es unmöglich wird, dass sich die einzelnen Exemplare in ihrer
natürlichen Schönheit entfalten können; leider wächst ja der Raum
nicht mit.
In Gärten, in denen landschaftliche und malerische Schönheit
die erste Anforderung ist, eine systematische Zusammenstellung
der Pflanzen zu verlangen, würde widersinnig sein, doch ist eine
zweckmässige Auswahl der schönsten Bäume aus den verschiedenen
Geschlechtern, je nach den Eigenthümlichkeiten des Bodens,
der Lage und anderen Umständen sehr zu empfohlen. Ua die
Anordnung der Ziergehölzo nach der Verschiedenheit der Lokalitäten
auch verschieden sein muss, und mancherlei Umstände hierbei
zu berücksichtigen sind, lassen sieb spocielle Regeln in dieser
Beziehung kaum aui'stollcn. Notliwcndig in allen Fällen ist deswegen,
dass OS dom Pflanzer klar sei, was er durch den zu pflanzenden
Baum oder Strauch erreichen wird, und welcher Art die
spätere Wirkung desselben in der Landschaft sein werde, — dass
er die hierzu nöthige Konntniss dos Materials, wo möglich auf
eigene Anschauung gegründet, besitze. Diese zu erlangen, und
die Vergleichung der zalilreiclien Holzarten, in ihren mannigfach
abwcobselnden Formen zu einem grossen Landschaftsbilde vereinigt,
zu ermöglichen, das ist der praktische Zweck eines wohl-
geordneten und gut gepflanzten Arboret’s.
II. Anlage des Arboret’s.
B e sch re ib u n g des fü r d a s A rb o re t b e stim m ten T e rra in s . — W ie waren a u f dem
gegebenen T c ira in die v e rsc lu ed en e ii P u n k te d e r g e s te llten A u fg a b e , sy s tem a tisc h e
R e ihenfolge d e r Geh ö lz e, lan d sc h a ftlic h e A n o rd n u n g u n d B e rü ck sich tig u n g d e r B o d en v
e rh ä ltn is s e zu v e re in ig e n ? — A r t d e r B epflanzung. — F ü llp flan z en . — Grenz-
p ilan zu n g en . — W eg e. — C h ro n o lo g isch e R e ih en fo lg e d e r A rb eiten . — Beschafl'ung
des M a te ria ls. — E tiq u e ttiru n g .
Die ausgedehnten Parkanlagen zu Muskau waren durch den
Fürsten P ü e k l e r noch nicht beendet; die Ausführung war dem
Kunstsinne des gegenwärtigen hoben Besitzers vorbobalten.
Die Grenzen, welche sich der Fürst auf der Südost-Seite des
Parkes gesteckt hatte, sollten die Dörfer B r a u n s d o r f und L u c k -
n i t z verbinden, und cs umfassten diese zum Park bestimmten und,
soweit sie nicht schon im Besitz waren, von ihm bereits erworbenen
Flächen einen Raum von nahezu 500 Morgen; ein Plan vom
Fürsten über die Behandlung des Terrains lag nicht vor.
Durch die spätere Anlage der So r a u e r Chaussee erhielt eine
an dieser Seite an den alten Pai'k angrenzende Waldparzelle von
210 Morgen eine natürliela' Abgrenzung. Diese, theils mit alten,
schlagbaren Kiefern, tlieils mit jungon Schonungen der gleichen
Bauniart bestandene Fläche orbiidt ihren Abschluss im Westen
dui'cb den llerrenberg, im Osten durch das Observatorium, —
zwei der bedeutendsten iind schönsten Hölienpunkte des ganzen
Parkes, welche bereits durch den Fürsten P ü c k le r durch Wege
untei- sich und mit dem Parke verbunden waren, — während
nach Süden die erwähnte Chaussee, nach Korden die Bauinsoliule
die Grenze bilden.
Der Herrenberg boliorrsclit das Neissothal und gestattet einen
Ueberblick über einen grossen Tlieil des Parkes und die Stadt;
das Observatorium ist der höchste Punkt in der näheren Umgebung
von Mus k a u . Es hat seinen Namen durch den Fürsten
erhalten, welolier, um die herrliche Aussicht geniesseii zu können,
ein Iburmartigcs Holzgerüst bauen Hess, das später wieder eingegangen
ist, aber nach der Absicht des hohen Besitzers durcli
einen Wartthuriu ersetzt werden soll. Die Aussiclitspunkte s in d :
das obere und untere Neissetlial, die ganze Kette der Lausitzer
Gebirge, die Landskrone, ein Tlieil der bölmiisclien Berge und
der Kamm des Riesengebirges, wclcbos, von liier aus gesehen,
im Osten seinen Schlusspunkt in der Sclnieekoppe flndct. Die
Hauptparthieen des Bildes bestehen in einem unendlichen Wald-
nieer, aus dem hier und da freundliche Dörfer hervorsehen, von
Aekerfläohon, die durch einzelne Bauingruppeu unterbrochen sind,
umgeben. Der Horizont ist, wie dies liier fast überall der Fall
und so schön ist, durcli Kiefernwaldungon umsäumt, die durch
den bläulicli-grünon Farbeuton, welclicn sie in der Ferne anuolnnen,
dem Auge wolilthun.
Die zwischen dem Herrenberge und dein Observatorium gelegene
Fläche senkt sich -\'on letzterem Punkte in ein damals mit
Kiefernschonung bestandenes TTial, an dessen tiefster Stelle sich
ein kleiner, aus Sammelwasser gebiidoter Teicli befindet. Von
liier aus steigt das Terrain wieder wollenförniig au und bildet
nach der liaumscliulo zu ein bedeutendes Plateau. Hier war ein
Bestand sehr schöner, alter Kieieni, welcher, da er schlagbar und
das Terrain damals noch nicht vom Forstainte an die Parkverwaltung
abgetreten war, mit möglichster Berücksichtigung landschaftlicher
Interessen geschlagen werden sollte.
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