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Der Zweck des Arborot’s ist ein dojipolter. Einmal soll es
uns Gelegenbeit versebaffen, die zahlreichen Gehölze, ibrtsu Effekt
in der Landsebaft und ihren Nntzeii durch eigene Anscbauuug in
gedrängter Zusammenstellung kennen zu lernen, und zweitens soll
es die jMöglichkeit bieten, eine siohoro Grundlage für eine so
notliwendige Sichtung und betreffende ISericlitigungen in der
Nomenklatur derjenigen Gehölze zu gewinnen, die in den vor-
scbiedenen Gärten und Ilaumsclmlen üoutscLlands knltivirt werden.
Die klimatisclien Verhältnisse geben die natürliche Abgrenzung
für die Auswahl dos Materials. Die deutschen Gärten sind
daher zunächst in das Auge gefasst, und das für diese Anlage
gesteckte Ziel besteht darin, dass dieselbe, so zu sagen, den Stand
dei- Dendrologie iu den deutschen Gärten repräsentiren soll, ein
Ziel, für dessen Errciclmiig allerdings füi- jetzt noch Manches der
Zukunft vorbolialteu bleiben muss.
Meine zalib-eiclien Dienst- und Gcsohäftsreisen haben mir die
Freude der persönlichen Bekauntscliaft vieler gleicligesimiter Männer
verschafft, oder dieselbe erneuert. Diese stimmten mit mir
darin überein, dass durch die Ausführung einer Arboret - Anlage
in so umfassender Weise, wie sie hier durch die Gunst der Umstände
ermöglicht wurde, und die so viel als möglich gleichzeitig
der Kunst und AVissenschaft genügen sollte, ein Werk in das
Leben gerufen werden könne, dessen Mangel lebhaft empfunden
werde, und das mehr als eine blosse Sammlung sei, wie solche
allerdings, namentlich in dem durch das Klima weit mehr begünstigten
England, was die Zahl der vorhandenen Sorten anbetrifft,
in noch grösserem Jlaasse vorhanden sind. Sie waren mit
mir derselben Sleinung, dass dies zugleich der einzige Weg sei,
durch welchen uamentlich in das Chaos, das leider iu der Nomenklatur
der Gehölze I)is zu diesem Augenblicke lierrsclit, mit der
Zeit Licht und Ordnung gebracht werden könne.
In diesem ünternelnnen bin ich, besonders was die Beschaffung
des nötliigcn Materials anbelangt, allseitig auf das Bereitwilligste
unterstützt, und dadurch Vielen zu besonderem Danke
verpflichtet. Diese Bereitwilligkeit beweist aber wohl auch, dass
das Bedürfniss einer derartigen Aufstellung der Gehölze ein allgemeines
ist, und gewiss würden schon Viele vor mir dasselbe
getlian haben, hätten sie über die nötbigen Mittel und namentlich
über das so notliwendige, bedeutende Areal zu verfügen gehabt.
ln der That kann und soll auch ein solches Werk ein Ge-
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mcingut für Kunst und Wissenschaft sein, und cs ist auch von
jenen Männern mit mir als ein National werk angesehen worden.
Der erste Absclmitt dieses Buches soll darlegen, in welcher
Weise danach gestrebt ist, den oben erwälmton ersten Tlieil der
vorliegenden Aufgabe möglichst crsoliöpfcnd zu lösen. E r behandelt
aiisführliclier den Zweck, die Entstehung, die Anlage und
die Erhaltung dieses Werkes. Inwieweit das Geleistete den zu
stellenden Anforderungen entspricht, muss ich dom ürthoile der
Leser überlassen.
Den zweiten Theil der Aufgabe behandelt der zweite Abschnitt,
ein von dom Arboretgärtncr K i r c h n e r ausgcarbcitctcs,
boschroibendes Vorzoiclmiss der sämmtliclien Gehölze, das dazu
bestimmt ist, Aufschlüsse über die liier angewandte Nomenklatur
und Bericht über die Eosultato der bisher hier aiigestclltcu Be-
obaclitungen und Vorgleicluingeii zu geben.
Es möchte liier der Ort sein, zu orwälinon, dass der im
Jahre 1858 aiigcstclltc Arboretgärtuer K i r c h n e r sich mit grossem
Interesse und ebensoviel Fleiss und Umsicht der für die Anlage
des Arboret’s gestellten theoretischen und praktisclieii Aufgabe,
sowie der Beseitigung aller damit vorbundonon Schwierigkeiten
unterzogen bat und fortfälirt, sich derselben zu widmen.
Soll diese Anlage ein Gemeingut werden, so ist der Besuch
dos Arborot’s Seitens des sich für Dendrologie intcressirondon
Publikums wünsclicnswortli, und es wird die Gelegenheit hierzu
jederzeit gern geboten. Berichtigungen und Bclolirungen von
Seiten Saclivcrstäiidiger worden mit dem grösstoii Danke ontgegen-
gcnommon. Beiträge zur Vervollständigung der Sammlung sind
sehr erwünscht, und werden Gegenleistungen gern entrichtet.
Möge nun dieser Anlage das grosse Glück verbleiben, auch
für späteste Zeiten einen so edlen und alles Schöne und Gute
fördernden Protektor den ihrigen zu nennen, als den gegenwärtigen
hohen Besitzer und Gründer derselben, Seine Königl. Hoheit,
den Prinzen F r i e d r i c h der Niederlande.
Mus k a u , im April 1863.
E. Petzold.