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lí -I ist cs daher, diese Art der Benennung iu allen Fällen streng inne
zu halten, und unbedingt venvorflicb ist die Nicbtaclitung dieser
Regeln, die sieb iu den meisten Preisvcrzciolinissoii der Goholz-
scliulen bemerkbar macht. Gerade liier sind Irrungen und iu
Folge dessen unabsiclitliclie Täuselmngen Anderer Iciclit möglich;
wenn man aber in Baumschul-Verzcicbnlsscn Namen, wie „Quercus
foliis A^ariegatis“, liest ( Avoruntcr jede der 8— 10 buntblätterigen
Eiclieuformon verstanden sein kann), oder „Ainus imperialis
aspleuiifi'ilia“ für eine neue Spielart der gemeinen Erle, so ist dies
denn doch etAA'as stark. Häufig ist UuAA'issenlieit, häufig Nachlässigkeit
und Gleichgültigkeit, zuAveilen auch der Speculatious-
üder besser gesagt, SeliAvindelgeist schuld hieran, indem manche
Ilandelsgärtner glauben, ihre Produkte besser zu verAvertlicn, wenn
sie dioselboii nicht als Spielarten, sondern mit besonderen, vfo
möglich poinpliai'ten Namen in ihren Catalogon auffülirton.
AVas nun die Frag e : „AA^'as ist Art und Avas ist Sp ielart?“
anbetrifft, so ist liier nicht der Ort, auf die vorseliiedonen, hierauf
bezüglicliou Ilypotheson spociell ciiizugclien, die DarAvin’sclio
Theorie von der Veränderlichkeit der Pliauzcnart zu bosprcehcn,
oder die ■ÿorschiodouou Arten der Al)Avciclmng liorvoi-zuhoben, die
verschiedene Botaniker für maassgebend bei der Begründung einer
Species lialtcii.
Ausreichend für den ZAveek dieses Buches ist wol die älteste
und, unserer Moimmg nach, die richtigste Erklärung dieser Begriffe,
die sich kurz zusamiuoufasscn lässt iu folgendem Satze:
„Eine Pflanze, die sich durch irgend Avclche beständige
Kciinzeiclien a o u einer andorcn älmliebcn untorseheidot,
stellt eine Art (Species) dar, wenn sic diesen untcrsclioi-
dcndon Charakter bei der Fortpflanzung durch Samen
beibcliält; sie ist dagegen eine Spielart (Varietas), AA'cnn
die aus dem Samen derselben licrvorgogangenen Sämlinge
zu einer anderen A rt, die dann als Stammart betrachtet
Avird, zurückgolieii. “
Der Varietäten-Cliarakler einer Pflanze, d. 'h. diejenige Ab-
Aveichuiig, AA'odureli sieh dieselbe von ihrer Stammform unterscheidet,
muss aber gleiclii'alls einen goAvissen Grad von Beständigkeit
besitzen. E r darf niclit von ürtliclicu Einflüssen abliängon, sondern
die l ’flaiizo muss donsolboii auch unter veränderten Verhältnissen
bcibolialten und bei der ungescliloclitlichen Vernichrung,
(d. h. bei allen Vcnnebrungsartcn, mit Ausschluss der Aussaat,
Avie z. B. Veredlung, Absenken, AVurzcltlieilung ctc.) muss er sich
auch auf die liierduroli entstandenen jungen Pflanzen übertragen.
Die bekannte blaublüliende Hortensie z. B. ist dcsAvcgen keine
Spielart, sondern nur eine momentane Abänderung der rothblü-
henden Form, zu der die in diesem Jaliro blaublüliende Pflanze
im näcliston Jalire, Avenii die die Abänderung bedingenden Verhältnisse
felilon, Aviedor zurückgellt.
Das Verhalten der zahlreichen Spielarten im Bezug auf ihre
Beständigkeit ist jedoch uiigcniein verschieden.
Es giebt Spielarten, die in gOAvissem Grade samenbeständig
sind, indem Aussaaten des von denselben geerndtetcn Samens stets
einen grösseren oder geringeren Prozentsatz gleicher Pflanzen
liefern, während die übrigen Sämlinge zur Staimnart zurückgelien.
Solche sind z. B. die einblättrige Esche (Fraxinus cxcclsior sira-
plicifülia), die Pyramiden-Eicho (Quercus podunculata fastigiata),
und die Blutbuclie (Fagus sylvatica atropurpúrea). Diese pflogt
man auch zum Unterschiede als Unterarten zu bezeichnen, während
mau gOAVöhnlicli die säniiiitliclioii, liiorhor gehörigen Pflanzen
A^arictäton, Siiielarten, Abarten oder Formen nennt, ohne diese
Begriffe streng von einander zu trennen.
Im Allgemeinen gilt der Satz, dass die Samen scharf ausgeprägter
Spielarten eher geneigt sind, wiederum Spielarten zu liefern,
als die Samen reiner Arten; cs giebt aber auch Spielarten
(hiorlior geliörcii z. 1!. fast alle buntblättrigcn Gcliölze), bei denen
man mit ziemlicher Sicherheit darauf rechnen kann, unter Hunderten
von Sämlingen nicht einen zu erhalten, der den Varietätcn-
Cliarakter der Mutterpflanze boibeliält.
Endlich giebt es auch Spielarten, die sogar in der Pflanze
selbst grosse Neigung zeigen, zur Stammform zurückzugelion, Avie
z. B. gleicliiälls viele buntblältrigo Pllanzcii, die häufig einzelne
grüne ZAveige, gleich denen der Slanmiforin, hervorbringen. Hier
ist es zuAvcilen boiualie unmöglicli, eine strenge Grenze zAviselien
Spielart und Abänderung zu ziehen. Eine Erklärung dieses Umstandes
wird immer misslich bleiben, so lauge uns die BeantAvor-
tung der Frage fehlt: „AVodurch entsteht eine Spielart?“ und cs
ist dies eine Frage, für die eine ausreiclioiide Beantwortung durchaus
noch nicht gefunden ist.
Manche Botaniker erklären jede Spielart für eine nicht normal
c n tA v i c k e l t e Pflanze, also iu diesem Sinne für eine „Missbildung“
, und die vorerwähnte Beständigkeit sülchor Pflanzen