II. A b t lie ilu n g .
N a d e l h ö l z e r
(Coniferae oder Gymnospermae).
Die Nadelhölzer bilden eine, von den Pflanzen doi' vorigen
Abtlieilung sowol in botanisclier, als in gärtnerischer Bezielinng
sehr abweichende Klasse von Gehölzen. Der Name „Nadelhölzer“
bezieht sich darauf, dass bei den meisten Arten dic Zweige nicht
mit ächten Laubblättern, sondern an deren Stolle mit abweichend
gebildeten, sogenannten Nadeln bekleidet sind. Es ist jedoch
Letzteres keineswegs bei allen Geschlechtern dieser Abtheilung
der F a ll, und es ist auch daher die Benennung „Nadelhölzer,“
streng genommen, nicht genügend bezeichnend. Das Gleiche gilt
von dem Namen „Coniferae“ (Zapfenträger). Nur die Pflanzen
der ersten Abtlieilung der Nadelhölzer (Pinaceae oder Coniferae
verae) tragen Zapfen, deren Schuppen bei einigen scliildförmig
verwachsen, odor durch noch vollkommenere Verwachsung eine
beerenartige Frucht darstollon. Bezeichnend für alle Geschlechter
ist nur der Name „Gymnospermae“ (Nacktsämler), da bei allen
Pflanzen dieser Abtheilung der Samen nackt, ohne irgend eine
Hülle, auf dem Fruchtboden auf liegen, der später, holzig oder
fleischig auswaohsend, die Decke des Samenkornes bildet.
J u s s i e u bildete zuerst aus den bierbergebörigen Pflanzen
eine eigene Gruppe, dio er Polycotyledones nannte, weil viele
Arten mit mehreren, wirtelförmig gestellten Samonlappcn keimen,
und die cr vor die Kätzchonträgcr stellte. Später ist diese Gruppe
wieder eingezogon und mit don Dikotyledoiien vereinigt, da es
auch Conifereii giobt, dic nur zwei Samenlappeu haben. K e g e l
stellt nun (Gartenfl. VII, 199) dio Ansicht auf, dass dio Gymnospermen
im natürlichen Systeme zwischen den Monokotyledonen
und den Cryptogamon stehen müssten, und motivirt diese Ansiclit
durch die Unvollkommenheit der Blüthe, durcli einige Analogieen,
die sich in der Ausbildung des Samens dor Gymnospermen und
der Fructifikation der höheren Cryptogamon finden, uud endlich
durch den Bildungsgang, den uns die Geschichte dor Pflanzenwelt
vorführt, indem in der chronologischen Reihenfolge der Eutstohung
der Gewächse gleichfalls die Gymnospermen den Cryptogamen
folgen.
Dio Nadelhölzer sind theils baum-, tlioils strauchartig. Es
umfasst diese Gruppe nur eine verhältnissmässig geringe Zahl von
Gattungen und Arten, die nur ausnahmsweise in don licisseii
Zonen, grössteutheils dagegen in gemässigteren Himmelsstrichen
einlieimiscli sind. Was die Individuenzahl anbetrifft, treten sie
vorwiegend besonders in nördlichen Gegenden auf. Trotzdem
sind nur wenige boi uns zur Kultur im Freien recht geeignet.
Häufig kommen Coniferen iu ihrem Vaterlando uiitorinisclit mit
Laubhölzcrn vor, dio sich gegen unser Klima nur wenig empfindlich
zeigen, während von den betreffondeu Coniferon keineswegs
dasselbe gilt, und es bat dies wol hauptsächlich seinen Grund
darin, dass dio Coniferon, jedenfalls in Folge dor abweichenden
Struktur ihres Gefässsystems, jede üinen zugefügto Beschädigung,
sei dieselbe durch zu grosso Kälte oder durch andere Ursachen
veranlasst, weit schwerer verwinden, als die meisten der Laubhölzer.
Das Holz aller Nadelhölzer imtersohoidot sich von dem der
Lauhhölzor durch die fehlenden Spiralgefässe und das Vorhandensein
getüpfelter Holzzellen. Einige zciclmen sich ausserdem durch
im Holze oder der Rinde vorhandene llarzgäiige aus, dic boi Anderen
fehlen.
East alle Nadelhölzer sind immergrün, nur sehr wenige machen
hiervon oiuo Ausnahme.
Die Eintheilung und Nomenklatur dor Coniferen wird von
den verschiedenen Autoren ziemlieh abweichend aiifgefasst. Wir
folgen hier dem 1858 erschienenen AVerke „T h e Pinetum,“ von
George G o r d o n . Dieses thoilt die sämmtlichen, in jenem AA'orke