
dasselbe bei den letzteren von mehr oder minder hohem physiologischen
Werte, hingegen bei den Anthropoiden und beim
Menschen ein ziemlich unnützes Organ ist. Die Schallleitung
wird durch den Verlust der Ohrmuschel kaum beeinträchtigt.
Hieraus erklärt sich auch die außerordentlich mannigfaltige Gestalt
und Größe der Ohrmuschel bei den verschiedenen Menschen; sie
teilt diesen hohen Grad von Veränderlichkeit mit anderen rudimentären
Organen. §|
Die Knorpel ,-wel che das stützende Skelett der Ohrmuschel
bilden und die charakteristische Form ihrer Falten bedingen, stehen
ursprünglich mit dem Knorpel des äußeren. Gehörganges in Zusammenhang
und haben sich mit ihm aus dem obersten Teile des
Zungenbeinbogens (des zweiten Kiemenbogens, Hyoideum) entwickelt;
das hat Georg Rüge (1897) an der Auricula der Mono-
tremen nachgewiesen. Die vielen phylogenetisch interessanten
Gesichtspunkte, welche sich aus dem vergleichenden Studium der
Ohrmuschel ergeben, hat namentlich Gustav Schwalbe (1897) eingehend
entwickelt; er zeigte, daß die Ohrfaltenzone (die obere
und hintere Hälfte der Auricula, mit der Spitze) viel variabler ist,
als die Ohrhügelzone (der untere und vordere Teil). Näheres
darüber hat Robert Wiedersheim in seinem interessanten Werke
mitgeteilt: „Der Bau des Menschen als Zeugnis für seine Vergangenheit“
(1902).
Auf Taf. X X V I und XXVII sind die linken Ohrmuscheln
von achtzehn anthropomorphen Personen zusammengestellt und
auf gleiche Größe reduziert. Eingehende und unbefangene Vergleichung
derselben lehrt überzeugend, daß die charakteristische
Gestalt sowohl der ganzen Ohrmuschel als ihrer einzelnen Teile
bei den Mens chenaf fen (Taf. XXVI) ebenso veränderlich ist,
als beim Mens chen (Taf. XXVII). Fig. 1—3 Gorilla, Fig. 4—6
Schimpanse, Fig. 7— 8 Orang, Fig. 9 Gibbon. — Fig. 10 ein Buschmann,
Fig. 11— 18 verschiedene Europäer (Fig. 13 ein Schwede,
Fig. 14 eine Frau aus Jena, Fig. 16 Kapellmeister Humperdink,
Fig. 17 Kapellmeister Richard Strauß). In großen Versammlungen,
in denen unser geistiges Interesse durch langweilige Unterhaltung
oder durch phrasenreiche Reden ermüdet wird, bietet einen anregenden
Ersatz die vergleichende Betrachtung der Ohrmuscheln,
die sowohl in der Gesamtform, als in der Ausbildung der einzelnen
Teile eine außerordentliche Mannigfaltigkeit und Verschiedenheit
zeigen.