
der ventralen Coelomtaschen hervorgehen, während der mittlere
Teil der letzteren zu wächst und der oberste Teil die Vornieren-
kanäle bildet. Die metameren Gonaden der Ac r an i e r sind
Hyposomi ten des Rumpfes. Nach der wichtigen Entdeckung
von Rückert (1888) werden auch die Geschlechtsdrüsen der ältesten
Fische, der Selachier, ebenso angelegt. Erst nachträglich vereinigen
sich hier die segmentalen Anlagen derselben und fließen zur Bildung
von ein paar - einfachen Gonaden zusammen. Diese haben sich
dann durch Vererbung auf alle übrigen Schädeltiere übertragen.
Ueberall liegen sie hier ursprünglich beiderseits des Mesenterium,
unterhalb der Chorda, tief im Grunde der Leibeshöhle (Fig 476 g).
Ihre ersten Spuren werden hier im Coelomepithel sichtbar, an der
Stelle, wo in der „Mittelplatte oder Gekrösplatte“ das Hautfaserblatt
und Darmfaserblatt aneinander stoßen (Fig. 480 mp).. Hier
bemerkt man im Embryo aller Cranioten schon frühzeitig eine
strangförmige kleine Zellenanhäufung, welche-wir nach Waldeyer
das „Ke imepi the l “ oder auch (in Uebereinstimmung mit den
übrigen plattenförmigen Organanlagen) die Ge s chl e cht s plat t e
nennen können (Fig. 476 g; Taf. VI, Fig. 5 k). Diese Germinalplatte
oder Ge s chl e cht s le i s t e (Callus germinalis) erscheint
beim Embryo des Menschen schon in der fünften Woche, in Gestalt
von ein paar langen weißlichen Streifen,, an der Innenseite
der Urnieren (Fig. 477 t, 483 r): Die'Zellen dieser Geschlechtsplatte
(Lametta sexualis) zeichnen sich durch ihre cylindrische Form und
chemische Zusammensetzung wesentlich vor den übrigen Coelom-
zellen aus; sie haben eine andere Bedeutung als die platten Zellen
des „serösen Coelomepithels“, welche den übrigen Teil der Leibeshöhle
auskleiden. Indem sich das „Keimepithel“ der Geschlechtsleiste
verdickt und Stützgewebe aus dem Mesoderm in dieselbe
hineinwächst, wird sie zur Anlage einer indifferenten Geschlechtsdrüse.
Diese ventrale Gonade entwickelt sich dann bei den weiblichen
Schädeltieren zum Eierstock, bei den männlichen zum Hoden.
Während wir in der Ausbildung der beiderlei Gonid ien
oder erotischen Sexualzellen und in ihrer Vereinigung bei der
Befruchtung, das e inz ig e we sent l i che Moment der g e s
chl e cht l i chen Fo r tp f l anzu n g erbl i cken müssen, finden
wir doch daneben bei der großen Mehrzahl der Tiere noch andere,
zur Fortpflanzung tätige Organe vor. Die wichtigsten von diesen
sekundären Geschlechtsorganen sind die Au s f ü h r g ä n g e (Gono-
ductus), welche zur Abführung der reifen Geschlechtszellen aus
dem Körper dienen, und demnächst die B e g a t tu ng s o r g ane
(Copulativa), welche die Ueberträgung des befruchtenden Sperma
von der männlichen Person auf die eierhaltige weibliche Person
vermitteln. Die letzteren kommen gewöhnlich nur bei höheren
Tieren verschiedener Stämme vor und sind viel weniger allgemein
verbreitet als die Ausführgänge. Allein auch
diese sind sekundär entstanden und fehlen vielen
Tieren der niederen Gruppen.
Fig. 476. Fig- 477-
Fig. 476. Querschnitt durch die Beckengegend und die Hinterbeine
eines Hühnerembryo vom vierten Brütetage, etwa 4omal vergrößert, h Homplatte,
w Markrohr, n Kanal des Markrohrs, u Urnieren, x Chorda, e Hinterbeine, b Allantois-
kanal in der Bauchwand, t Aorta, v Kardinalvenen, a Darm, d Darmdrüsenblatt, f Darmfaserblatt,
g Keimepithel, r Rückenmuskeln, c Leibeshöhle oder Coelom. Nach Waldeyer.
Fig- 477- Menschlicher Embryo, vier Wochen alt, von der Bauchseite,
geöffnet. Brustwand und Bauchwand sind weggeschnitten, so daß der Inhalt der Brusthöhle
und Bauchhöhle frei liegt. Auch sind sämtliche Anhänge (Amnion, Allantois,
Dottersack) entfernt, ebenso der mittlere Teil des Darmes, n Auge, 3 Nase, 4 Oberkiefer,
5 Unterkiefer, 6 zweiter, 6" dritter Kiemenbogen, ov Herz (o rechte, o linke
Vorkammer; .31 rechte, i i linke Kammer), b Ursprung der Aorta, ƒ Leber (u Nabelvene),
e Darm (mit der Dotterarterie, bei d abgeschnitten), f . Dottervene, m Uroiere,
t Anlage der Geschlechtsdrüse, r Enddarm (nebst dem Gekröse, 2, abgeschnitten), n Nabelarterie,
u Nabelvene, 7 After, S Schwanz, p Vorderbein,, p' Hinterbein. Nach Coste.
Hier werden die reifen Geschlechtszellen meistens direkt nach
außen entleert. Bald treten sie unmittelbar durch die äußere Hautdecke
nach außen (Hydra und viele Hydroiden); bald fallen sie in
die Magenhöhle und werden durch die Mundöffnung ausgeworfen
{Gastraeaden, Spongien, viele Medusen und Korallen); bald fallen
H ae ck e l, Anthropogenie. 5. Aufl. 36