die Freiheit im geschlechtlichen Verkehr, abgesehen von dem Uku-tshila,
wenig zu wünschen übrig lässt, und die Aba-kweta wegen der kaum geheilten
Wunden keineswegs die Schlimmsten zu sein pflegen, endlich aber
_ und das ist wohl die Hauptsache — dass in einer sehr grossen Anzahl
von Fällen unter diesen Stämmen die Beschneidung theils eine Wohlthat,
theils sogar eine medizinische Nothwendigkeit ist. Die Missionare sind
daher im Unrecht,- wenn sie, geleitet von eingewurzelten Vorurtheilen,
diese Sitte als solche angreifen, anstatt sich gegen die damit verbundenen
Unsitten zu wenden. Die künstliche Entfernung einer übermässig langen,
und dabei als Regel verengten Vorhaut ist ein Act der allgemeinen Gesundheitspflege
und es ist sehr begreiflich, dass verschiedene Völker durch
die Noth gedrängt, diese Sitte eingeführt haben, ohne dass sie dessha
gleicher Abstammung zu sein brauchten; die Beseitigung der Beschneidung
würde für die Xosa kein Fortschritt, sondern ein unzweifelhafter Ruck
schritt sein und manche Uebelstände im Gefolge haben.
Auch der Schluss der Ceremonien, welche mit der Sitte des Ubu-
kweta (von W a r n e r »Werke der Finsterniss« genannt) Zusammenhängen, ist
eher löblich wie tadelnswerth. Die Novizen werden, nachdem die Wunden bei
allen geheilt sind, und sie Uku-tshila hinreichend genossen haben,-von den _
Männern nach dem nächsten Flusse gejagt, wo sie'sich waschen und darauf
nach der gemeinsamen Hütte zurückkehren. Sie sammeln dort alle Gegenstände,
mit welchen sie während der ganzen Zeit in Berührung gekommen
sind, ihre Bandagen, Kleider und Geräthe im Innern und übergeben das
Ganze der reinigenden Flamme, auf die sie sich nicht einmal zurückzublicken
trauen.
Frisch mit Fett und rothem Thon gesalbt und mit neuen Karossen
beschenkt, ziehen sie gemeinsam nach dem Hauptkraal, wo ein Fest bereitet
wird unter Betheiligung aller erwachsenen Männer des Ortes, Diese übernehmen
e s, die Novizen nochmals auf die Pflichten aufmerksam zu machen,
welchen sie als Männer ohzuliegen haben und was sie als kindisch künftig
meiden sollen. Zu den Ersteren gehört hauptsächlich der Gehorsam gegen
den Häuptling, Aufrechterhalten der von den Vorfahren überkommenen
Gebräuche, Tapferkeit im Felde, und Liberalität gegen die Stammesgenossen;
als unmännlich wird ihnen verwiesen, sich von Frauen leiten zu
lassen, selbst der mütterlichen Autorität sich nicht mehr zu beugen, keine
süsse Milch zu gemessen oder, an den Eutern der Ziegen zu saugen und
andre'kindische Streiche auszuführen.
Es folgt alsdann eine Beschenkung der neu unter die Männer Aufgenommenen
von Seiten ihrer Freunde und Bekannten, bestehend aus Vieh;
Assegaien und ähnlichen Gegenständen, welche ihnen im späteren Leben
nöthig sind. Eine solche Unterweisung in den Pflichten des Mannes von
Seiten der Aeltern, sowie die liberale Ausstattung des Jünglings von befreundeter
Seite sollte man doch eben so wenig als »Werke der Finsterniss«
bezeichnen, wie die Beobachtung einer von der Natur gebotenen Gesundheitsregel.
Die eben beschriebene Ceremonie macht den Schluss des Ganzen,
die 'Aba-kweta sind darauf im vollen Besitz ihrer neuen Würde und sehen
mit Stolz auf diejenigen herab, welche noch nicht dem Ritus unterworfen
worden sind.
Eine besondere Bedeutung erhält die Sitte auch noch dadurch, dass
die gemeinsam durch die Beschneidung gegangenen Knaben für ihr ganzes
späteres Leben eine gewisse Verbrüderung zeigen, einander in der Noth
beistehen und, im Falle ein Häuptlingssohn unter ihnen war, im Felde seine
speciellen Kampfgenossen bilden.
Auch beim weiblichen Geschlecht findet eine Feierlichkeit statt, durch
welche die Mädchen in den Stand der heirathsfähigen Frau übergeführt
werden;, dieser Gebrauch wird bei den Kaffem %l'ntonjane<s. genannt. Er
lässt sich indessen nur unvollkommen mit (JPm Ubu-kweta vergleichen, weil
derselbe sich an einem einzigen Individuum vollzieht und die gemeinsamen
Unterweisungen wegfallen. Wie wir sehen werden, verhält sich dies bei
den Be-chuana anders, indem dort die Sitte des »Bojale« weit vollständiger
der Beschneidung beim männlichen Geschlecht entspricht.
Das Vntonjane stellt nur eine festliche Begehung des ersten Eintritts
der Regel dar, womit sich gewisse Ceremonien verbinden; das Ganze hat
einen familiären Charakter und nur die Liberalität auf Seiten des Vaters,
sowie die Neigung zu Festlichkeiten auf Seiten der Menge giebt ihm einen
allgemeinen Charakter.
Die Frau wird während des monatlichen Ausflusses als unrein betrachtet
und hat sich für die Zeit von 7— 10 Tagen eine gewisse Enthaltsamkeit
aufzuerlegen, worunter die Vermeidung des Milchgenusses obenan steht; ist
sie verheirathet, darf sie sich der Schlafstätte ihres Mannes -nicht über eine
bestimmte Gränze hinaus nähern.
Stellt sich nun bei einem jungen Mädchen die Regel zum ersten Male
ein, so wird dies feierlich verkündet und damit das Zeichen gegeben zu einem
Fest, bei welchem die Frauen der Natur der Sache nach die Hauptrolle
spielen. Das Mädchen selbst hat sich in einer Hütte abgesondert zu halten,
nur von weiblichen Gefährtinnen umgeben und denselben Entsagungen zu
unterwerfen, welche sie auch später zu beobachten haben wird. Unterdessen
ist das Fest im vollen Gange, nachdem die bei solchen Gelegenheiten von
den gewöhnlichen Einschränkungen befreiten Frauen sich selbst das Schlachtvieh
aus dem Kraal geholt haben, wenn sich der Eigenthümer nicht in
Güte mit ihnen einigt und ihnen dasselbe zuweist. Es folgen nun die
beliebten Tänze unter einer, je nach dem Reichthum der betreffenden Familie
, grösseren oder kleineren Gesellschaft, und da die Beziehungen auf
den geschlechtlichen Umgang, dem Wesen des Festes nach, so nahe liegen,