
Einundfünfzigste Tabelle.
Uebersicht über die Bildung des menschlichen Darmsystems.
(N. B. Die mit y bezeichneten Teile sind Ausstülpungen des Darmrohrs.)
I.
Erster
Hanp tabschnitt
des
Darmsystems:
Kopfdarm
(Cephalogaster)
1. Mundhöhle
(Cavum oris)
2. Nasenhöhle
(Cavum nasi)
Mundöffnung
Lippen
Kiefer
Zähne
Zunge (Teil)
j Speicheldrüsen
Gaumensegel
Zäpfchen
, Nasengänge
ly Kieferhöhlen
Yy Stirnhöhlen,
ly Siebbeinhöhlen
Rima ofis
Labia
M axillae
Dentes
Lingua
Glandulae salivales
Velum palatinum
Uvula
Meatus narium
S in u s m axillares
S in u s fro n ta les
Sinu s ethmoidales
Atmungsdarm
(Tractus —
respiratorius)
= Kiemendarm
B r an chien terori).
3. Schlundhöhle
(Cavum
pharyngis)
4. Lungenhöhle
(Cavum
pulmonis)
Rachen
Mandeln
Schlundkopf
y Ohrtrompete
y Paukenhöhle
Zungenbein
y Schilddrüse
■ f Thymusdrüse
(y Kehlkopf |
|y Luftröhre
ly Lungen
Isthm us fa u cium
Tonsillae
Pharynx
Tuba E u sta ch ii
Cavum tympani
Os hyoides
Thyreoidèa .
Thym us
Laryn x
Trachea
Pulmones
3. Vorderdarm
( Speiseröhre
1 Mageneingang
Oesophagus
Cardia
(Prosogaster) I Magen Stomachus
II. l Magenausgang Pylorus
Zweiter Gallendarm Duodenum
Hauptabschnitt y Leber Hepar
des 6. Mitteldarm y Bauchspeicheldrüse Pancreas
Darmsystems: (Mesogaster) Leerdarm Jejunum
Rumpfdarm Krummdarm Ileum
( Truncogaster) (y Dottersack oder ( Vesicula umbilioder
N abelbläschen) calis)
Verdauungs- Dickdarm Colon
darm y Blinddarm Coecum
(Tractus 7. Hinterdarm ■f" Wurmanhang des Processus vermidigestivus)
(Telogaster) Blinddarms fo rm is
= Leberdarm Mastdarm Rectum
(Cholenteron). Afteröffnung Am is
8. Harndarm r(f Urharnsack)
+ Harnröhre
(A llantois)
(Urogaster) Urethra
Harnblase Urocystis
Darmepithelien vom Entoderm (Darmdrüsenblatt) gebildet. Darmepithelien vom Ektoderm
(Ausgenommen die vom Hornblatt gebildete Afterhöhle.) (Hornblatt) gebildet.
eben die Sonde rung des Darmrohre s in zwei Ha u p t abschni
t t e: in einen vorderen r espi rator is chen Abschnitt,
den Kiemendarm, welcher bloß der Atmung dient (Kopfdarm,
Cephalogaster, oder Branchienteron), und einen hinteren d i g
e s t i v en Abschnitt, den L eb er darm, welcher bloß der Verdauung
dient (Rumpfdarm, Truncogaster oder Hepatenteron).
Da wir diese höchst charakteristische Sonderung des Darmrohres
in zwei physiologisch ganz verschiedene Hauptabschnitte ebenso
bei sämtlichen Vertebraten, wie bei allen Tunicaten antreffen, so
dürfen wir schließen, daß sie auch bereits bei deren gemeinsamen
Vorfahren, den Prochordonie rn, vorhanden war, um so mehr
als selbst der Eichelwurm sie schon besitzt. (Vergl. S. 276, 366,
582 und Fig. 426—428). Allen übrigen wirbellosen Tieren fehlt
diese eigentümliche Einrichtung völlig.
Die Zahl der Kiemenspa l t en beträgt beim Amphioxus,
wie bei den Ascidien und beim Eichelwurm, anfänglich nur ein
Paar , und die Gopelaten (S. 490) haben zeitlebens nur ein Paar.
Später wird bei ersteren die Zahl sehr vermehrt. Bei den Schädeltieren
wird sie hingegen wieder vermindert. Die Cyclostomen
besitzen 6— 8 Paar (Fig. 301, S. 594); einige Urfische 6—7 Paar,
die meisten Fische nur 4—5 Paar Kiemenspalten. Auch beim
Embryo des Menschen und der höheren Wirbeltiere überhaupt,
wo sie schon sehr frühzeitig auftreten, kommen bloß 3—4 Paar zur
Entwickelung. Bei den Fischen bleiben die Kiemenspalten 'Zeitlebens
bestehen und lassen das durch den Mund aufgenommene
Atemwasser nach außen treten (Fig. 303—303, S; 601; Taf. VII,
Fig. 13 ks). Hingegen verlieren sie sich schon teilweise bei den
Amphibien und gänzlich bei allen höheren Wirbeltieren. Hier
bleibt nur ein einziger Rest der Kiemenspalten bestehen, und zwar
der Ueberrest der ersten Kiemenspalte. Dieser gestaltet sich zu
einem Teile des Gehörganges; es entsteht daraus der äußere Gehörgang,
die Trommelhöhle und die Eustachische Ohrtrompete. Wir
haben diese merkwürdigen Bildungen bereits früher betrachtet und
wollen nur nochmals die interessante Tatsache hervorheben, daß
unser mittleres und äußeres Gehörorgan das letzte Erbstück von
der Kiemenspalte eines Fisches ist. Auch die Kiemenbogen, welche
die Kiemenspalten trennen, entwickeln sich zu sehr verschiedenartigen
Teilen. Bei den Fischen bleiben sie zeitlebens Kiemenbogen,
welche die atmenden Kiemenblättchen tragen; ebenso auch noch
bei den niedersten Amphibien; bei den höheren Amphibien aber
erleiden sie im Laufe der Entwickelung schon mannigfache
H a e ck e l, Anthropogenie. 5. Aufl. ^2