Natur desselben ebenfalls als zweifelhaft bin. Bechstein erwähnt
(Forstbotanik p. 599) einen Heckeuapfel, den er F. (Malus)
fruticosa uennt, als eine mclir straucbartige Abart des gemeinen
glattblättrigen Holzapfels, sagt aber auch, dass dies vielleicht
aucli eine eigene Art sein könne. Ausserdem führt er
aber (Forstbotanik p. 882) noch don ächten Paradies- oder
Jobannisapfel als P. praecox Pall., zu dem er P. M. paradisiaca
L. als Synonym setzt, auf und sagt, dass or noch Imscliiger
und straucliartiger als jener sei und allein mit Erfolg zur Veredlung
des Zwergobstes benutzt werden könne. Nacli ihm soll
jener Apfel aus S ib i r ie n stammen und in einigen Gegenden
Deutschlands verwildert Vorkommen. Unter den zablreieben,
hier erwälinten deutschen Namen komint aucb dio Benennung
„Kirscbapfel“ vor. Man könnte der Vermuthung liaum geben,
dass diese Besclireibung vielleicht auf P. cerasifera Tausch zu
beziehen sei, doch muss es auffallen, dass von einem so cba-
rakteristiscben Keimzeicbon, wie dem liinfälligen Kelche, nichts
erwälint ist, und dass dies einem so aufmerksamen Beobachter
wie Bechstein entgangen sein sollte. Umgekehrt ist es aber
wiederum auffällig, dass P. cerasifera Tausch, Bechstein’ nicht
bekannt gewesen sein sollte, da doch dieselbe walirsclieinlicb
eben so lange in uiiseien Gärten und ebenso verbreitet ist al.s
P. praecox Pall., wenn dessen Existenz bei nns überhaupt als
sicher zu betrachten ist. Ueberbaupt ist es eigentbiimlicli, dass
die Namen P. prunifolia Willd. und P. cerasifera Tausch viel
später gegeben sind als ,,P. Malus paradisiaca U.“ und ,,P.
praecox P a ll“, während es doch walirsclieinlicli ist, dass diese
Pflanzen schon ebenso lange bekannt und verbreitet gewesen
sind, als die richtigen Pflanzen der letzteren Namen. Loudon
spricht (Arb. et Erut. brit. II, p. 891 u. s. f.) sebr weitläufig
über die Gescbiclite, Goograpliie, Benutzung etc. des Apfelbaums
und führt P. (M.) prunifolia Willd. und P. (M.) baccata
L. (worunter liier jedocli P. cerasifera Tausch zu verstehen ist)
als walirscheinliclie Unterarten der P. Malus L. auf; von einer
P. Malus paradisiaca L. oder P. praecox Pall., oder überhaupt
einer Zwergform des Apfels ist Her aber Nichts erwähnt. Unter
den kuitivirten Formen des Apfelbaumes nennt er als „tlie
Court pendu plat“ eine spättreibende Sorte von niedrigem
Wuchs und sagt im Bezug auf dieselbe, dass sie, auf den ,,französischen
Paradiesstamm“ veredelt, einen niedrigen Busch bilde,
was aber uuter diesem ,,französisclien Paradiesstamm“ zu verstehen
sei, darüber wird Nichts weiter gesagt. S. Schauer
scheint gleicbfälls über die eigentliche Natur der P. praecox
Pall, zweifelhaft gewesen zu sein. Er führt sie in seiner Abhandlung
über den gemeinen Apfelbaum (Allgem. Gartenz. v.
Otto & Dietr. XVII, 67) als eine in Sibirien wachsende Form
desselben auf, sagt aber später auch, dass vielleicht P. prunifolia
Willd. als identisch mit der P. praecox zu betrachten sei.
Wenn auch ein dritter, von den genannten verschiedener, niedriger
Apfel in den Baumschulen existirt, der wirklich eine gute
Art und die P. praecox Pall, darstellt, so ist es doch wol aucb
sicher, dass vielfacb die P. cerasifera Tausch, und P. prunifolia
Willd. in den Baumschulen unter der Bezeichnung ,,Paradies
oder Jobannisstämme“ (Pommiers de Doucin) geführt und
benutzt werden.
In dem „Illustr. Handbucb der Obstkunde von Jahn, Ober-
dieck und Lucas“ werden neben den vorerwähnten Apfelsorten
auch noch zwei straucbartige Aepfel, der Paradiesapfel (P. M.
paradisiaca) und dor Splittapfel oder Doucin (P. M. praecox)
aufgefülirt, von denen der erstere noch niedriger uud strauchartiger
als der zweite sein soll, und von denen ersterer als
Unterlage für Zwerg- und Topfobst, letzterer für Pyramiden
empfohlen wird. Auf welche Species sicli diese Namen beziehen,
ist jedoch auch aus diesen Beschreibungen nicht mit
Sicherheit zu ersehen. P. prunifolia Willd. und P. cerasifera
Tausch werden hier nicht erwähnt.
In den hiesigen Anlagen und Baumschulen ■waren von
früher her nur dio beiden letzteren und die ächte P. baccata
L. vorhanden. Unsere P. ¡laradisiaca, die sich namentlich durch
die Production zalilreiclier Wurzelscliossen charakterisiren sollen,
haben wir erst vor Kurzem erhalten. Es scheinen unsere
Exemplare allerdings einen mehr strauchartigen Wuchs beibehalten
zu wollen nud von den angefülirten Arten verschieden
zn sein; sichere Schlüsse, die über die Natur des Geholzes
Aufschluss geben könnten, erlauben sie aber natürlich für jetzt
noch nicbt.
84. 1008. ^ 23. Pirus iiriiiiifoliii Willd. S ib iris c h e r, p f l a u m e n b l ä tt r
ig e r Äpfel.
Syn.: P. Malus ß. prunifolia Ait.
Willdenow fülirt (Willd. Baumz.) S ib ir ie n als das Vaterland
dieses Apfels an, ebenso London, dor (Arb. & Erut. brit.)
das .Jalir 1758 als die Zeit der Einfüliriiiig in England nennt.
S. Schauer sagt jedoch (Allgem. Gartenz. XVII, p. 69), dass
diese Art noch niclit wild iu Sibirien gefunden sei, sondern,
dass sie daher wabrscbeiiilicli oin Bastard des Holzapfels und
des Kirscbapfels, oder auch vielleicht identisch mit dem Paradies
oder Jobannisapfel des Pallas sei. Dass Willdenow ihn
selbst direkt aus Sibirien erhalten habe, scheint aus seiner Be-
scbrHbiing nicht hervorzugehen, indem er aufübrt, dass derselbe
bereits im Berliner botanischen Garten vorhanden gewesen und
als P. baccata gefübrt sei, bis man die ächte baccata erhalten
habe. Auch Loiidoii’s Auseinanderbaltung der Species, und insofern
seine Angabe überhaupt, scheinen unzuverlässig zu sein,
da er P. prunifolia und seine P. baccata (P. cerasifera Tausch)