
Körperteilen (den „Organen des inneren, mittleren und äußeren
Keimblattes“) abgesondert; daraus entstand eine äuße r l i che
Aehnlichkeit mit der falschen Parablastentheorie von His. Der
fundamentale Unterschied beider Theorien wird sofort klar, wenn
man sich erinnert, daß nach der ersteren alle Zellen des Keimes
von der ursprünglichen Stammzelle (Cytula) abstammen, während
sie nach der letzteren zweifach verschiedenen Ursprungs und erst
sekundär durch Symbiose vereinigt sind (S. 57).
Die Mesenchymtheorie hat ebenso wie die Parablastentheorie
sehr verschiedene Auffassungen erfahren und eine umfangreiche
Literatur hervorgerufen. Für die Beurteilung derselben sind nach
meiner Ansicht folgende Grundsätze festzuhalten: 1 Die verschiedenen
Mesenchymbildungen können nur in his tologi s chem
Fig- 448- Fig. 449;
Fig. 448. Gallertgewebe aus dem Glaskörper eines Embryo von
4 Monaten. (Runde Zellen in gallertartiger Zwischensubstanz.)
Fig. 449. Knorpelgewebe aus dem Netzknorpel der Ohrmuschel.
a Zeilen, 6 Zwischenmasse, c Fasern in derselben. Nach F rey.
Sinne als Einheit zusammengefaßt werden, als Keimanlagen, welche
durch Ausscheidung von Zwischensubstanz zwischen Wanderzellen
entstehen. 2. Da diese Wanderzellen oder Plano c y t en stets aus
dem Verbände eines der epithelialen Keimblätter na cht r ä g l i ch
ausgewandert sind, müssen die ersteren den letzteren subordini r t
und können ihnen nicht als gleichwertige oder koordinirte Bildungen
gegenübergestellt werden. 3. Die beiden Hauptgruppen
der Mesenchymkeime, die Lymphoide („Blutgewebe“) und die
Ko n n e k t i v e („Bindegewebe“) sind zwar histologisch und onto-
genetisch sehr ähnlich und scheinbar durch Zwischenstufen (z. B.
„Gallertgewebe , Fig. 448) verbunden; sie sind aber physiologisch
und phylogenetisch wesentlich verschieden. 4. Die Lymphoid-
organe (Lymphe und Blut, Lymphgefäße und Blutgefäße) entstehen
aus keinem zusammenhängenden „Gefäßblatte“, sondern sind
aus vielen, ursprünglich getrennten Lokalanlagen (jede einzelne aus
einer lokalisierten Gruppe von Wanderzellen, einer „Planocyten-
k olo nie“)'hervorgegangen; diese „Blu t inse ln “ sind erst nachträglich
zur Bildung von Gefäßen zusammengetreten, und diese
haben viel später erst zu einem einheitlichen Gefäß-System sich
vereinigt; die Zentralorgane des letzteren sind phyletisch jünger
als die peripheren Teile (Spalträume zwischen den Keimblättern).
5. Die Ko n n e k t i v o r g än e der Wirbeltiere hingegen entstehen
aus bestimmt abgegrenzten „Keimplat ten“ (Blastoplatten), d. h.
aus epith el ia len Bezirken der Keimblätter (und zwar der beiden
Mittelblätter),' welche ebenso morphologisch bestimmte Organanlagen
darstellen, wie die einzelnen Organkeime des inneren und
äußeren Keimblattes; so entsteht die Lederhaut aus einer Cutisplatte,
das axiale Skelett aus einer Skelettplatte und die Darmfaserwand
aus einer Gekrösplatte (Fig. 169—-172, S. 359)> Taf. VI, Fig. 5,
S. 342). 6. Die einfachsten und ursprünglichsten Formen dieser
Konnektivorgäne (Cutisplatte, Skelettplatte und Gekrösplatte) sind
bei den Acranieren (Amphioxus) dauernd, bei den Embryonen der
Cranioten (Selachier) vorübergehend, einfache einschichtige Epi-
thelien; erst später gehen bei letzteren daraus die „Mesenchym
Gewebe der Konnektive hervor. 7. Alle diese fundamentalen Anlagen
der Konnektive sind anfänglich frei von Blutgefäßen und
haben mit deren selbständigen Keimanlagen nichts zu tun. 8. Demnach
gibt es bei den Wirbeltieren keinen „Blutbindegewebskeim“
(„Parablast“ oder „Desmohaemoblast“), keine einheitliche Anlage
der Lymphoide und Konnektive.
Grundlegend für diese Auffassung des „Mesenchyms sind die
bedeutungsvollen, 1888 im „Anatomischen Anzeiger“ publizierten
Untersuchungen von Hatschek „über den Schichtenbau des Amphioxus“,
und von Rabl „über die Differenzierung des Mesoderms“.
Die hier festgestellte Unabhängigkeit der beiden verschiedenen
Mesenchymbildungen, der Lymphoide und Kon ne k t i v e , wird
zunächst ontog ene t i s ch bewiesen; daraus ergibt sich aber zugleich
ihre ph y lo g ene t i s che Selbständigkeit. In der Tat lehrt
uns die vergleichende Anatomie und Ontogenie, daß beiderlei
mesenchymale Organe unabhängig voneinander und po lyp hy -
let isch entstanden sind. Mächtige Konnektive (mesodermaleStützgewebe
und Skelette) entwickeln sich schon bei den verschiedenen
Stämmen der Coelenterien (Spongien, Korallen, Platoden), obwohl
diese noch keine Spur von Lymphoiden besitzen. Ebenso treten
Wanderzellen bei den Keimen und Larven der Vermalien, Echino-
dermen (Fig. 450) und anderen Coelomarien auf, lange bevor sich