
mehrere Generationen erhalten, so daß die kleinen Plasmakugeln
in mehrfachen Membranen eingeschachtelt sind.
Vergleicht man unbefangen diese einfachsten „Urpflänzchen“
der Gegenwart mit anderen Organismen, so können sie nicht den
echten, kernhaltigen Zel len an die Seite gestellt werden, sondern
nur den merkwürdigen Chromat eilen (oder Chromatophoren),
welche als „Chlorophyllkörner, Chromoplasten“ u. s. w. sich im Zellkörper
der echten kernhaltigen Pflanzenzellen eingeschlossen finden.
Auch diese homogenen
gefärbten Plasmakörper
wachsen und vermehren
sich selbständig durch
Teilung, in derselben
Weise. Gestützt auf
diesen Vergleich, wies
der geistreiche Fritz
Müller schon 1893 darauf
hin, daß man in jeder
grünen Pflanzenzelle eine
Symbiose sehen könne
zwischen plasmodomen
grünen und plasmo-
phagen nicht grünen
'Genossen 87).
An die plasmodomen
Chromaceen schließen
sich eng die plasmo-
phagen Bak t e r ien an;
sie sind aus ihnen durch
M e t a s i t i sm u s entstanden,
Fig. 278. Aphanocapsa primordialis
(Naegeli). iooomal vergrößert.' Eine Phytomonere,
deren kugelige Plastiden (von blaugrnner Farbe) eine
Gallertmasse von unbestimmter Form ausscbeiden;
innerhalb derselben vermehren sich die kernlosen
Cytoden fortdauernd durch einfache Teilung.
d. h. durch jene merkwürdige „Umkehrung des Stoffwechsels“,
die überhaupt im Protistenreiche uns die „Entstehung
des Tieres aus der Pflanze“ in der einfachsten Weise erklärt.
Wir müssen daher die Bakterien, wenn wir streng logisch das
Protistenreich in plasmabildende Urpflanzen (Protophyta) und
plasmaverzehrende Urtiere (Protozoa) einteilen wollen, zu den
letzteren, nicht zu den ersteren rechnen; ganz unlogisch ist es,
wenn sie noch heute vielfach als „Spaltpilze“ (Schizomycetes)
bezeichnet und mit den echten Pilzen (— d. h. vielzelligen, gewebebildenden
Metaphyten) vereinigt werden. Die Bakterien entbehren
ebenso des Zellkerns, wie die Chromaceen, sie sind also primitive
Archezoen oder Zoomoneren. Bekanntlich spielen diese primitiven
„Urtierchen“ in der modernen Biologie eine sehr große Rolle, als
Erzeuger der Gärung und Fäulnis (Zymogene), der Tuberkulose,
Typhus, Cholera und anderer Infektionskrankheiten (Pathogene)
als Parasiten, Symbionten u. s. w. So interessant nun auch diese
vielfachen bionomischen Beziehungen sind, so können wir uns
doch hier nicht länger bei ihnen aufhalten; denn zu dem Stammbaum
des Menschen haben die Bakterien keine Beziehungen.
Dagegen müssen wir noch einen Blick auf die merkwürdigen
Protamoeben werfen, auf jene „kernlosen Amoeben“, die als
Lobomoneren von den ähnlichen Lobosen, den echten „kernhaltigen
Amoeben“ abgetrennt worden sind (Fig. 279). Die große Bedeutung,
welche die gewöhnlichen Amo eben für viele wichtige Fragen
der allgemeinen Biologie besitzen, habe ich schon früher hervorgehoben
(S. 132, Fig. 16— 19). Die kleinen Protamoeben, die
Fig. 279. Ein Moner (Prot-
amoeba) in der Fortpflanzung
begriffen. A Das ganze Moner,
-welches nach Art einer gewöhnlichen
Amoebe sich mittelst veränderlicher
Fortsätze bewegt. B
Dasselbe zerfällt durch eine mittlere
Einschnürung in zwei Hälften. C
Jede der beiden Hälften hat sich
von der anderen getrennt und stellt
nun ein selbständiges Individuum
dar. (Stark vergrößert.)
sowohl im süßen Wasser als im Meere Vorkommen, zeigen
dieselben unbestimmten Formen und unregelmäßigen Bewegungen
ihres einfachen nackten Körpers, wie die echten Amoeben; sie
unterscheiden sich aber von ihnen sehr wesentlich. dadurch, daß
ihrem homogenen Zellkörper der Zellkern fehlt. Die kurzen und
stumpfen, fingerförmigen Fortsätze, die an der Oberfläche der
kriechenden Protamoebe hervortreten, werden ebensowohl zur Ernährung,
als auch zur Ortsbewegung verwendet. Die Vermehrung
erfolgt durch einfache Teilung (Fig. 279).
Die Entstehung und Bedeutung dieser lebendigen, strukturlosen
Plassonkörper regt zu vielerlei Fragen und Gedanken an, insbesondere
betreffs der Ur z eugung . Daß für die Entstehung
der ersten Plastiden auf unserem Erdkörper die Annahme der
Urzeugung eine n o twend ig e Hypothese ist, haben wir bereits
früher erörtert (S. 520). Wir müssen dieselbe hier um so mehr
verteidigen, als wir in den Moneren diejenigen einfachsten