
Ventraltaschen, fließen zur Bildung einer einfachen engen Leibeshöhle
zusammen, dem Splanchnocoel (II).
Während diese wichtigen Bauverhältnisse im Rumpfe des
Amphioxus (im hinteren Drittel, Fig. 247— 250) sehr klar zu Tage
treten, ist das nicht der Fall im Kopfe, im vorderen Drittel (Fig. 251).
Hier finden sich viel verwickeltere Einrichtungen, welche erst
durch die im folgenden Vortrage zu untersuchende Keimesgeschichte
verständlich werden (vergl. Fig. 265). Der Kiemendarm liegt hier
frei in einer geräumigen, mit Wasser gefüllten Höhle, die man
früher irrtümlich für die Leibeshöhle hielt (Fig. 251H). In der
Tat ist aber diese Mante lhöhle (Atrium, gewöhnlich „Kiemenhöhle“
oder „Peribranchialhöhle“ genannt) eine sekundäre Bildung,
entstanden durch die Entwickelung von ein paar seitlichen Mantellappen
oder Kiemendeckeln (Mu U). Die wahre Leibeshöhle (Lh)
ist sehr eng und ganz geschlossen, ausgekleidet vom Coelomepithel.
Hingegen ist die Kiemenhöhle (A) mit Wasser erfüllt und ihre gesamte
Wandung vom Hautsinnesblatte ausgekleidet; sie öffnet sich
hinten durch das Mantelloch oder den Atemporus nach außen
(Fig. 245 c; Taf. XIX, Fig. 15 p)- F>as Ektoderm überzieht die
Oberfläche der beiden großen seitlichen Kiemendeckel, der
klappenartigen seitlichen Fortsätze der Leibeswand, welche unten um
die ursprüngliche Bauchseite herumwachsen und sich in deren Mittellinie;
vereinigen (in der Bauchnaht öder Raphe, Fig. 251 jR).
An der inneren Fläche dieser seitlichen Mantellappen (Mt),
in der ventralen Hälfte der weiten Mantelhöhle, finden sich die
Fig. 251. Querschnitt durch das Lanzettierchen, in der vorderenJHälfte
(nach RotyK). Die äußere Umhüllung bildet die einfache Zellenschicht der Oberhaut
(Epidermis E ). Darunter hegt' die dünne Lederhaut (Corium), deren Unterhautgewebe
( U) verdickt ist; sie sendet bindegewebige Scheidewände nach innen zwischen die
Muskeln (HZ,) und zu der Chordascheide. N Markrohr, Ch Chorda, L h Leibeshöhle,
A Mantelhöhle, L obere "Wand derselben, _£) innere Wand derselben, _ZL äußere Wand
derselben, ZA, ihr Ventralrest, K s t Kiemenstäbchen, M Bauchmuskeln, R Raphe'oder
Verwachsungsnaht der Bauchfalten (Kiemendeckel), G Geschlechtsdrüsen.