
Bauchseite zugekehrt ist, und aus welchem die Aortenbogen
entspringen, wiederholt den- Ar t e r i en s t i e l (Conus arteriosus)
der Selachier. Der mittlere Abschnitt ist die Anlage einer
einfachen Kamme r oder Hauptkammer (Ventriculus), und der
hinterste, der Rückenseite zugewendete Abschnitt, in welchen
die Dottervenen einmünden, ist die Anlage einer einfachen
Vo rk amme r {Atrium). Diese letztere bildet, ganz ebenso wie
die einfache Vorkammer des Fischherzens, ein paar seitliche
Ausbuchtungen, die He r zohren (Auriculae, Fig. 461 6); und
die Einschnürung zwischen Vorkammer und Hauptkammer heißt
daher Ohrkanal (Canaüs auricularis, Fig. 462 ca). Das Herz
des menschlichen Embryo ist jetzt ein vollständiges F i s c h her
z .
Ganz entsprechend der Phylogenese des menschlichen Herzens
zeigt uns nun auch seine Ontogenese einen ällmählichen Ueber-
gang vom Fischherzen durch das Amphibienherz und Reptilien-
herz zum Säugetierherzen. Das' wichtigste Moment dieses Ueber-
ganges ist die Ausbildung einer anfangs unvollständigen, später
vollständigen L äng s s che id ewand , durch welche alle drei Abteilungen
des Herzens in eine rechte (venöse) und linke (arterielle)
Hälfte zerfallen (vergl. Fig.- 463—468). Die Vorkammer wird dadurch
in ein rechtes und linkes Atrium geteilt, deren jedes das
zugehörige Herzohr aufnimmt; in die rechte Vorkammer münden
die Körpervenen ein (obere und untere Hohlvene, Fig.,465 c, 467 c);
die linke Vorkammer nimmt die Lungenvenen auf. Ebenso wird an
der Hauptkammer schon früh eine oberflächliche „Zwischenkammerfurche“
sichtbar (Sulcus interventricularis, Fig. 466 s). Diese ist
der äußerliche Ausdruck der inneren Scheidewand, durch deren
Ausbildung die Hauptkammer in zwei Kammern geschieden wird,
eine rechte venöse und eine linke arterielle Kammer. In gleicher
Weise bildet sich endlich auch eine Längsscheidewand in der
dritten Abteilung des primitiven fischartigen Herzens, im Arterienstiel,
aus, ebenfalls äußerlich durch eine Längsfurche angedeutet
(Fig. 466 af). Der Hohlraum des Arterienstiels zerfällt dadurch
m zwei seitliche Hälften: den Lungenarterienstiel, welcher in die
rechte Kammer, und den Aortenstiel, welcher in die linke Kammer
einmündet. Erst wenn alle Scheidewände vollständig ausgebildet
sind, ist der kleine (Lungen-)Kreislauf vom großen (Körper-)Kreis-
lauf geschieden; das Bewegungszentrum des ersteren bildet die
rechte, dasjenige des letzteren die linke Herzhälfte (vergl. die
55. und 56. Tabelle).
Ursprünglich gehört das Herz al l e r Wi rb e l t i e r e zum
Hyposom des Kopfe s , und demgemäß finden wir es auch
beim Embryo des Menschen und aller anderen Amnioten weit
vorn an der Unterseite 4es Kopfes: wie es bei den Fischen zeitlebens
vorn an der Kehle bleibt. Später rückt das Herz, mit
der zunehmenden Entwickelung des Halses und der Brust, immer
weiter nach hinten in den Rumpf hinein und findet sich zuletzt
Fie 46; Herz eines menschlichen Embryo von vier Wochen; I § von
vom 2) von hinten, j ) geöffnet und obere Hälfte der Vorkammer entfernt « linkes
H™zoH T rechtes Herzohr, § linke Kammer, v " rechte Kammer S g B B g
c obere Hohlvene {cd rechte, er linke), r Anlage der Kammerscheidewand. Nach K olhker.
Fie. 466. Herz eines menschlichen Embryo von sechs Wochen, von vorn.
r rechte Kammer, t linke Kammer, r Furche zwischen beiden Kammern, fa Arterienstiel,
a f Furche auf dessen Oberfläche; rechts und links die beiden großen Herzohren.
Nach Ecker. , H , . . .
Fig 467. Herz eines menschlichen Embryo von acht Wochen, von hinten. 3 linkes Herzohr, a rechtes Herzohr, V linke Kammer v rechte Kammer, cd rechte
■ obere Hohlvene, cs linke obere Hohlvene, c i untere Hohlvene. Nach K olhker.
Fin 468 Herz des erwachsenen Menschen, vollständig entwickelt, von
vom in seiner natürlichen Lage. « rechtes Herzohr (darunter die rechte Kammer).
i linkes Herzohr (darunter die linke Kammer), C obere Hohlvene, V Lungenvenen,
p Lungenarterie, d Bota.llisch.er Gang, A Aorta. Nach Meyer.
unten in der Brust, zwischen den beiden Lungen. Anfänglich liegt
es ganz symmetrisch, in der Mittelebene des Körpers, so daß seine
Längsachse mit derjenigen’ des Körpers zusammenfällt (Taf. VI,
Fig. 9). Bei den meisten Säugetieren bleibt diese symmetrische
Lage zeitlebens. Bei den Affen hingegen beginnt sich die Achse
schräg zu neigen und die Spitze des Herzens nach der linken