
5. Fünfte Stufe: Das Leben der Gastraeaden.
D ie H ohlku ge l des Coenobiums {4-.) hat sich in die G a s t r a e a
(S. 547) verwandelt, indem durch einseitige Einstülpung der U rd a rm u nd
U rm u n d entstand (S. 548) u nd damit zugleich Arbeitsteilung der einfachen
Zellenschicht; das Blastoderm (S. 543) sondert sich in animales
Ektoderm u nd végétales Entoderm (S. 5 4 8— 556) ; das erstere (Hautblatt)
übernimmt die Funktionen der Em p fin d un g u nd Bewegung, das letztere
(Darmblatt) die Tätigkeiten der E rn ä h ru n g u nd Fortpflanzung.
6. Sechste Stufe: Das Leben der Platoden.
D ie schwimmende monaxone F o rm der Gastraea verwandelt sich in
die kriechende bilaterale F o rm der P l a t o d a r i e n ( Cryptocoela, S. 570).
In d em aus ein P a a r H autdrüsen sich Pronephridien entwickeln u nd die
epidermale Scheitelplatte sich in das hypodermale H im g a n g lio n verwandelt,
entstehen daraus T u r b e l l a r i e n (Rhabdocoéla, S. 574). D u r c h E ntwickelung
einfachster Sinnesorgane erhebt sich die Psy ch e auf eine höhere Stufe.
HI. Dritte Hauptstufe in der Phylogenie der Funktionen:
Die Lebenstätigkeit der Vermalien.
D e r O r g a n i s m u s i s t e i n V e r m a l e , ein Wurmtier im engeren
Sinne, d. h. ein M e t a z o o n m i t L e i b e s h ö h l e u n d m i t A f t e r ,
aber noch ungegliedert u nd ohne die typischen Charaktere eines d er
höheren Tierstämme.
7. Siebente Stufe: Das Leben der Rotatorien.
A u s den Turbellarien (6.) sind durch Bildu n g der zweiten D a rm öffnung
( A f t e r ) u nd der perienterischen Leibeshöhle primitive V e r m
a l i e n entstanden (Gastrotricha, S. 578) ; der Emäh ru ngsprozeß differenziert
sich 7 aber Blutgefäße fehlen noch.
8. Ach te Stufe : Das Leben der Nemertinen.
D u r c h die A u sb ild u n g v o n B l u t g e f ä ß e n bei den höheren V e r malien
sondert sich ein besonderes Zirkulationssystem vom Darmsy stem
(S. 579). D asselbe besteht aus zwei medianen Blutkanälen, die in d e r
D a rm w an d liegen u nd v om u nd hinten durch eine den D a rm umfassende
Schlinge verbunden sind : das dorsale R o h r (Rückengefäß) u n d das ven trale
R o h r (Bauchgefäß). (Vergl, die einfachsten Formen der Nemertinenr
-Fig- 298, S. 580.)
9. Neunte Stufe: Das Leben der Enteropneusten.
D e r D armkan al sondert sich in zwei Hauptabschnitte, den vorderen
Kopfdarm, der zu r Atmung, u nd den hinteren Rumpfdarm, der zur V e r dauung
dient. A m respiratorischen K o p f d a r m brechen Kiemenspalten
nach außen durch Kiemendarm“ ) ; am digestiven R u m p f d a rm
stülpen sich Lebersäcke aus (,,Leberdarm“ ). Zwischen den Kiemenspalten
bilden sich Gefäßbogen, welche vom Bauchgefäß zum Rückengefäß auf-
steigen. D ie beiden Hauptblutgefäße verlaufen in dem dorsalen u nd
ventralen Mesenterium, der permanenten medianen Scheidewand zwischen
den b e i d e n C o e l o m t a s c h e n . (Vergl. Balanoglossus, Fig. 299, S. 580.)
