
5 4 4 Palingenetische Eifurch u ng einer Koralle.
A B C
Fig. 284. Gastrulation einer Koralle (Monoxenia Darw inu). ^ A , B Stamm-
zelle (Gytula) oder befrachtete Eizelle. Der neugebildete Stammkernist in A noch
nicht sichtbar, in B deutlich. C Zwei Furchungszeïïen. D Vier Furchungszellen.
E Maulbeerkehn (Morula). F Blasenkeim '(Blastula). G Blasenkeim im Durchschnitt.
H Eingestülpter Blasenkeim im Durchschnitt (Depula). / Gastrala im Längsdurchschnitt.
K Gastrala oder Becherkeim, von außen betrachtet.
X I X . xix. Blastaeaden, Volvocinen, Catallacten. 545
mehrere bewegliche haarförmige Protoplasmafortsätze auszustrecken;
indem sich diese Flimmerhaare, Geißeln oder Wimpern schwingend
im Wasser hin- und herbewegen, wird der ganze Körper schwimmend
umhergetrieben (Fig. 284 F).
Noch gegenwärtig leben im Meere sowohl wie im süßen Wasser
verschiedene Gattungen von primitiven vielzelligen Organismen,
welche im wesentlichen der Blastula gleichgebildet sind und gewissermaßen
als bleibende oder pe r s i s t ie rende Bla s tu l a formen
betrachtet werden können: hohle Blasen oder Gallertkugeln,
deren Wand aus einer einzigen Schicht von flimmernden
gleichartigen Zellen gebildet wird. Solche „Blastaeaden finden
sich bereits unter den plasmodomen Urpflanzen, die bekannten
Vo l v o c ine n, früher als „Kugeltiere“ zu den Infusorien gestellt.
Der gemeine Volvox globator erscheint im Frühjahr in unseren
Teichen als eine schwimmende, kleine, grüne Gallertkugel, fort-
bewegt durch die Schläge der Geißeln, die paarweise aus den
zahlreichen Zellen der Oberfläche entspringen. Auch bei der
ähnlichen Halosphaera viridis, die im Plankton des Meeres sich
treibend findet, bilden zahlreiche grüne Zellen eine einfache Schicht
an der Oberfläche der Gallertkugel; hier fehlen aber die Geißeln.
Diesen vegetalen Kugelcoenobien ganz gleich gebaut, aber
durch den animalen Stoffwechsel verschieden, sind einige Infusorien
aus der Klasse der Flagellaten, Synura, Magosphaera u. a.; sie
bilden die Besondere Gruppe der plasmophagen Catal lac ten
oder „Flimmerkugeln“. Den Entwickelungsgang einer solchen
zierlichen Flimmerkugel habe ich im September 1869 auf der Insel
Gis-Oe an der norwegischen Küste beobachtet (Magosphaera
planula, Fig. 285, 286). Der vollkommen äusgebildete Körper
derselben stellt eine Gallertkugel dar, deren Wand aus 32—64
wimpernden gleichartigen Zellen zusammengesetzt ist; sie schwimmt
frei im Meere umher. Nach erlangter Reife löst sich die Gesellschaft
auf. Jede einzelne Zelle lebt noch eine Zeit lang auf eigene
Hand, wächst und verwandelt sich in eine kriechende Amoebe.
Diese zieht sich später kugelig zusammen und kapselt sich em,
indem sie eine strukturlose Hülle ausschwitzt. Die Zelle hat jetzt
ganz das Aussehen eines gewöhnlichen Tier-Eies. Nachdem sie
eine Zeit lang in diesem Ruhezustände verharrt hat, zerfällt die
Zelle durch fortgesetzte Teilung erst in 2, dann in 4, 8, 16, 32,
64 Zellen. Diese ordnen sich wiederum zu einer kugeligen Blase,
strecken Flimmerhaare aus, sprengen die Kapselhülle und schwimmen
in derselben Magosphaera-Form umher, von der wir ausgegangen
H a e ck e l, Anthropogenie. 5. Aufl. 35