
Die ältesten von jenen Organen sind die Geschlechtswerkzeuge;
sie zeigen innerhalb dieser Platodenklasse sehr mannigfaltige
Bildungsverhältnisse; im einfachsten Falle sind bloß zwei Paar
Gonaden oder Geschlechtsdrüsen vorhanden, ein Paar Hoden
(Fig. 295 h) und ein paar Eierstöcke (e); dieselben öffnen sich
nach „außen bald durch eine gemeinsame mediane Oeffnung
(Monogonopora), bald getrennt, die weibliche Oeffnung hinter der
männlichen (Digonopöra,
Fig. 295). Die paarigen
Geschlechtsdrüsen entwickeln
sich ursprünglich
aus den beiden Pro-
mesoblas ten oder den
„Urmesodermzellen“' (Fig.
261 p, S. 477). Indem diese
ältesten Mesodermanlagen
sich ausdehnten und bei
den späteren Nachkommen
der Platoden durch Aushöhlung
zu geräumigen
„Geschlechtstaschen“
Fig.i 294. Fig. 295.
Fig. 294. Ein einfacher
Strudelwurm \Khabdocoelum).
m Mund, sd Schlundepithel, sm
Schlundmuskulatür, d Magendarm,
nc Mierenkanäle, nm Nieren-
mündung, au Auge, na Greruchs-
grabe. -(Schema.)
Fig. 295. Derselbe Stru-
delwurm, um die übrigen Organe
zu zeigen, g Gehirn, au Auge,
na Geruchsgrube,.« Nerven, h
Hoden, $ männliche Oeffnung,
5 weibliche Oeffnung, e Eierstock,
f flimmernde Oberhaut. (Schema.)
wurden, entstanden wahrscheinlich daraus die paarigen Coelom-
ta schen, die Anlagen zu der echten Leibeshöhle der höheren
Metazoen (Enterocoelier).
Während die Gonaden zu den phylogenetisch ältesten Organen
gehören, sind die wenigen übrigen sekundären Organe, welche wir
noch bei den Plattentieren zwischen Darmwand und Leibeswand
antreffen, als jüngere, spätere Entwickelungsprodukte anzusehen.
Eines der wichtigsten und ältesten unter diesen letzteren sind die
Nieren oder Nephridien, welche die Ausscheidung unbrauchbarer
Säfte aus dem Körper besorgen (Fig. 294 nc). Diese Ha rn -
Organe oder „Exkretionsörgane“ (oft auch „Wassergefäße“ genannt)
sind ursprünglich wohl als vergrößerte Hautdrüsen aufzufassen;
ein paar Kanäle, welche der Länge nach den Körper
durchziehen und getrennt oder vereinigt nach außen münden (nm).
Oft sind sie mit vielen Aesten versehen. Den übrigen Coelenterien
(Gastraeaden, Spongien, Cnidarien) fehlen solche besondere Ausscheidungsorgane
noch ganz, ebenso den Cryptocoelen. Sie treten
zuerst bei den Turbellarien auf und haben sich von ihnen direkt
auf die Vermalten, von diesen auf die höheren typischen Tierstämme
vererbt Man kann die ursprünglichsten Nierenformen, wie sie bei
den niedersten-und ältesten Bilaterien (Platoden, Rotatorien, Nematoden
etc.) sich finden und ein paar Lateralkanäle bilden, als V o r nieren
(Protonephridia) bezeichnen, im Gegensätze zu den Dau e r nieren
(Metanephridia) der höheren Metazoen; bei diesen treten
anfänglich im Keime auch zunächst die ersteren auf, später werden
sie aber durch die letzteren ersetzt oder substituiert (Hatschek).
Als ein sehr wichtiges neues Organ der Turbellarien, welches
den Cryptocoelen (Fig. 293) und ihren Gastraeaden-Ahnen noch fehlte,
ist endlich das einfache Ne r v ens y s t em besonders zu erwähnen.
Dasselbe besteht aus ein paar einfachen Hirnknoten (Fig. 295 g)
und aus feinen Nervenfäden, welche von diesen ausstrählen, dieselben
gehen teils als Willensnerven (oder motorische Fasern) zu
der dünnen,' unter der Haut sich entwickelnden Muskelschicht;
teils als Empfindungsnerven (oder sensible Fasern) zu den Sinneszellen
der flimmernden Oberhaut (ƒ). Viele Turbellarien haben
auch schon besondere Sinnesorgane: ein paar flimmernde Geruchsgrübchen
(na), einfache Augen (au), seltener Gehörbläschen. Ern
paar stärkere Seitennerven, die sich bei vielen Plattentieren entwickeln,
sind deshalb wichtig, weil sie bei vielen ihrer Nachkommen
sich zu höheren Nerven-Zentralorganen ausbilden. Ebenso ist auch
der paarige Hi rnknoten (g), welcher vorn unter der Rückenhaut,
über dem Vorderdarm liegt, von höchster Bedeutung; denn dieses
Sche i te lhi rn (Acroganglion), welches ursprünglich als Sche i te l plat
te (Acroplatea) in der äußeren Oberhaut entsteht, ist die ekto-
dermale Grundlage für den direkt daraus entstandenen „oberen
Schlundknoten“ und das „Gehirn“ der höheren Tiere.
Gemäß der vorstehenden Darstellung nehme, ich an, daß die
ältesten und einfachsten Turbellarien aus Platodarien und diese
di rekt aus bi la te r a len Ga s t rae aden entstanden sind. Die