
Wir können diesen ganzen Zeitabschnitt demnach als die Hauptperiode
der „wirbellosen Vorfahren des Menschengeschlechtes“
charakterisieren oder, wenn wir die ältesten Vertreter des Wirbeltierstammes
selbst hervorheben wollen, a ls das Ze i tal te r der
Schäde l los en (Acrania). Während des ganzen archolithischen
Zeitalters bis zur Silurzeit bestand die Bevölkerung unseres Planeten
vielleicht nur aus Wa s s e rbewohne rn: wenigstens ist bis jetzt
noch kein einziger Rest von landbewohnenden Tieren und Pflanzen
aus diesem Zeiträume bekannt geworden. Die ältesten Spuren von
landbewohnenden Organismen treten erst in der Silurperiode auf.
Auf das primordiale Zeitalter folgt ein zweiter, beträchtlich
langer Zeitabschnitt, das pa läo zoi s che oder pr imäre Z e i t alter;
es zerfällt in vier lange Perioden, in die s i lur ische,
devoni s che , ka rboni s che und permische Periode. Die
Silurgebirge sind für uns besonders dadurch interessant, daß in
ihnen die ersten fossilen Spuren von Wirbeltieren auf treten: Zähne
und Schuppen von Selachiern (Palaeodus) 'im unteren, Ganoiden
(Pteraspis) im oberen Silur. Während der devonischen Periode
wurde der „alte rote Sandstein“ oder das devonische System ge-
gebildet; Während der karbonischen oder Steinkohlenzeit wurden
die mächtigen Steinkohlenflötze abgelagert, die uns unser wichtigstes
Brennmaterial liefern; in der permischen Periode endlich (oder der
Dyasperiode) wurde der neue rote Sandstein und der Zechstein
nebst dem Kupferschiefer gebildet. Die ungefähre Mächtigkeit
dieser Schichtengruppen zusammengenommen wird auf 40000 bis
45 000 Fuß geschätzt; einige nehmen etwas mehr, andere beträchtlich
weniger an. Jedenfalls ist dieser paläolithische Zeitraum, als
Ganzes genommen, bedeutend kürzer als der archolithische, hingegen
bedeutend länger als alle noch darauf folgenden Zeiträume
zusammengenommen. Die Gebirgsschichten, welche während dieses
primären Zeitalters abgelagert wurden, liefern uns versteinerte Tierreste
in großer Menge: außer zahlreichen Arten von Wirbellosen
auch sehr viele Wirbeltiere, und zwar ganz überwiegend Fische.
Schon während der devonischen, ebenso aber auch während der
Steinkohlen- und der permischen Periode existierte eine so große
Anzahl von Fischen, besonders von Urfischen (Haifischen) und
Schmelzfischen, daß wir die ganze paläolithische Plauptperiode als
das Ze i tal te r der Fi s che bezeichnen können. Insbesondere
sind unter den paläozoischen Schmelzfischen oder Ganoiden die
Crossopterygier, sowie die Ctenodipterinen (Dipneusten) von hoher
Bedeutung.
Während dieses Zeitalters begannen aber auch schon einzelne
Fische sich an das Landleben zu gewöhnen und gaben so der
Amphibien-Klasse den Ursprung. Schon im Steinkohlensystem
finden wir versteinerte Reste von fünfzehigen Amphibien, den
ältesten landbewohnenden und luftatmenden Wirbeltieren. Die
Mannigfaltigkeit dieser Amphibien wächst im permischen Zeitraum.
Gegen Ende desselben erscheinen auch bereits die ersten
Amniont i e r e , die Stammeltern der drei höheren Wirbeltierklassen.
Das sind eidechsenartige Tocosaurier ; Proterosaurus aus
dem Kupferschiefer von Eisenach wurde zuerst bekannt. Die Entstehung
der ältesten Amnioten, unter denen sich jedenfalls die
gemeinsame Stammform der Reptilien, Vögel und Säugetiere befunden
haben muß, wird in der Tat durch diese ältesten Reptilienreste
gegen das Ende des paläozoischen Zeitalters verlegt
Die Vorfahren des Menschengeschlechtes werden mithin während
dieses Zeitalters anfänglich durch echte Fische, später durch Lurchfisehe
und Amphibien, und zuletzt durch die ältesten Amniontiere,
durch die Protamnioten vertreten gewesen sein.
An das paläozoische Zeitalter schließt sich als dritter Hauptabschnitt
der organischen Erdgeschichte das mesozoische oder
sekundä r e Ze i tal te r an. Auch dieses wird wiederum in drei
kleinere Abschnitte eingeteilt: in die Tr ias- , Jura - und Kreide-
Periode. Die Mächtigkeit der Schichtengruppen, welche während
dieser drei Perioden, vom Beginne der Triaszeit bis zum Ende der
Kreidezeit, abgelagert wurden, beträgt zusammengenommen ungefähr
gegen 15000 Fuß, also noch nicht die Häfte von der Dicke
der paläozoischen Ablagerungen. Während dieses Zeitalters fand
innerhalb aller Abteilungen des Tierreiches eine sehr üppige und
mannigfaltige Entwickelung statt. Insbesondere im Wirbeltierstamme
entwickelte sich eine Masse von neuen und interessanten
Formen. Unter den Fischen treten zum ersten Male die Knochenfische
auf. In ganz überwiegender Mannigfaltigkeit und Artenmenge
aber erscheinen die Reptilien, unter denen die aüsgestorbenen
riesigen Drachen (Dinosaurier), die Seedrachen (Halisaurier) und die
fliegenden Eidechsen (Pterosaurier) die merkwürdigsten und bekanntesten
sind. Entsprechend dieser Herrschaft der Reptilienklasse
bezeichnet man diesen Abschnitt wohl als das Ze i tal te r
der Repti l ien. Außerdem aber entwickelte sich während dieses
Zeitabschnittes auch die Klasse der Vö g e l , und zwar hat diese
unzweifelhaft aus einer Abteilung der eidechsenartigen Reptilien
ihren Ursprung genommen. Das beweist die übereinstimmende