zusammenhang damit auch'eine Ar b e i t s t e i lu n g der
Ektode rmz e l len: Gruppen von empfindlichen Nervenzellen
sondern sich ab von den gemeinen Oberhautzellen; sie ziehen sich
in das geschütztere Gewebe der mesodermalen Unterhaut zurück
und bilden hier besondere Ne r v enkno t en (Ganglia). Schon
bei den Pla t tent ie r en (Platodes), namentlich den Strudelwürmern
(Turbellaria), treffen wir ein selbständiges Nervensystem
an, welches sich von der äußeren Hautdecke gesondert und abgeschnürt
hat. Das ist der oberhalb des Schlundes gelegene
„obere Schlundknoten“, das Scheitelh irn oder Acrogcmglion
(Fig- 34 r g)- Aus dieser einfachen Grundlage hat sich das komplizierte
Zentralnervensystem aller höheren Tiere entwickelt. Bei
den höheren Würmern, z. B. beim Regenwurm, ist die erste Anlage
des Zentralnervensystems (Fig. 340 n) eine lokale Verdickung des
Hautsinnesblattes (As), welche'sich später ganz von der Hornplatte
abschnürt. Bei den, ältesten Hatoden (Cryptocoelen, S. 570) und
Vermalien (Gastroitichlen, S. 578) bleibt das Scheitelhirn noch
in der Oberhaut liegen. Aber auch das Markrohr der Wirbeltiere
hat denselben Ursprung. Unsere Keimesgeschichte lehrt uns, daß
auch dieses „Medullarrohr“, als die Grundlage des Zentralnervensystems,
sich ursprünglich aus dem äußeren Keimblatte entwickelt.
Lassen Sie uns jetzt zunächst die Entwickelungs-Verhältnisse
der menschlichen Hau td e ck e mit ihren verschiedenen Anhängen,
den Haaren Imd Drüsen, näher ins Auge fassen. Diese äußere
Decke (Derma oder Tegumentum) spielt in physiologischer Beziehung
eine doppelte und wichtige Rolle. Erstens ist die Haut
Fig. 3U -
Fig. 339. Gastrula von Gastrophysema (Klasse der Gastraeaden, S. 551).
e Ektoderm, i Entoderm, d Urdarm, o Urmund.
Fig. 340. Querschnitt durch den Embryo eines Regenwurmes. Ar Hautsinnesblatt,
A » Hautfaserblatt, d f Darmfaserblatt, dd Darmdrüsenblatt, a Darmhohle,
c Eeibeshöhle oder Coelom, n Nervenknoten, u Umieren.
Fig 341. Ein Strudelwurm (.Rhaidocoelum). Von dem Gehirn oder oberen
Schlundknoten (g) strahlen Nerven («) aus und gehen an die Haut (/) die Augen (au),
die Geruchsorgane (na) und den Mund (m), h Hoden, e Eierstocke. (Schema.)
die allgemeine S ch u t zd e c k e (Integumentuni commune), welche
die gesamte Oberfläche des Körpers überzieht und eine schützende
Hülle für alle übrigen Teile bildet. Als solche vermittelt sie zugleich
auch einen gewissen Stoffaustausch zwischen dem Körper