10. Zehnte Stufe: Das Leben der Prochordonier.
D e r Vermalien-Osgsxä&mas, erreicht im ganzen die Bildungsstufe der
ältesten C h o r d o n i e r ( Chordaten oder Chordatiere), v o n denen die
heutigen C o p e l a t e n (d ie• niedersten Tunicaten) einen modifizierten
Ueberrest darstellen. D e r dorsale Nervenstamm sinkt in die Tiefe u nd
wird zum M e d u l l a r r o h r . U n te r demselben entsteht als innere Skelettstütze
die C h o r d a , aus einer medianen R in n e der dorsalen Darmwand.
Gegenüber dieser „oberen Epibranchialrinne“ sondert sich in der Mittellinie
der ventralen W a n d des Kieme ndarms die drü sige. Hypobran ch ial-
rinne, die die N a h ru n g dem Leberdarm zuführt. (Vergl. Appendicaria,
Fig. 276, S. 490). D a s ontogenetische Schattenbild dieser wichtigen
Prochordonier-A h n e n ' hat sich in der C h o r d u l a der Tunicaten u nd
Vertebraten bis heute erhalten. (Vergl. S. 2 4 5— 259.)
IV. Vierte Hauptstufe in der Phylogenie der Funktionen:
Die Lebenstätigkeit der Vertebraten.
D e r Vertebraten-Ox^M&mas entsteht aus dem ungegliederten Chor-
donierdQaca durch i n n e r e G l i e d e r u n g des langgestreckten K ö rp e r s :
W i r b e l b i l d u n g ( Vertebratio). D ie se segmentale Gliederung oder
M e f ä m e r i e betrifft zunächst im Rückenleibe (Episoma) das M u sk e lsystem,
im Bauchleibe {Hyposoma) das Geschlechtssystem; so entstehen
oben ein paar R eihe n v o n Rumpfmuskeln, unten v o n Gonaden. Im
Ansch lu ß daran gliedert sich auch das Nierensystem, Nervensystem u nd
Gefäßsystem, später das Skelettsystem. D ie damit verknüpfte M u l t i p l i k
a t i o n u n d “weitgehende A r b e i t s t e i l u n g der Organe bedingt eine
höhere u nd reichere Entfaltung aller Lebenstätigkeiten.
jgrt Elfte Stufe: Das Leben der Acranier.
D e r älteste W i r b e l t i e r -O r g a n i smu s erreicht im ganzen die B ildungsstufe
der heutigen A c r a n i e r (Amphioxus). D ie sechs Fundamental-
Organe (S. 258) haben die ältesten U r w i r b e i t l e r e (Prospondylia, S. 270,
592) v o n ihren Prochordonier-A h n e n durch Vererbung erhalten; sie haben
aber deren Funktionen (— u nd infolgedessen deren Strukturen — ) vielseitig
weiter entwickelt. D u rc h lebhaftere Schwimmbewegungen des länger
werdenden K ö rp e r s trat zunächst Gliederung der Rumpfmuskeln (im
Episoma) u nd der Go nad en (im H yp o som a ) ein. Ih n e n folgte korrelativ
die Metamerie des Nerven-, N ieren - u nd Gefäßsystems. Vergl. Amp h iox u s
Vo rtrag 16 u nd 17.
12. Zwölfte Stufe: Das Leben der Cyclostomen.
D e r älteste C r a n i o t e n -O r g a n i sm u s gleicht in den allgemeinen
Bildungsverhältnissen teils den heutigen Myxinöiden, teils den Petro-
myzonten. D a s vordere E n d e des Medu llairoh rs erweitert sich zum G e hirn;
die drei höheren Sinnesorgane bilden sich aus. D e r vordere Teil
der Perichorda wird zum Schädel. D a s einfache spindelförmige H e rz
(der Prochordonier) teilt sich in K am m e r u nd Vorkammer. D ie seg-
mentalen Pronephridien (der Acranier) werden zu einer kompakten K o p f niere
(Pronephros). D ie metameren Gonaden verschmelzen zu einem
einzigen Drüsenpaar.
6 0 *