
Hautdrüsen bleiben unverästelt, so namentlich die S c hwe i ß drüsen
(Fig. 342 efg). Diese Drüsen, welche den Schweiß absondern,
werden zwar sehr lang und bilden am Ende einen aufgewundenen
Knäuel; aber sie verzweigen sich niemals; ebenso
die Ohr ens chma l zdrüsen, welche das fettige Ohrenschmalz
absondern. Die meisten anderen Hautdrüsen treiben Sprossen und
verästeln sich, so namentlich die am oberen Augenlide gelegenen
Tränendrüsen, welche die Tränen absondern (Fig. 344), ferner
die Ta lgdrüs en, welche die fettige Hautschmiere oder den
Hauttalg liefern, und welche meistens in die Haarbälge einmünden.
Schweißdrüßen und Talgdrüsen kommen nur den Säugetieren zu.
Hingegen finden sich Tränendrüsen bei allen drei Amniotenklassen
vor, bei Reptilien, Vögeln und Säugetieren. Den niederen, im Wasser
lebenden Wirbeltieren fehlen sie.
Sehr merkwürdige Hautdrüsen, welche bei allen Säugetieren,
aber auch ausschließlich nur bei diesen, Vorkommen, sind die
Mi l chdrüsen (Glandulae mammales, Fig. 345, 346). Sie liefern
die Mi lch zur Ernährung des neugeborenen Säugetieres. Trotz
ihrer außerordentlichen Größe sind diese wichtigen Gebilde
doch weiter nichts als mächtige Talgdrüsen der Haut (Taf. VII,
Fig. 16 md). Die Mi lch entsteht ebenso durch Verflüssigung der
fetthaltigen Milchzellen im Inneren der verästelten Milchdrüsenschläuche
(Fig. .345 c), wie der Hauttalg und das Haarfett durch
Auflösung der fetthaltigen Talgzellen im Inneren der Hauttalg-
drüsen.^ Die Ausführgänge der Milchdrüsen erweitern sich zu
sackartigen Milchgängen (b), welche sich wieder verengern (a) und
in der Zitze oder Brustwarze durch 16—24 feine Oeffnungen getrennt
ausmünden. Die erste Anlage dieser großen zusammengesetzten
Drüse ist ein ganz einfacher konischer Zapfen der Oberhaut,
der in die Lederhaut hineinwächst und sich verästelt. Noch
beim neugeborenen Kinde besteht sie nur aus 12— 18 strahlig gestellten
Läppchen (Fig. 346)7 Allmählich verästeln sich diese, ihre
Ausführungsgänge höhlen sich aus und erweitern sich, und zwischen
den Läppchen sammeln sich reichliche Fettmassen an. So entsteht
die hervorragende we ibl i che Brus t {Mamma), auf deren Höhe
sich die zum Saugen angepaßte Zitze oder Bru s twa r z e {Mam-
milld) erhebt). Diese -letztere entsteht erst später, nachdem die
Milchdrüse bereits angelegt ist; und diese ontogenetische Erscheinung
ist deshalb von hohem Interesse, weil die älteren Säugetiere
(die Stammformen der ganzen Klasse) überhaupt noch keine Warzen
zum Milchsaugen besaßen. Die Milch trat hier einfach aus einer
ebenen, siebförmig durchlöcherten Stelle der Bauchhaut hervor,
wie es noch heute bei den niedersten lebenden Säugetieren, bei
den eierlegenden Gabeltieren Australiens, der Fall ist. Hier leckt
das junge Tier die Milch der Mutter ab, statt sie zu saugen. Man
kann daher diese Monotremen geradezu als Zi tzenlose (Amasta)
bezeichnen. Bei vielen niederen Säugetieren finden sich zahlreiche
Milchdrüsen, welche an verschiedenen Stellen der Bauchseite sitzen.
Beim menschlichen Weibe sind gewöhnlich nur ein Paar Milchdrüsen
vorn an der Brust vorhanden, und ebenso bei den Affen,
Fledermäusen, Elefanten und einigen anderen Säugetieren. Bisweilen
treten aber auch beim menschlichen
Weibe zwei Paar hintereinander liegende
Brustdrüsen (oder selbst noch mehr) auf.
Fig- 345-
Fig. 346.
Fis. 34.(. Die weibliche Brust (Mamma) im senkrechten Durchschnitt.
,c traubenförmige Drüsenläppchen, b erweiterte Müchgänge, a verengerte Ausführgange,
welche durch die Brustwarze münden. Nach H . Meyer.
Fig. 346. Milchdrüse des Neugeborenen, a ursprüngliche Zentraldrüse,
b kleinere und c größere Sprossen derselben. Nach Langer.
Einzelne Frauen besitzen sogar vier oder fünf Paar Milchdrüsen, wie
die Schweine und Igel (Fig. 106, S. 283). Diese Polymastie ist als
R ü c k s c h l a g in eine ältere Stammform zu deuten. Häufig sind
solche überzählige oder accessorische. Brustwarzen auch beim
Manne zu finden (Fig. 106 D). Bisweilen sind auch die normalen
Michdrüsen beim Manne stark entwickelt und zum Säugen tauglich;
gewöhnlich existieren sie beim männlichen Geschlecht nur
als rudimentäre Or g ane ohne Funktion. Wir haben diese
merkmürdigen Atavismen, die in vieler Beziehung interessant sind,
bereits im elften Vortrage besprochen (S. 287, Fig. 107).