
Furche zusammen und bilden so ein Rohr; auch hier ist dieses
Nervenrohr oder Markrohr anfangs vorn offen, hinten aber durch
den Canalis neurentericus mit dem Urdarm verbunden. Ferner
entstehen auch bei der Ascidienlarve die beiden bleibenden Oeff-
nungen des Darmrohrs erst später, als selbständige Neubildungen.
Die bleibende Mundöffnung entsteht nicht aus dem Urmunde der
Gastrula; dieser Urmund wächst vielmehr zu, und in seiner Nähe
bildet sich durch Einstülpung von außen die spätere Afteröffnung,
an dem hinteren, der Markrohrmündung entgegengesetzten Körperende
(Taf. XVIII, Fig. 5 a).
Während dieser wichtigen Vorgänge, die ganz so wie beim
Amphioxus sich gestalten, wächst aus dem hinteren Ende des
Larvenkörpers ein schwanzförmiger Anhang hervor, und die Larve
krümmt sich innerhalb der kugeligen Eihülle so zusammen, daß
die Rückenseite sich hervorwölbt, während der Schwanz auf die
Bauchseite zurückgeschlagen wird. In diesem Schwänze entwickelt
sich.,, vom Urdarm ausgehend, ein cylindrischer, aus Zellen
zusammengesetzter Strang, dessen vorderes Ende in den Körper
der Larve zwischen Darmrohr und Nervenrohr hineinragt, und
der nichts anderes ist als die Chorda dorsalis. Dieses wichtige
Organ kannte man bisher einzig und allein bei den Wirbeltieren,
während sich bei den wirbellosen Tieren sonst keine Spur davon
vorfindet. Anfänglich besteht die Chorda auch hier nur aus einer
einzigen Reihe von großen hellen Entodermzellen (Taf. XVIII,
Fig. 5 di). Später ist sie aus mehreren Zellenreihen zusammengesetzt.
Auch bei der Ascidienlarve entsteht die Chorda aus dem
dorsalen Medianteile des TJrdarms, während sich beiderseits aus
diesem die beiden Coelomtaschen abschnüren. Indem letztere
zusammenfließen, entsteht die einfache Leibeshöhle.
Wenn wir in diesem Stadium einen Querschnitt durch die
Mitte des Körpers legen (da, wo der Schwanz in den 'Rumpf,
übergeht), so zeigt sich uns bei der Ascidienlarve dasselbe
charakteristische Lagerungsverhältnis der wichtigsten Organe, wie
bei der Amphioxuslarve (Taf. XVIII, Fig. 6). Wir finden in der
Mitte zwischen Markrohr und Darmrohr die Chorda dorsalis; und
beiderseits derselben die Muskelplatten des Rückens (r). Der Querschnitt
der Ascidienlarve ist jetzt im wesentlichen nicht von demjenigen
des Wirbeltierkeimes verschieden (Fig. 262, S. 477).
Wenn die Ascidienlarve diesen Grad der Ausbildung erreicht
hat, fängt sie an, in der Eihülle sich zu bewegen. Infolge davon
berstet die Eihülle; die Larve tritt aus derselben heraus und
schwimmt im Meere mittelst ihres Ruderschwanzes frei umher
(Taf. XVIII, Fig. 5). Man kennt diese freischwimmenden Ascidien-
larven schon lange. Sie sind zuerst von Darwin auf seiner Reise
um die Welt im Jahre 1833 beobachtet worden. Sie gleichen in
der äußeren Form den Froschlarven oder den sogenannten Kaulquappen
und bewegen sich gleich diesen im Wasser umher, indem
sie ihren Schwanz als Ruder gebrauchen. Indessen dauert dieser
freibewegliche und hochentwickelte Jugendzustand nur kurze Zeit.
Zunächst allerdings findet noch eine fortschreitende Entwickelung
statt; der vorderste Teil des Markrohres erweitert sich zu einem
bläschenförmigen Gehirn, und innerhalb desselben entstehen zwei
unpaaxe Sinnesorgane, dorsal ein Hörbläschen, ventral ein Auge.
Ferner entwickelt sich auf der Bauchseite des Tieres, an der
unteren Wänd des Darmes, ein Herz, und zwar in derselben einfachen
Form und an demselben Orte, an welchem auch das Herz
des Menschen und aller anderen Wirbeltiere entsteht. In der
unteren Muskelwand des Darmes nämlich erscheint eine sehwielenartige
Verdickung, ein solider, spindelförmiger Zellenstrang, der
bald im Innern hohl wird; er fängt an sich zu bewegen, indem
er sich in abwechselnder Richtung, bald von vorn nach hinten,
bald von hinten nach vom zusammenzieht, wie es auch bei der
erwachsenen Ascidie der Fall ist. Dadurch wird die in dem hohlen
Muskelschlauche angesammelte Blutflüssigkeit in wechselnder Richtung
in die Blutgefäße hineingetrieben, die sich an beiden Enden
des Herzschlauches entwickeln. Ein Hauptgefäß verläuft auf der
Rückenseite des Darmes, ein anderes auf der Bauchseite desselben.
Jenes erstere entspricht der Aorta und dem Rückengefäße der
Würmer. Das andere entspricht der Darmvene und dem Bauchgefäße
der Würmer.
Mit der Ausbildung dieser Organe ist die fortschreitende Onto-
genesis der Ascidie vollendet, und jetzt beginnt der Rückschritt.
Die frei schwimmende Ascidienlarve fällt nämlich auf den Boden
des Meeres, gibt ihre freie Ortsbewegung auf und setzt sich fest.
Auf Steinen, Seepflanzen, Muschelschalen, Korallen und .anderen
Gegenständen des Meeresbodens wächst sie fest an, und zwar mit
demjenigen Körperteile, der bei der Bewegung der vordere war.
Zur Anheftung dienen mehrere hier befindliche Auswüchse, gewöhnlich
drei Warzen, welche schon bei der schwimmenden Larve
zu bemerken sind. Der Schwanz geht jetzt verloren, da er keine
Bedeutung mehr besitzt. Er unterliegt einer fettigen Degeneration
und wird samt der ganzen Chorda dorsalis abgestoßen. Der