
Dagegen sind uns sehr zahlreiche und mannigfaltig gebildete
Formen dieser Legion in versteinertem Zustande bekannt, schon
von der obersilurischen Formation an. Ein Teil dieser wichtigen
fossilen Ganoiden schließt sich unmittelbar an die Selachier an;
ein anderer Teil nähert sich bereits den Dipneusten; eine dritte
Gruppe bildet den unmittelbaren Uebergang zu den Knochenfischen
(Teleostei). Für unseren Stammbaum sind vor allen diejenigen
Schmelzfische interessant, welche die Uebergangsbrücke von den
Selachiern zu den Dipneusten herstellen. Huxley, dem wir besonders
wichtige Arbeiten über die fossilen Schmelzfische verdanken,
hat dieselben in der Ordnung der Qua s tenf los s e r
('Crossopterygii) zusammengefaßt. Zahlreiche Gattungen und Arten
dieser Ordnung finden sich im devonischen und karbonischen System
(Fig. 307); ein einzelner, sehr veränderter Ueberrest lebt heute
noch in den großen Flüssen von Afrika (Polypterus, Fig. 3097
und der nahe verwandte Calamichthys). In manchen Abdrücken
von Quastenfischen erscheint die Schwimmblase verknöchert und
daher vortrefflich erhalten, so z. B. in Undina (Fig. 308,, gleich
hinter dem Kopfe).
Ein Teil dieser Cro s sopt e r y g i e r schließt sich in den
wichtigsten anatomischen Verhältnissen bereits eng an die L u r c h f
i s che (Dipneusta) an und bildet somit auch in phylogenetischer
Beziehung den Uebergang von den devonischen Ganoiden zu den
ältesten luftatmenden Wirbeltieren. Dieser bedeutungsvolle Fortschritt
fällt in die devonische Periode. Die zahlreichen Versteinerungen,
welche wir aus den beiden ältesten Abschnitten der
Erdgeschichte, aus der laurentischen und kambrischen Periode
kennen, gehören ausschließlich im Wasser lebenden Pflanzen und
Tieren an. Aus dieser paläontologischen Tatsache, im Verein
mit wichtigen geologischen und biologischen Erwägungen, dürfen
wir mit ziemlicher Sicherheit den Schluß ziehen, daß landbewohnende
Tiere überhaupt damals noch nicht existierten. Während
des ganzen ungeheuren archozoischen Zeitraumes, viele Millionen
Jahre hindurch, bestand die lebende Bevölkerung unseres Erdballs
fast bloß aus Wasserbewohnern; eine höchst merkwürdige Tatsache
wenn Sie sich erinnern, daß dieser Zeitraum die größere Hälfte
der ganzen organischen Erdgeschichte umfaßt. Die niederen Tierstämme
sind ohnehin ausschließlich (oder mit sehr geringen Ausnahmen)
Wasserbewohner. Aber auch die höheren Tierstämme
blieben während des primordialen Zeitraumes dem Aufenthalte im
Wasser angepaßt. Erst gegen Ende desselben ging ein Teil
derselben zum Landleben über. Zuerst erscheinen Versteinerungen
von landbewohnenden Tieren ganz vereinzelt in den obersilurischen,
zahlreicher in den devonischen Schichten, welche im Beginne des
Fig. 308.
Fig. 309.
Fig. 307. Ein devonischer Quastenfisch (Holoptychius rwbilissimus) aus
dem alten roten Sandstein von Schottland. Nach H uxUy.
Fig 308. Ein jurassischer Quastenfisch (Undina fien icilla td ), aus dem
oberen Jiira von Eichstätt. Nabh Z ü tel. j Jugularplatten, b drei gerippte Schuppen.
Fig. 309. Ein lebender Quastenfisch aus dem oberen Nil (Polypterus bichir).