
55. (S. 171.) Urdarm und Urmund. Meine Unterscheidung
(1872) von Urdarm und Urmund (Progaster und Prostoma), im Gegensätze
zu dem späteren, bleibenden Darm und Mund (Metagaster und
Metastoma) ist vielfach angegriffen worden; sie ist aber ganz ebenso
berechtigt, wie die Unterscheidung von Umieren und bleibenden Nieren.
Die Bezeichnung Archenteron für Urdarm und Blastoporus für Urmund
sind von E. Ray-Lankester erst drei Jahre später eingeführt worden (1875).
Eine interessante neue Auffassung des Urmundes hat kürzlich Daniele
Rosa (Modena) gegeben : „II canale neurenterico ed il blastoporo anale“.
(Bolletino Zool. di Torino, No. 446, 1903.)
56. (S. 192.) Die Färbung der Amphibien-Eier ist durch
Anhäufung von dunklem Farbstoff am animalen Eipole bedingt. Infolgedessen
erscheinen die animalen Zellen des Ektoderms hier dunkler als
die vegetativen Zellen des Entoderms. Bei den meisten Tieren ist das
Umgekehrte der Fall, indem das Protoplasma der Entodermzellen gewöhnlich
trüber und grobkörniger ist.
57. (S. 199.) Amphigastrula der Amphibien. Vergl. Robert
Remak, Ueber die Entwickelung der Batrachier, S, 126; Taf. XII,
Fig- -3— 7- Stricker, Handbuch der Gewebelehre, Bd.TI, S. 1195— 1202,
Fig. 3-99—402. Goette, Entwickelungsgeschichte der Unke, S. 145, Taf. II,
Fig. 32—35- Hertwig, Das mittlere Keimblatt der Amphibien, S. 8.
58. (S. 207.) - Scheib en-Gastrula der Knochenfische.
Van Bambeke, Recherches sur l’embryologie des poissöns osseux. Bruxelles
i875- Kingsley and Conn, 1883, Embryology of the Telçosts. A. Agassiz
and C. O. Whitman, 1885, The development of osseous fishes. M’Intosh,
1890, Development and life historiés of fishes. H. E. Ziegler, 1882
bis 1896, Die embryonale Entwickelung von Salmo salar, Die Entstehung
des Periblastes bei den Knochenfischen etc.
59. (Sr208.) Dotterzellen im Nahrungsdotter. Die zellen-
ähnkchen Formbestandteile, welche sich im ungefurchten Nahrungsdotter
der Vögel, Reptilien und Fische, in großer Anzahl und Formenmannigfaltigkeit
vorfinden, sind nichts weniger als echte Zellen, wie
His u. A. behauptet haben. Die echten Zellen, welche sich nach der
Furchung im Nahrungsdotter jener meroblastischen Tiere finden, sind
eingewanderte Furchungszellen (Merocyten, Fig. 447, S. 843).
60. (S. 217.) Scheiben-Gastrula der Reptilien. Vergl.
K, F. Wenckebach, Der Gastrulationsprozeß bei Lacerta agilis. Anat.
Anz., 1891, No. 2. (Mit trefflichen allgemeinen Bemerkungen.)
61. (S. 224.) Epigastrula der Säugetiere. Edouard Van
Beneden, La maturation de l’oeuf, la fécondation et les premières phases du
développement embryonnaire des Mammifères, d’après des recherches faites
chez le lapin. 1875. Chiroptères, 1889. Archive de Biologie, Vol. I etJV.
E. Haeckel, 1876, Gastrulation der Säugetiere.' Jena. Zeitschr., Bd. XI, S\ j8.
Selenka, Studien über Entwickelungsgeschichte der Säugetiere, 1883— 1887.
Carl Rabl, 1888. Morphol. Jahrb., Bd. XV, S. 140, 165.
62. (S. 227.) Blasen-Gastrula der Gliedertiere. Ueber
die Zurückführung aller Gastrulationsformen (— auch der sogenannten
„D elamination“ —) auf die ürsprüngliche, palingenetische Form vergl.
namentlich die klare kritische Darstellung von Arnold Lang, Lehrb. der
vergl. Anatomie, 1888, Heft'l; S. 115—131.
63. (S. 236.) ' Geschi chte der Blättertheorie. Vergl. das
VII. Kapitel in O. Hertwigs Lehrbuch der Entwickelungsgeschichte, S. 124
bis 137. Desselben Handbuch d. Entw., ■ Bd.-_ I, 1903, S. 699— 1018.
64. (S. 264.) Typen und Phylen. Nach der früheren „Typentheorie“
sind die Typen des Tierreichs paral lele und völlig selbständige,
nach meiner „Gastraeatheorie“ hingegen divergierende und an der
Wurzel zusammenhängende Stämme. Diese Ansicht von den Verwandtschafts
Beziehungen der niederen und höheren Tierstämme, die ich 1872
(in der Philosophie der Kalkschwämme, S. 465) zuerst begründete, ist
weiter ausgeführt in meiner „Systematischen Phylogenie“ (1896); kürzer
zusammengefaßt in der zehnten Auflage der Natürlichen Schöpfungsgeschichte
(1902, S. 494, 513).
65., (S, 266.) Ursprung des Wi rbeltierstammes. Vergl.
den XX. Vortrag, S. 583, sowie' das I. Kapitel in meiner „Systematischen
Phylogenie der Wirbeltiere“ (1895, S. 10— 20).
66. (S. 268, 270.) Das Urbild des Wirbeltieres, wie es
Fig. 101 —105 vorführen, ist ein hypothetisches Schema oder Dia gramm,
welches zwar vorzugsweise nach dem Grundriß des Amphioxus
konstruiert ist, wobei jedoch auch die vergleichende Anatomie und
Ontogenie der Ascidien und Appendicularien einerseits, der Cyclostomen
und Selachier anderseits berücksichtigt sind. Dieses Schema soll nichts
weniger als ein „exaktes Abbild“ sein, sondern lediglich ein Anhalt zur
hypothetischen Rekonstruktion der unbekannten, längst ausgestorbenen
Vertebraten-Staïnmform, ein idealer „Archi typus“ !
67. (S. 271.) Achsen der Wi rbel tier-Grundform. Vergl.
meine Promorphologie oder Grundformenlehre (Stereometrie der
Organismen). Gen. Morphol., Bd. I, S. 374— 574- Einpaarige Grundformen
(Dipleura). S. 519. „Bilateral - symmetrische“ Formen in der
vierten Bedeutung dieses Wortes!
68. (S. 298.) Ort der Befruchtung. Beim Menschen, wie
bei den übrigen Säugetieren, erfolgt wahrscheinlich die Befruchtung der
Eier gewöhnlich im Eileiter; hier begegnen sich die Eier, welche bei
dem Platzen der GraaJsehen Follikel aus dem weiblichen Eierstock ausgetreten
und in die innere Mündung des Eileiters eingetreten sind, und
die beweglichen Spermazellen des männlichen Samens, welche bei der
Begattung in den Uterus eingedrungen und von hier in die äußere
Mündung des Eileiters eingewandert sind. Selten erfolgt die Befruchtung
schon außen auf dem Eierstock, oder erst innen im Fruchtbehälter.
69. (S. 305.) Der Keimschild (Embryaspis) ist anfangs bei den
Amnioten bloß „Rückenschild“ (Notaspis); wenn später das Frontalseptum
zwischen Episoma und Hyposoma sich ausbildet, erscheint der
Rückenschild als „Stammzone“ gegenüber dem Bauchleibe („Parietalzone“
und Dottersack).