
höhle“ von His. Diese beiden, zum Dorsalteil des Kopfcoeloms
gehörigen Kanäle, die wir kurz P l e u r a l g ä n g e nennen wollen,
nehmen die beiden Lungenbläschen auf, welche aus dem hinteren
Teile der Ventralwand des Kopfdarms hervorwachsen ; so werden
sie zu den beiden Brustfellhöhlen oder Pleurahöhlen. Erst
später schnüren sich die dorsalen Pleurahöhlen von der ventralen
„sekundären Pericardialhöhle“ und der dahinter gelegenen Bauchhöhle
oder Peritonealhöhle vollständig ab.
Das Zwe r chf e l l (.Diaphragma) tritt phylogenetisch zuerst
in der Klasse der Amphibien (bei den Salamandern) auf, als
eine unbedeutende muskulöse Querfalte der Bauchwand, welche^
sich aus dem Vorderende des queren Bauchmuskels (M. transver sus
abdominis) erhebt und zwischen Herzbeutel und Leber hineinwächst.
Bei den Rept i l i en (Schildkröten und Krokodilen) gesellt
sich zu diesem älteren Ventralteil der Zwerchfellanlage ein jüngerer
Dorsalteil, indem von der Wirbelsäule ein Paar Subvertebralmuskeln
nach unten vorspringen und als „Zwerchpfeiler“ jenem
Septum transversum entgegenwachsen. Aber wahrscheinlich sind
erst bei den permischen Sauromammahen beide ursprünglich getrennte
Teile zur Vereinigung gekommen, so daß dann bei den
Säugetieren das Zwerchfell eine vollständige Scheidewand zwischen
Brusthöhle und Bauchhöhle bildet; indem es bei seiner Kontraktion
•die Brusthöhle bedeutend erweitert, gestaltet es sich zu einem
wichtigen Atemmuskel. Die Ontogenie des Diaphragma beim
Menschen und allen anderen Säugetieren wiederholt noch heute,
entsprechend dem Biogenetischen Grundgesetze, jenen phylogenetischen
Prozeß ; denn bei allen Mammalien entsteht das Zwerchfell
durch sekundäre Vereinigung jener beiden ursprünglich getrennten
Anlagen, des älteren Ventralteils (Diaphragma sternale)
und des jüngeren Dorsalteils (.Diaphragma pleurale).
Bisweilen unterbleibt beim Menschen auf einer Seite die Verschmelzung
der beiden Zwerchfellanlagen, und somit auch die
Abschnürung des einen Pleuralganges von der Bauchhöhle. Die
Folge dieser „Hemmungsbildung“ ist ein Zwerchfellbruch (Hernia
diaphragma tic a). Brusthöhle und Bauchhöhle bleiben dann in
dauernder Verbindung durch einen offenen Ductus pleuralis (oder
„Brustfortsatz der Rumpfhöhle“), und durch diese „Bruchpforte“
können Darmschlingen aus der Bauchhöhle in die Brusthöhle ein-
treten. Das ist eine jener zahlreichen „fatalen Mißbildungen“,
welche die große Rolle des bl inden Zufa l ls in der organischen
Entwickelung beweisen.
D ie Brus thöhle der S äu g e t i e r e mi t ihren wi c h t
igen Ein s chlüs sen, He r z und Lungen, g ehö r t demnach
ur sprüng l i ch zum* K o p f t e i l des V e r t e b r a t e n körpe
r s und ist erst ^nachträglich in den Rumpfteil hineingetreten.
Diese wichtige und in vieler Beziehung interessante
Auffassung ergibt sich mit voller Sicherheit aus den übereinstimmenden
Zeugnissen der vergleichenden Anatomie und Ontogenie.
Die Lungen sind Ausstülpungen des Kopfdarms; das Herz schnürt
sich von der unteren Wand desselben ab. Die Pleurasäcke oder.
Brustfelltaschen, welche die Lungen einschließen, sind paarige
Dorsalteile des Kopfcoeloms, aus den Pleurodukten entstanden;
der Herzbeutel, in welchem das Herz später liegt, ist ursprünglich
ebenfalls paarig, aus Ventralhälften des Kopfcoeloms entstanden,
welche erst'später verschmelzen. Indem die Lunge der luftatmenden
Wirbeltiere aus der Kopfhöhle nach hinten herauswächst und
in die Rumpfhöhle eintritt, wiederholt sie das Beispiel der Schwimmblase,
die bei den Fischen ebenfalls aus der Schlundwand als
kleine taschenförmige Ausbuchtung entsteht, bald aber sich so
mächtig ausdehnt, daß sie, um Platz zu finden, weit nach hinten
in die Rumpfhöhle hineintreten muß. Besser gesagt, die Lunge
der Pentadactylen behält diesen erblichen Wachstumsprozeß der
Fische bei; denn die hydrostatische Schwimmblase der letzteren
"ist ja tatsächlich das lufthaltige Organ, aus dem das Luftatmungsorgan
der ersteren phylogenetisch entstanden ist.
Eine interessante c eno g ene t i s che Er s che inung in der
Herzbildung der höheren Wirbeltiere verdient hier noch besondere
Erwähnung. Die früheste Anlage des Herzens erscheint, wie
neuere Beobachtungen sichergestellt haben, b e i allen Amnioten
pa a r ig , und der einfache spindelförmige Herzschlauch, von dessen
Betrachtung wir früher ausgingen, entsteht erst nachträglich, indem
jene beiden seitlichen Schläuche nach innen rücken, sich berühren
und schließlich in der Mittellinie verschmelzen. Beim Menschen,
ebenso wie beim Kaninchen liegen die paarigen Herzkeime noch
in dem Stadium, in welchem bereits acht Ursegmente gesondert
sind, weit auseinander (Fig. 471 h). Ebenso sind die paarigen
Coelomtaschen des Kopfes, in welchem sie liegen (die beiden „Halshöhlen
oder Parietalhöhlen“), noch durch einen weiten Zwischenraum
getrennt. Erst wenn dér Dauerleib des Keimes wächst und
sich von der Keimdarmblase abschnürt, rücken jene getrennten
seitlichen Anlagen zusammen und verschmelzen endlich in der
Mittellinie. Indem die mediane Scheidewand zwischen rechtem