jß O I I I . 01 F. BE-CHUANA.
XV u. XVI abgebildet, .unter ihnen besonders auffallend das Profil der
Fig. 1 , Taf. XIII, welches nicht nur mir selbst, sondern auch ändern
Autoren, deren Erfahrungen über Nord-Afrika reicher sind (z. B. R, H a r t m
a n n ) , den Eindruck nördlicher Abkunft machte.
Die beziehungsweise Feinheit der Züge, wie sie Fig. 1 auf Taf. XIII
zeigt, ist etwas den südafrikanischen Stämmen durchschnittlich Fremdes,
und es ist daher die Vermuthung wohl berechtigt, dass wir durch weitere
Verfolgung der Herkunft des betreffenden Stammes, der Ba-maniatin (Mantah)
auf viel nördlicher wohnende Verwandte geführt werden dürften. Aus den
Leuten selbst ist über ihre Herkunft schwer etwas herauszubekommen, da
sie stets nur die Richtung derselben angeben und beim Eintreten in die
Golonie sogar ihren nationalen Namen mit einem colonialen zu vertauschen
pflegen (wie z. B.'das eben besprochene Individuum auf den Namen »Wilhelm
« hörte).
Die herumschweifenden Banden des Freistaates, daselbst gewöhnlich
Maaue genannt, zeigen- ebenfalls einen fremden, der Kafferbevölkerung
unähnlichen Charakter, doch gleichen sie wohl den auf dem rechten Ufer
des Limpopo wohnenden Nationen, stammen häufig auch unmittelbar von
ihnen her. Fig. 1, Taf. XV ist ein charakteristisches Portrait für die be-
treffende Bildung.
So europäisch auch einzelne Theile des Gesichtes bei den bisher besprochenen
Stämmen, besonders die Formation von Nase und Stirn im Profil,
erscheinen mögen, die eingehende Betrachtung der Tafeln, zumal die Vergleichung
der zugehörigen Vorderansichten wird stets ergeben, dass gewisse
Eigenthümlichkeiten doch in allen Fällen den Gesammteindruck zu einem
abweichenden machen.
Dies findet bei den West-Bechuana in noch höherem Grade statt als
hei den östlichen. Auch bei ihnen zeigen sich zuweilen annähernd regel-
-mässige Gesichter, doch bei Weitem seltener dis bei den Ba-suto. Verfasser
besitzt das Portrait eines Mannes vom Stamme der Ba-tlapi, dessen Zuge
so regelmässig sind, dass' eigentlich Nichts dagegen anzuführen ist, als die
allgemeine Grobheit derselben, welche besonders in der Stärke des unschönen
Mundes hervortritt. Im Profil, wo dieser Umstand nicht so auffällt, erscheint
das Gesicht unzweifelhaft als das eines wohlgebildeten Mannes.
Solche Fälle kommen also ausnahmsweise vor, doch sind es eben Ausnahmen,
und in dem erwähnten Falle macht der Umstand, dass der Betreffende
ein langjähriger Schüler einer Mission [Kuruman] war, d ie . Vermuthung
rege, dass er, wenn auch nicht durch das Blut, wenigstens durch Erziehung
undLebensweise mit der Civilisation zusammenhing. Wie günstig ein solcher
Umstand auf die Entwickelung des Körpers zu wirken pflegt, wurde
bereits mehrfach (vergl. pag. 26) betont.
Gesichter wie Fig. 2 auf Taf. XVIII gelten sonst unter den ganz un-
eivilisirten schon für regelmässig, während sie doch gewiss nicht europäisch
g e s i c h t s b i l d u n g .
zu nennen sind. Die andere Figur derselben Tafel zeigt einen Typus, wie
er unter den West - Be-chuana recht häufig ist und als charakteristisch gelten
kann. Die unter den etwas zusammengekniffenen Lidern und Augenbrauen
hell hervorglänzenden Augen machen , bald einen fröhlichen (wie in Fig. 1),
bald einen wüthenden Eindruck (Fig. ,.?).; . . -
Für die eben beschriebenen Portraits und viele andere') ist darauf aufmerksam
zu machen, wie wenig die beiden Ansichten sich zu entsprechen
scheinen; bei dem als Fig. 1 ahgebildeten, wo der Mann, um europäische
Bildung nachzuahmen, durch Einstecken schwarzer Straussenfedern in den
Hut langes Haar geheuchelt hat, wird die scheinbare Abweichung so ersichtlich,
dass der Unkundige ohne Weiteres beide Ansichten kaum als einer
und derselben Person zugehörig erkennen dürfte.
Diese Beobachtung, welche man in sehr vielen Fällen zu machen Gelegenheit
hat, giebt einen gewichtigen Einwand gegen die Anwendung,
oder-besser gesagt, den Missbrauch, welchen H a c k e lm i t Profilzeichnungen
treibt ; abgesehen von den daran geknüpften Phantasien, bietet das Profil
als solches gar keinen allgemein verwerthbaren, charakteristischen Ausdruck
der vorliegenden Bildung, es sei denn, dass derselbe durch die Vergleichung des
zugehörigen Enface rectificirt würde. Vielfach erscheint eine Bildung im Profil
edel, deren Enface gemeine, 'niedrige Züge trägt, wie die Ba-suto - Portraits
der Tafel X i, und umgekehrt, z. B. die Frau vom Stamme der Ba-kuena.
auf Taf. XX , Fig. 1; ‘es ist also ungerechtfertigt, nach dem Profil allein
Stufenfolgen der Entwickelung aufzustellen.
Ferner lässt diese Betrachtung die Schwierigkeit erkennen, sich nach
einer einzigen Darstellung correcte Vorstellungen über bestimmte Gesichtsbildungen
zu machen. Das gewöhnlich gewählte Drei-Viertel-Profil muss
in der Projection; je nachdem Enface oder Profil markirter sind, bald
dieses bald jenes mehr hervortaten lassen, und man erhält so etwas Drittes,
dessen Beziehungen zu den zusammensetzenden Momenten nicht mehr festzustellen
sind, da der Grad der Betheiligung derselben an der Combination
sich dem TJrtheil des Beschauers entzieht.
In diesem Umstande liegt wohl der Grund, dass die Portraits fremder
Völkerstämme, auch wenn sie mit Geschick ausgeführt sind, so verschieden
aüfgefasst werden und so wenig zum Verständniss der Gesichtszüge beizutragen
pflegen. Sehen wir'es doch täglich, dass selbst Photographien bekannter
Personen von den Betreffenden als u n ä h n li c h bezeichnet werden,
weil der Beschauer sich in die bestimmte, vom Photographen gewählte Pro-
.» 1 ) Z. B. Fig. 2, Taf. V III; Fig. I und 2, Taf, X I; Fig. 1, Taf. XX u. ä. m
2) ; Natürliche Schöpfungsgeschichte. Ausg. II . Die citirten Profilzeichnungen
sind, wie eine Vergleichung der beiden als »Kaffer« und »Hottentotte« hezeichneten
Carricaturen mit den hier dargestellten Fortraits dem unpartheiischen Beschauer ergeben
wird, so absurd,' dass es unnöthig erscheint, näher darauf einzugehen.
F r i t s c li, Die Eingeborenen Süd-Afrika’s. 11