
vollständigen Mi t t e l s t e l lun g zwischen den nied eren und
höheren Wi rbel t ie ren. Während die niederen Amphibien
in ihrer ganzen Organisation sich unmittelbar an die Dipneusten
und Fische anschließen, vorzugsweise im Wasser leben und Wasser
durch Kiemen atmen, vermitteln die höheren Amphibien ebenso
unmittelbar den Anschluß an die Amnioten, leben gleich diesen
vorzugsweise auf dem Lande und atmen Luft durch Lungen.
Aber in ihrer Jugend gleichen die letzteren den ersteren und erreichen
erst infolge einer vollständigen Verwandlung jenen höheren
Entwickelungsgrad. Die individuelle Keimesgeschichte der meisten
höheren Amphibien wiederholt noch heute getreu die Stammesgeschichte
der ganzen Klasse, und die verschiedenen Stufen der
Umbildung, welche der Uebergang vom Wasserleben zum Landleben
bei den niederen Wirbeltieren während der devonischen «oder
Steinkohlenperiode bedingte, führt Ihnen noch jetzt in jedem Frühjahr
jeder beliebige Frosch vor Augen, der sich-in unseren Teiehen
und~Sümpfen aus dem Ei entwickelt.
Gleich den geschwänzten Salamandern (Fig. 315) verläßt auch
jeder gemeine Frosch das Ei in Gestalt einer Lar ve , welche völlig
von dem ausgebildeten Frosche verschieden ist (Fig. 316). Der
kurze Rumpf geht in einen langen Schwanz über, der vollkommen
die Gestalt und den Bau eines Fischschwanzes hat (s), Beine fehlen
anfangs noch vollständig. Die Atmung geschieht ausschließlich
durch Kiemen, anfangs äußere (k), später innere Kiemen. Dementsprechend
ist auch das Herz ganz wie bei den Fischen gebildet
und besteht bloß aus zwei Abteilungen, einer Vorkammer,
welche das venöse Blut aus dem Körper aufnimmt, und einer
Kammer, welche dasselbe durch den Arterienkegel in die Kiemen
treibt (Ichthyocardia, S. 614).
In dieser Fischform schwimmen die Larven unserer Frösche,
die sogenannten „Kaulquappen“ (Gyrini), in jedem Frühjahr
massenhaft in unseren Teichen und Tümpeln umher, wobei sie
ihren muskulösen Schwanz als Ruderorgan, ebenso wie die Fische
und die Ascidienlarven, gebrauchen. Erst nachdem dieselben zu
einer gewissen Größe herangewachsen sind, beginnt die merkwürdige
Verwandlung der Fischform in die Froschform. Aus dem
Schlunde wächst ein Blindsack hervor, welcher sich in ein paar
geräumige Säcke ausbuchtet: das sind die Lungen. Die einfache
Herzkammer zerfällt durch Ausbildung einer Scheidewand in zwei
Vorkammern, und gleichzeitig gehen beträchtliche Veränderungen
in der Bildung der wichtigsten Arterienstämme vor sich. Während
vorher- alles Blut aus der Herzkammer durch die Aortenbogen in
die Kiemen trat, geht jetzt nur ein Teil desselben in die Kiemen,
ein anderer Teil durch die neugebildete Lungenarterie in die
Lungen. Von hier kehrt arterielles Blut in die linke Vorkammer
des Herzens zurück, während sich das venöse Körperblut in der
rechten Vorkammer sammelt. Da beide Vorkammern in die einfache
Herzkammer münden, enthält diese nunmehr gemischtes Blut.
Fig W Larve des gefleckten E rdsalamanders (Salamandra m aculata),von
der Bauchseite. In der Mitte tritt noch ein Dottersack aus dem Darm hervor. Die Kiemen stad zierlich baumförmig verästelt. Die beiden Betapaare smd noch sehr klem.
Fig 516 Larve des gemeinen Grasfrosches (Sana temfioraria), sogenannte
! K a u l q utpVpe“ (Ka^lpadde)- »M u n d , M —
saugen än Steinen, d Hautfalte, aus der der Kiemendeckei entsteht, datamU;r <lie
Kiemenspalte, aus der die Kiemenbäumchen (k) Vorlagen, r Schwanzmuskeln, ƒ Haut
flossensaum des Schwanzes.
Aus der Fischform ist jetzt die Dipneustenform geworden Im
weiteren Verlaufe der Verwandlung gehen die Kiemen mit den
Kiemengefäßen vollständig verlören, und es tritt ausschließlich
Lungenatmung ein. Später wird auch der lange Ruderschwanz
abgeworfen, und der Frosch hüpft nun mit den inzwischen hervorgesproßten
Beinen ans LandM) (Amphicardia, S. 614).