
Fig. 7). Das klare Protoplasma der reifen Eizelle ist durch zahllose
darin verteilte dunkle Körnchen von Nahrungsdotter oder
Deutoplasma so sehr getrübt, daß der Vorgang der Befruchtung
und das Verhalten der beiderlei Kerne bei derselben (S. 151}
schwer zu verfolgen ist. Die beweglichen Elemente des männlichen
Samens, die stecknadelförmigen ^„Samentierchen“ oder
Spermazellen gleichen denen der meisten anderen Tiere (vergl..
Fig. 20, S. 142). Die Befruchtung erfolgt dadurch, daß diese beweglichen
Geißelzellen des Sperma sich dem Eie nähern und mit
ihrem Kopfteil, das heißt mit dem verdickten Zellenteile, welcher
den Zellkern umschließt, in die Dottermasse oder in die Zellsubstanz
des Eies einzudringen versuchen. Nur einem Spermatozoon
gelingt es, sich an einem Pole der Eiachse in den Dotter einzubohren,
und sein Kopf oder Kern verschmilzt mit dem weiblichen
Eikern, der nach Ausstoßung der Richtungskörper vom Keimbläschen
übrig geblieben war. So entsteht der „Stammkem“, oder
der_Kern der „Stammzel le“ (Cytula; Fig. 29, S. 152). Diese
unterliegt nun einer totalen Furchung, indem sie durch wiederholte
Zweiteilung in 2, 4, 8,' i6,~ 32 Zellen u. s. w. zerfällt. So
entsteht der kugelige, brombeerförmige öder maulbeerförmige
Körper, den wir früher als „Maulbee rkeim“ (Morula) bezeichnet
haben.
Die Ei fu r c h u n g des Amphioxus verläuft nicht vollkommen
gleichmäßig, wie man früher nach den ersten Beobachtungen von
Kowalevsky (1866) annahm. Sie ist nicht völlig äqual, sondern
ein wenig ungleichmäßig oder ad äqual . Wie später (1879)
Hatschek fand, bleiben die Blastomeren oder Furchungszellen nur
gleich bis zu dem Morulastadium, dessen kugeliger Körper aus
32 Zellen zusammengesetzt ist. Dann bleiben, wie es bei der inäqualen
Furchung stets der Fall ist, die trägeren und sich langsamer
teilenden vegetalen Furchungskugeln — die Mutterzellen
des Entoderms — in der Teilung zurück. Am unteren oder vegetalen
Eipole bleibt längere Zeit hindurch ein Kranz von acht großen
Entodermzellen unverändert bestehen, während die übrigen Zellen
durch Bildung zahlreicher horizontaler Kreise in eine zunehmende
Anzahl von sechzehnzelligen Kränzen zerfallen. Später verschieben
sich die Furchungszellen mehr oder weniger unregelmäßig, während
die Furchungshöhle im Inneren des Maulbeerkeims sich ausdehnt;
zuletzt treten die ersteren alle an die Oberfläche des letzteren,
so daß der Keim die bekannte Blasenform erreicht und eine
Ho h lk u g e l bildet, deren Wand aus einer einzigen Zellenschicht
besteht (Fig. 257 A— C). Diese Schicht ist die Ke imhau t (Blasto-
derma), das einfache Epithel, aus dessen Zellen sämtliche Gewebe
des Körpers hervorgehen. An der Ke imb l a s e oder Blastula ist
die Achse des kugeligen Körpers deutlich durch die größeren Zellen
des vegetalen Pol es- und die kleineren Zellen des animalen Poles
ausgesprochen (Fig. 257 A— C); erstere nehmen das untere Drittel,
letztere die beiden oberen Drittel der kugeligen Blasenwand ein.
H
Fig- 257-
Fig. 257. Gastrulation des Am-
phioxus, nach Hatschek (vertikale Durchschnitte
durch die Eiachse). A , B , C drei
Stadien der Blastulabildung;' B , i? Einstülpung
der Blastula; F fertige Gastrula. h Furchungshöhle,
g Urdarmhöhle.
Fig. 258. Gastrula des Amphioxus,
in frontalem Längsschnitt (zwischen Episom
und Hyposom). d TJrdarm, o Urmund, i Darmblatt
oder Entoderm, e Hautblatt oder Ektoderm.
Diese bedeutungsvollen ersten
Keimungsvörgänge erfolgen beim
Amphioxus mit solcher Schnelligkeit
, daß bereits vier bis fünf
Fig. 258.
Stunden nach erfolgter Befruchtung, also um Mitternacht, die
kugelige Keimblase fertig ist. Nun entsteht am Vegetalpole derselben
eine grubenartige Vertiefung, durch welche die Hohlkugel
in sich selbst eingestülpt wird (Fig. 257 D). Diese Grube wird
immer tiefer (Fig.' 257 E, F ); schließlich wird die Einstülpung