
gebaut sind {Trigeminus-Gruppe, 3.—8., vor dem Hörlabyrinth,
Vagus-Gruppe, 9.— 12., hinter demselben). Dagegen sind die sogenannten
„beiden ersten Hirnnerven“ (1. Riechnerv, Olfactorius,
und 2. Sehnerv, Opticus) ganz anderer Natur und verschiedenen
Ursprungs; sie entwickeln sich als direkte Fortsätze des Urhirns
(der Riechnerv vom Vorderhirn, der Sehnerv vom Zwischenhirn).
- Bei allen Schädeltieren, von den Rundmäulern bis zum
Menschen aufwärts, entwickeln sich aus diesen fünf ursprünglichen
Hirnblasen dieselben Teile, wenngleich
in höchst verschiedener Ausbildung. Die
erste Blase, das Vo rde rhi rn oder
Großhi rn (Prosencephalon, v), bildet
den weitaus größten Teil des sogenannten
„großen Gehirns“, namentlich die beiden
großen Halbkugeln, die Riechlappen, die
Streifenhügel und den Balken, nebst
Fig- 355- Fig. 356; lüg. 357.
Fig- 355"— 3$7- Zentralmark des menschlichen Embryo aus der siebenten
Woche, von 2 cm Lange. Nach K ö lliker. Fig. 357 Ansicht des ganzen Embryo von
der Ruckenseite; mit bloßgelegtem Gehirn und Rückenmark. Fig. i l i das Gehirn
nebst dem obersten Teil des-Rückenmarks, von der linken Seite. Fig. 3 « das Gehirn
von oben, v Vorderhim, 4 Zwischenhim, m Mittelhim, h Hinterhim, n Nachhim.
_.. , Fig- 358- Kopf eines Hühnchenkeims (58 Stunden bebrütet!, von der
Ruckenseite, 4omal vergrößert. Nach Mihalkomcs. vw Vorderwand des Vorderhims
P seme Hohle au Augenblasen, mh Mittelhim, kh Hinterhim, nh Nachhirn, As Herz
(von unten durchschimmemd), w Dottervenen, us Ursegment, rm Rückenmark.
dem Gewölbe. Aus der zweiten Blase, dem Zwis chenhi rn
(Deutencephalon, z\ entstehen vor allem die Sehhügel und die
übrigen Teile, welche die sogenannte „dritte Hirnhöhle“ umgeben,
ferner Trichter und Zirbel. Die dritte Blase, das Mi t t elhi rn
(Mesencephalon, nt), liefert die( kleine Vierhügelgruppe nebst der
Sylvischen Wasserleitung. Aus der vierten Blase, dem Hinte r -
hirn oder Kl e inhi rn {Metencephalon, h), entwickelt sich der
größte Teil des sogenannten „kleinen Gehirns“ (Cerebellum), nämlich
der mittlere „Wurm“ und die beiden seitlichen „kleinen Halbkugeln
. Die fünfte Blase endlich, das N a c h h i r n (Epencephalon, n),
gestaltet sich zum Nackenmark oder dem „verlängerten Mark
(Medulla oblongata), nebst der Rautengrube (dem Boden des
vierten Ventrikels), den Pyramiden, Oliven u. s. w.
Sicher dürfen wir es als eine vergleichend-anatomische und
ontogenetische Tatsache von der allergrößten Bedeutung bezeichnen,
daß bei allen Schädeltieren, von den niedersten Cyclostomen und
Fischen an bis zu den Affen und zum Menschen hinauf, ganz in
derselben Weise das Gehirn ursprünglich beim Embryo sich anlegt.
Ueberall bildet eine einfache blasenförmige Erweiterung am
vorderen Ende des Markrohrs die erste Anlage des Gehirns.
Ueberall entstehen aus dieser einfachen blasenförmigen Auftreibung
erst drei, später fünf Blasen, und überall entwickelt sich aus
jenen fünf primitiven. Hirnblasen das bleibende Gehirn mit allen
seinen verwickelten anatomischen Einrichtungen, die bei den verschiedenen
Wirbeltierklassen später so außerordentlich verschieden
erscheinen. Wenn Sie’ ein reifes Gehirn von einem Fische, einem
Amphibium, einem Reptil, einem Vogel und einem Säugetier vergleichen,
so werden Sie kaum begreifen, wie man die einzelnen
Teile dieser innerlich und äußerlich höchst verschiedenartigen
Bildungen aufeinander zurückzuführen im stände sein soll. Und
dennoch sind alle diese verschiedenen Craniotengehirne aus ganz
derselben Grundform hervorgegangen. Wir brauchen bloß die
entsprechenden Entwickelungszustände von Embryonen dieser
verschiedenen Tierklassen nebeneinander zu stehen, um uns von
dieser fundamentalen Tatsache zu überzeugen. (Taf. VHI—XIII,
zweite Querreihe, S. 376, 377.)
Die eingehende Vergleichung der entsprechenden Entwickelungsstufen
des Gehirns bei den verschiedenen Schädeltieren ist
höchst lehrreich. Verfolgen wir dieselben durch die ganze Reihe
der Craniotenklassen hindurch, so überzeugen wir uns bald von
folgenden höchst interessanten Tatsachen^ Bei den Cyc los tomen
(den Myxinoiden und Petromyzonten), die wir als die niedersten
und ältesten Schädeltiere kennen gelernt haben, erhält sich das
ganze Gehirn zeitlebens auf einer sehr tiefen und urspninglichen
Bildungsstufe, die bei den Embryonen der übrigen Cramoten rasch
vorübergeht; jene fünf ursprünglichen Hirnabschnitte bleiben dort
in wenig veränderter Form sichtbar. Bei den Fischen tiitt aber
schon eine wesentliche und beträchtliche Umbildung der fünf Hirnblasen
ein, und zwar ist es offenbar zuerst das Gehirn der U r -
f i sche (Selachier, Fig. 360) und demnächst das Gehirn der
Schme l z f i s che (Ganoides), von welchem einerseits das Gehirn