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I I I B . Urniere der Anamnien (Ichthyoden).
B e i allen A n am n ie n (den drei K la sse n der Fische, D ipneusten u nd
Amp h ib ie n) ist die U rn ie re (Mesonephros) allein als H a rn o rg a n tätig. D ie
Vo rn ie re tritt zwar im Em b ry o auf, wird aber frühzeitig rückgebildet,
einige Knoch en fische u nd Amph ibie nlarven ausgenommen. D ie D a u e r niere
fehlt noch. D ie F l i m m e r t r i c h t e r (Nephrostomen), mit denen
ursprünglich die Umieren kan ä le rin die Bau ch höh le münden, bleiben bei
vielen Selachiern u nd Amp h ib ie n bestehen. B e i diesen Gruppen sondert
sich die kompakte U rn ie re in einen vorderen G e r m i n a l ’t e i l (G e schlechtsniere)
u nd einen hinteren U r i n a l t e i l (Beckenniere). Zugleich
spaltet sich der Um ie re n ga n g (Nephrodudus) in zwei parallele Gänge
jederseits, einen inneren (medialen) M ü l l e r s e h e n G a n g ' u n d einen
äußeren (lateralen) W o l f f s c h e n G a n g . Ersterer fungiert als Eileiter,
letzterer als Harnsamenleiter.
I I I C . Urniere der Amnioten.
B e i allen Amn io te n ist als H am o rg a n n u r die D auerniere oder
Na ch nie re tätig, d ie den fünf niederen Vertebratenklassen noch fehle
Sie. entsteht ursprünglich aus dem hintersten Abschnitt der U rn ie re -und
des_Umierenganges. D a s vordere Genitalstück der Urn ie re wird zum
N e b e n h o d e n (beim We ibe zu dem rudimentären Nebeneierstock).
I V . V ie r t e S tu fe : Dauerniere: Metanephros.
D ie segmentale U rn ie re (:Mesonephrosj der A n am n ie n oder Ichth yod en
w ird allmählich ersetzt u nd verdrängt durch eine dritte Generation von
segmentalen Kanälen, welche sich nach hinten von der ersteren entwickeln.
D ie se N a c h n i e r e n k a n ä l e (Metanephridia) setzen den
Sekretionsapparat der D a u e r n i e r e zusammen, (die Rinde n substanz mit
den gewundenen K a n ä lc h e n u nd den Malpighischen. B lä sch e n ); sie
münden in den Ausführungsapparat, welcher aus der Marksubstanz
{P y ram id e n mit geraden .Kanälchen, Nierenbecken u n d Harnleiter) 'sich
zusammensetzt, u n d welcher aus dem hintersten Abschnitt des Umie re n -
gan ge s hervorwächst. D ie Flimmertrichter der Urniere sind bei der
D a u em ie re oder N ach nie re verschwunden.
I V A. Dauerniere der Reptilien.
D ie D a u em ie re der ä l t e r e n A m n i o t e n liegt weit h i n t e n im
Becken, entsprechend ihrem phyletischen U rsp ru n g aus dem hinteren
U rina lstüc k der Urniere. Ih re Oberfläche ist ursprünglich gelappt.
I V B . Dauerniere der Säugetiere.
D ie D au emie re der j ü n g e r e n A m n i o t e n rückt v o n hinten nach
v o r n . Ih re ursprüngliche Lappenbildun g verschwindet bei den meisten
■ Säugetieren, so daß die Oberfläche des bohnenförmigen Organs, wie beim
Menschen, glatt erscheint. D ie spezielle Nierenbildung des M e n s c h e n
gleicht derjenigen der höheren A f f e n .
Achtundfünfzigste Tabelle.
Uebersicht über die Stammesgeschichte der menschlichen
Geschlechtsorgane.
LVIIIA. Erster Hauptabschnitt: Geschlechtsorgane
lind Hamorgan e bleihen getrennt und haben keine Beziehung.
I. Erste Periode: Gonaden der Gastraeaden.
D ie S e x u a l z e l l e n oder Gonidien (Eizellen u nd Spermazellen) entwickeln
sich einzeln aus einem der beiden primären Keimblätter, anfangs
zerstreut, später aus ein paar lateralen Zellen des Urmu ndrande s
[„paarige Urzellen des M e sode rms“ (Promesoblasten), oder „Urgeschlechts-
zellen“ [Progonidien)~\.
II . Zweite P e r io d e : Gonaden der Platoden.
D ie Produktion vo n Sexualzellen beschränkt sich auf ein Paar laterale
Zellenstränge in der W a n d des U rd a rm s. oder auf zwei M e s o d e r m -
s t r e i f e n , welche vom U rm u n d aus zwischen die beiden primären
Keimblätter hineinwachsen (G e r m i n a l 1 e i s t e n oder primitive Gonaden).
I I I . Dritte Periode: Gonaden der Vermalien.
■ D ie soliden Mesodermstreifen höhlen sich vom U rd a rm her aus
u n d werden so zu einfachen paarigen G e s c h l e c h t s t a s c h e n [primäre
Coelomtaschen); ih r H o h lra u in bildet die A n la ge des Coeloms oder Entero-
coels; das Coelömepithel ihrer W a n d liefert die Geschlechtsprodukte (vorn
Eizellen, hinten Spermazellen).
IV . Vierte Periode: Gonaden der Prochordonier.
D ie paarigen Zwitterdrüsen sondern sich durch eine transversale
E in sch n ü ru n g in einen vorderen E i e r s t o c k [Ovarium) u nd einen
hinteren H o d e n (Spermarium). Später t r i t t - G e s c h l e c h t s t r e n n u n g
{ Gonochorismus) an die Stelle der Z w i t t e r b i l d u n g (.Hermaphrodismus),
indem das O varium n u r auf d e n einen {weiblichen) T e il der N a c h kommenschaft
vererbt w ird , das Spermarium n u r auf den anderen
(männlichen) Teil.
V. Fünfte Periode: Gonaden der Acranier.
In d em die G l i e d e r u n g des Vertebratenkörpers, vom Muskelsystem
der Episomiten ausgehend, beginnt, zerfallen auch die Go nad en der Hypo-
somiten jederseits in eine Reihe von Geschlechtsdrüsen, gleich den s e g m
e n t a l e n G o n a d e n des Amphioxus.
V I . Sechste Periode: Gonaden der Cyclostomen.
D ie segmentalen Anlagen der Geschlechtsdrüse (noch bei^ den
Em b ry o n e n der Selachier vorhanden) verschmelzen schon frühzeitig im
K e im e jederseits zu einer einzigen e i n f a c h e n G o n a d e . D ie reifen
Geschlechtsprodukte fallen in die Leibeshöhle u nd werden durch ein L o c h
der B au chwand entleert (einen hinter dem After befindlichen Porus genitalis).
H a e ck e l, Anthropogenie. 5. Aufl. 5^