Vorzugsweise sollte dies auch deshalb geschehen, weil der
Mangel von Laubholz an dieser Stelle lebhaft empfunden wurde,
und die Absicht vorlag, die Umgebungen der jetzt die Grenze
des Parkes bildenden Sorauer Chaussee vom Observatorium abwärts
durch Laubholzpflanzungcn (an Stelle der Kiefernschonung)
freundlicher zu gestalten.
Schon bei der Bepflanzung dieser Chaussee im Jalire 1856
wurde auf eine Auswahl schöner Baumarteu Riicksiclit genommen,
um dadui’cli den Uebergang in den Park auch für das Auge zu
bezeichnen. Auf der Höbe des Observatoriums angekommen, tritt
man in den Park ein. F ü r die erste Strecke vom Observatorium
nach der Stadt zu wurde Ulmus offusa Willd. gewählt, ein Baum,
dessen Schönheit in Ucutschlaud noch viel zu wenig bekannt ist.
Die zweite Strecke wurde mit Acer saccharinum C. Koch (dasy-
carpou Elirb.), und die letzte Strecke bis zur Stadt abwochselnd
mit Soliarlachciclicii (Quercus rubra L. und palustris Willd.) und
mit Salix alba vitellina Wimm, bepflanzt. Letztere ist ein Baum,
der in seiner malerisclicn Schönheit gleichfalls noch viel zu wenig
gewürdigt ist, da er ein in Form und Färbung feiner Baum ist,
und uamentlich zwischen Eichen einen angenehmen Contrast lier-
vorruft. An letzterer Stelle war darauf Bedacht genommen, dass,
da die Weiden nur ein durchschnittliches Alter von 80 Jahren
erreichen, bis zu dieser Zeit die Eichen voraussichtlich einen solchen
Umfang erlangen werden, dass sic dann allein im Stande
sind, dem verlangten Zwecke zu cntsproclien.
Die Anlage und Ausführung eines Arhoret’s war ein Wunsch,
den ich seit Jahren gehegt hatte, hier schien die passende Gelegenheit,
denselben in Erfüllung zu bringen. Auf meinen Reisen
batte ich an vielen Orten viel Schätzbares der Art gefunden, doch
ist mir keiner bekannt geworden, wo eine umfassende Lösung der
Aufgabe auch im landschaftlicbeu Sinne das vorgesteokte Ziel gewesen
wäre, obgleich das so nahe lag.
Ein Arboretum, welches alle im Freien gedeihenden Holzarten
aufuehmcn soll, muss in grossen Verhältnissen angelegt
werden. Es muss nicht allein jedem Baume und Strauclie genügender
Kaum zu seiner Ausbildung gisgoben, sondern es müssen
auch Räuinliclikeiton zum Nachpflanzen in ausreichender Weise
reservirt werden, damit dies geschehen könne, ohne dadurch dem
ursprünglichen Plane und der landschaftlichen Scenerie Eintrag
zu thun. Soll eine solche Anlage übereinstimmend in allen ihren
Theilen durchgoführt werden, so muss man gleich von Anfang an
über das nötlngo Areal zu gebieten haben; das spätere Erwerben
und llinzunelnnen von Grundstücken bei mangelndem Raume
macht eine harmonische Anlage dieser Art unmöglich.
Der zwisclieu dem Observatorium, dem Herrenborge, der
Clianssee und der Baumschule bclegcne Wald, einen Fläobenraum
von 21ö Jlorgen enthaltend, wurde also zur Anlage eines Arboret’s
bestimmt. Der Boden wechselt liier sehr schnell. Grösstentlieils
besteht er aus leichtem Sandboden, doch findet sich auch
guter Lehm und lehmiger Sand. Die Hügel bestehen fast alle
aus Sand; die Tiofiingen liaben besseren Boden.
Es gehörte allerdings einiger Muth dazu, auf solclicn Boden
ein Arboret pflanzen zu wollen, doch erniuthigten hierzu frühere
Resultate und nainentlicli die Erfahrung, dass Laubhölzer den
Boden verbessern, und dass fast alle Laubliölzer, naraontlicli
Eichen, auf unserem Boden in der Regel freudig gedeihen. Den
Boden für alle zu pflanzenden Arboret-Gehölze zu verbessern,
würde eine Riesenarbeit und geradezu unausfülirbar gewesen sein,
wenn dies auch an einzelnen Stellen unvermeidlich war.
Ebenso, wie die Umgebungen des Bades und des onglisebeu
Hauses, im Park gelegen luid von diesem umsclilossen, besondere
Abtlieiliingen des Parkes und doch jede ein in sich abgeschlossenes
Ganzes darstollon, so sollte auch das Arhorotum einen solchen,
au den übrigen Park anscliliossenden Theil des grossen Ganzen
bilden, dabei aber in sieh abgeschlossen sein. Die unmittelbare
Nähe der Bauinscbule erschien für diese Anlage besonders wün-
schenswerth, da letztere gcwisserniaasson den Uebergang von ersterer
zum Parke vermittelt. Das Arboret soll bis zu einem gewissen
Grade ein ansoliauliclies Bild von der praktiscli-künstlerisclien Verwendung
der in der Baurascliule gezogenen, sich frei ausbildenden
Baum- und Strauch-Arten geben, und iliren grösseren oder geringeren
Werth für die Landscliafts-Gartenkunst zeigen. Umgekehrt
sollen die im Arboretum unter richtig bestimmten Namen nieder-
gepflauzten Gehölze, insoweit sie sich für die spcciellen Baumschulzwecke
eignen, durch Samen, Stecklinge, Edelreiser etc. in der
Baumschule vermehrt und auf diese Weise richtig benannte Gehölze
verbreitet werden. Aus den angeführten Gründen können
Bamnscliule und Arboret als ein Ganzes und Zusauimeiigeliöriges
gedacht werden.
Fü r die wissenschaftlichen Zwecke würde es genügt haben.