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erklären sic als eine Art „ Ei'bliclikeit einer solelion krunkbaften
Bildung“. Gegen diese Theorie üborliaupt lässt' sieb ebensoviel
cinwcuden, als sie uns wenig nützt, indem sie uns der Beantwortung
jenor Frage um keinen Schritt näher bringt ; Andere erklären
die Entstellung der Siiielarteii durcli den grosscn, googra-
pliisclien 'Vcrbreitungsbozirk vieler Pflauzonartou und durch die
EinAvirkuiigeii der laugjälirigcn, gärtnorisclicii Kultur, iiidoin sie
sagen: „Die vcrseliiedeuartigcn klmiatischen und Boden-'Vcrliält-
iiisso wirken vcrändenid auf die Idlanze ein; dadurch, dass diese
Einflüsse durch eine Reihe von Generationen fortdauern, erhält
der durch dieselben bedingte Cliaraktcr einen gewissen Grad von
Beständigkeit, und ebenso, Avie nun derselbe nicht innerhalb einer
Generation entstanden ist, bedarf er, auch unter veränderten Verhältnissen,
eines mindestens einmaligen Generationswechsels, um
sich zu vorändcni.“ Diese Erldärung hat Manches für sich; sic
kann sich aber nur auf einen 'rhcil der zalilreiclien Siiielarten
beziehen, die mau entweder „gcograpliisclio Kiiiolarten“ (aauc z. B.
Castanoa vosca amoricana Loud., Betula alba dalocarliea L. u. a.)
oder „durch Kultur entstandene Em-men“ (avIo sämmtliclie, edle
Obstsorten) nennt.
Wir sehen aber auoli sehr häufig, dass auf einem Samonbeote
uriilützlicli eine Spielart entsteht, und zAvar zAvisclion Hundorton
von l ’flaiizen dorselben Art, die sich nicht verändern, trotzdem
sic sich unter ganz gleichen Bedingungen ausgcbildot haben.
Worin liegt nun hier der Grund dieser Ersclicinung?
ülinc OS vorläufig als eine Bcliaujitung aufstellon zu avoHo i i ,
niöclite ich das Resultat der von mir in dieser Beziehung go-
maclitoii Boobacbtungcn zusammonfassen in i'olgendem Satze: Der
Grund der Entstellung einer Spielart liegt iu den meisten Fällen
nicht in Einflüssen, die während der Ausbildung der Pflanze ein-
wirkcn, sondern cs liegen die Eigonseliaften der Spielart bereits
in dem Samcnkornc iu dorselben Weise, Avio das Samenkorn alle
Bedingungen zur Entstellung der Art mit allen ihren specifischon
Eigenseliaiten in sieb trägt. Die Entstehung der Spielart i.st daher
iu den meisten Fällen zurückzui'i'ilircn auf Vorgänge, die boi
der Ausbildung des Samens, sei es nun Avälircnd der Befruchtung
oder wälirend der siiäteren Entwicklung dos Samenkornes,
wirken.
Auch diese Aiinalimc bedarf noch einer weiteren Ej'ldäruiig,
doch kann sic vielleiclit einigen Anhalt für Aveitero Boobacbtungcn
Einlciitiing.
und Eorschiuigeu bieten, für die sich gerade hier noch ein weites
und Aveuig benutztes Feld voriindet. Es i'ülirt auch diese Annalime
zu der Vermuthung, dass die VerAvandtsclialt vieler, als Spielarten
liezeiclineter Pflanzen mit den Bastarden vielleiclit grösser sei, als
man im Allgemeinen aunimmt.
Schliesslich koiiimeu Avir zu der Frage: „Was ist ein Bastard?“
Ein Bastard oder eine Hybride ist eine Pflanze, die ontstaii-
don ist durch die Vermischung zAveier versehiedciior Arten, d. li.
dadurch, dass die Narbe der einen Art mit dom Blütlienstaube
einer anderen Art befrnclitet ist, und stellt also eine Mittelform
zwisclieu beiden Stamm-EIteru vor. Wer sich spceieller über
Pilanzen-llybridisiruug uiiterriclileii Avill, den verAveise ich auf die
amsgozeiclmoteii, hierauf bozüglielien Abliaiidlungeii dos Dr.
E. R e g e l, die iu verschiedoiien Jalirgängeu der „ Garteiiilora“
veröirontlielit sind, liie r ist nur liervorzuliebeu, dass sich der
Bastard iu seinciii Vorhalten gegciiühor den reinen Arten liaupt-
säclilioh dadurch uiitorseheidet, dass er nicht so, wie jene, sameu-
bestäiidig ist, sondeni dass sich die Sämlinge solelicr Pflanzen
sehr veränderlich zeigen.
Was hier über die Bogrifl'o „Art, Spielart und Bastard“ gesagt
ist, Avird zur Erklärung dorselben genügen, so weit dies in
dem Zwecke dieses Buches liegen Ivann. Eine längere Uebung
und ein durch dieselbe gescliärftcr Blick lassen allerdings mit
ziomllclier Sicliorlieit schon nach dem äusseren Ansehen einer
Pflanze Ijestimmou, ob man in derselben eine eigene Art, eine
Spielart oder einen Bastard vor sieb liabo; einen ganz sicheren
Anhalt könnou jedoch nur Aussaatversucho bieten. Da nun solche
aber bei Gehölzen Aveit schwieriger, als bei allen anderen Pflanzen,
oft Avälirend einer laugen Zeit gar nicht angestellt worden kümieii,
erklärt es sich, dass Irrlhümer in dieser Beziehung gerade in der
Gehölz-Nomenklatur sehr leicht möglich sind.
Entsjirechend der Aui'stellung der Gehölze auf dem Arboret
selbst, sind auch in diesem Verzeichuiss die Pflanzen nach dem
natürlichen Systeme zusammengestollt und aufgezählt. F ü r den
Unkundigen mögen i'olgende Vorbemerkungcu dienen:
Eine kleinere oder grössere Anzahl von Pflanzenarten, die
bestimmte Eigenschaften mit einander gemein haben, bilden eine
Gattung oder ein Gesclilecht (Genus). Es ist jedoch diesej- Gat-
tungsbegrifl' keineswegs iu allen Killen ein durchaus bestimmter.
Daher kann es kommen, dass einzelne Botaniker aus einer ge