
beiderlei Hautgebilde. Wie namentlich Maurer betont hat, bilden
die Haare, ebenso wie die Hautsinnesorgane und die Schuppen,
in der ersten Anlage regelmäßige Läng s r e ihen, und diese lösen sich später in alternierende Gruppen auf. Bei einem Bärenembryo
von 2,5 cm Länge, den ich der Güte des Herrn
von Schmertzing{in Arva Varallia, Ungarn)’verdanke (Fig. 347),
ist der Rücken mit 16 20 alternierenden Längsreihen von
' A B
T! Bi Embryo eines Bären ( Ursus arctos), von 45 mm Länge, 20 mm
Breite, in doppelter natürlicher Größe. A von der Bauchseite, B von der linken Seite.
schuppenartigen Höckern bedeckt. Zugleich erscheinen dieselben
m regelmäßige Querreihen geordnet, die von beiden Seiten gegen
die Mittellinie des Rückens unter spitzen Winkeln konvergieren.
Die Spitze der schuppenartigen Höcker ist nach hinten gerichtet.
Zwischen diesen größeren harten Schuppen (oder Haargruppen)
finden sich sehr zahlreich die Anlagen kleinerer Haare.
_ Gewöhnlich ist der Embryo des Menschen während der letzten
drei bis vier Monate der Schwangerschaft ganz mit einem dichten
Ueberzuge von feinen Wollhaaren bedeckt. Dieses embryonale
Wo l lk l e id (Lanugo) geht teilweise schon während der letzten
Wochen des Embryolebens, jedenfalls aber bald nach der Geburt
verloren und wird durch das dünnere bleibende Haarkleid ersetzt.
Die bleibenden späteren Haare wachsen aus Haarbälgen hervor,
die aus der Wurzelscheide des abfallenden Wollhaares hervorsprossen.
Gewöhnlich bedecken die embryonalen Wollhaare beim
menschlichen Embryo den ganzen Körper mit Ausnahme der
Handflächen und der Fußsohle. Diese Teile bleiben beständig
nackt, wie sie auch bei allen Affen und den meisten anderen Säugetieren
unbehaart bleiben. Nicht selten weicht das Wollkleid des
Embryo durch seine Farbe auffallend von der späteren bleibenden
Haarbedeckung ab. So kommt es z. B. bei unserem indogermanischen
Stamme bisweilen vor, daß Kinder von blonden Eltern bei
der Geburt zum Schrecken dieser letzteren mit einem dunkelbraunen
oder selbst schwarzen Wollpelze bedeckt erscheinen. Erst nachdem
Mieser abgestoßen ist,’ treten die ' bleibenden blonden Haare
auf, welche das Kind von den Eltern geerbt hat. Bisweilen bleibt
der dunkle Pelz noch mehrere Wochen oder selbst Monate nach
der Geburt erhalten. Dieses merkwürdige Wo l lk le id des
Mens chenke ims ist ein Erb s tü c k von den Af f en,
unseren uralten, langhaarigen Vorfahren.
Nicht minder bemerkenswert ist es, daß viele höhere Affen
in der dünnen Behaarung einzelner Körperstellen sich bereits dem
Menschen nähern. Bei den meisten Affen, namentlich bei den
höheren Catarrhinen, ist das Gesicht größtenteils oder ganz nackt,
oder nur so dünn oder kurz behaart wie beim Menschen. Wie
bei diesem, ist auch bei jenen meistens der Hinterkopf durch
stärkere Behaarung ausgezeichnet; diese fehlt jedoch dem kahlköpfigen
Schimpanse (Antkropithecus calvus, big. 239, S. 425).
Die Männchen vieler Affen besitzen einen starken Backenbart
und Kinnbart; diese Zierde des männlichen Geschlechts ist jedenfalls
durch sexuelle Selektion erworben. Bei manchen Affen jst
die Brust und die Beugeseite der Gelenke sehr dünn behaart, viel
spärlicher als der Rücken und die Streckseite der Gelenke.
Andererseits werden wir auch nicht selten durch die zottige Behaarung
der Schultern, des Rückens und der Streckseiten der
Extremitäten überrascht, welche wir, bei einzelnen Männern unseres
indogermanischen und des semitischen Stammes wahmehmen.
Bekanntlich ist starke Behaarung des Gesichts oder des ganzen
Körpers in einzelnen Familien von Ha a rmens chen erblich