Süd-Afrikanern fremd sind. Das Hauptkleidungsstück des männlichen
Geschlechtes ist ein Fellschurz von unregelmässiger Gestalt, welcher den
mittleren Theil des Körpers nothdiirftig verhüllt; dieser Schurz wird in
seiner Lage gehalten durch einen sonderbaren Gürtel um die Lenden, der
aus feinep, künstlich zusammen geflochtenen Riemchen von endloser Länge
besteht, indem sich die zopfartigen Geflechte immer wieder durch einander
schlingen, bis das Ganze einen dicken Wulst bildet (vergl. Fig. 521)« Die
Männer tragen so das wichtigste Material für einen Theil der Arbeiten im
Felde als Kleidung bei sich und können im Fall der Noth leicht ein Stück
der Riemchen loslösen und gebrauchen; auch dient der Gürtel, in ähnlicher
Weise wie der Hissam des Orientalen zur Aufnahme der kleineren
Waffen u. s. w.
Der obere Theil des Körpers wird für gewöhnlich unbedeckt getragen
und nur bei besonders ungünstigem Wetter hängt sich der Herero einen
Fellmantel um die Schultern. Um die Beine, welche im Uebrigen ebenfalls
entblösst sind, schlingt man unterhalb der Kniee nach Art von Strumpfbändern
Schnüre, die mit langen Gehängen von Glaskorallen und ähnlichen
Gegenständen verziert sind; doch ist diese Tracht wohl weniger zur Kleidung
als zum Schmuck zu rechnen. Das Hauptstück für diesen ist eine
lange Schnur von Kugeln aus Elfenbein geschnitzt, deren Grösse von der
einer klemen Nuss bis zu der eines massigen Billardballes allmälig ansteigt
Das Tragen eines solchen Schmuckes, welcher vom Nacken her über den
Rücken zuweilen bis in die Gegend der Kniekehlen herabhängt, ist natürlich
sehr unbequem und wird nur von den Wohlhabenden geführt in wechselnder
Länge und Schwere. Das immerhin häufige Vorkommen derartiger
Zierrathen bei einem Gesammtgewicht von mehreren Pfunden lässt gewiss
mit Recht auf eine nicht unbedeutende Eitelkeit der Träger schliessen
welche sich einer so lästigen Bürde nicht unterziehen würden, geschähe es
nicht, um damit zu kokettiren und vor den Leuten mit ihrem Reichthum
zu prunken.
Auch Schnure mit kleinen eisernen oder kupfernen Kugeln dienen als
Schmuck der Männer, sei e s, .dass sie dieselben als Halsbänder'tragen, oder
am Oberarm befestigen, oder eine Schnur dient als Stirnband und ist in der
Mitte mit einer Muschel verziert. Sandalen von rohen Häuten in ähnlicher
Weise zugeschnitten wie bei den Be-chuana, doch vorn und hinten schnabelförmig
zugespitzt, sind auch unter den Herero im Gebrauch; man trägt dieselben
aber mehr in der Heimath und unter gewöhnlichen Verhältnissen, als
ausserhalb oder auf der Reise.
Die Tracht der Frauen ist nicht ganz so dürftig als die der Männer.
Am meisten in die Augen springend erscheint die eigenthümliche, nationale
Haube, welche m den vorstehenden Figuren mehrfach abgebildet ist. Diese
Haube besteht aus einer festen Kappe aus starkem Leder, vom mit einem'
weichen Leder versehen, welches gewöhnlich aufgerollt getragen wird und
so das Gesicht oben als ein dicker Wulst umgiebt, während es aufgelöst,
nach Art eines Schleiers herabhängt. Im Nacken ist ein flaches Geflecht
von Lederstreifen angefügt, welches bis zur Taille etwa herabreicht, und
mit Blechstreifen, Glaskorallen oder ähnlichen Gegenständen verziert ist;
das sonderbarste an dem Kleidungsstück sind aber zwei oder auch drei lange
Ohren, ebenfalls aus starken Thierhäuten geschnitten, die sich vom oberen
Theil der Kappe senkrecht erheben. Dass hier Nachahmung der ‘Natur zu
Grunde liegt, ist wohl nicht zu bezweifeln, wenn man die sonderbare Form
in’s Auge fasst , . welche so lebhaft an die aufgerichteten Ohren einer Antilope
oder eines Maulthieres erinnert, es ist nur schwer zu erklären, warum
ihnen solche Ohren ein so merkwürdiges Wohlgefallen verursachen, sie künstlich
nachzubilden.
Ein anderer Bekleidungsgegenstand, der zugleich Schmuck sein soll,
ist eine Art Mieder oder Leibchen, welches ganz aus runden, in der Mitte
durchbohrten Stückchen von Strausseneierschalen besteht, die reihenweise so
zusammengefügt sind, dass die Reihen an die benachbarten anschliessen und
mit den dazwischen geflochtenen Riemchen ein Ganzes bilden.
Das Anlegen wie das Tragen dieses sonderbaren Mieders ist sehr unbequem,
man sieht es daher auch nicht regelmässig, sondern nur bei den
Reicheren , di£ hinreichende Zeit auf ihren Putz verwenden können.
Ein Fellschurz um die Lenden, auch mit Riemchen oder Perlschnüren
verziert, und der lederne Kaross um die Schultern vollenden das Kostüm
der H erero -Frauen; von letzt erwähntem Kleidungsstück zeigt die Dame
linker Hand in Fig. ,52 das am sorgfältigsten gearbeitete Modell. Niemand
dürfte indessen eine solche Toilette für allzu statiös bezeichnen, wenn ihre
Herstellung auch viel Zeit und Mühe in Anspruch nimmt; Fig. 53 zeigt
zwei Frauen der Herero bei der angenehmen Beschäftigung, sich gegenseitig
zu putzen, und umgiebt sie auch kein glänzendes.Boudoir mit schimmernden
Trumeaux, so sehen sie gewiss mit keiner geringeren Befriedigung auf
ihr Werk, als die stolze Schöne europäischer Salons. Ohne eine gewisse
Anzahl von Büchsen und Büchschen geht es auch bei den H erero -Damen
nicht ■ a b , an Stelle von Cold-cream und Lilionnaise enthalten dieselben aber
Hammeltalg und Ockerde. Von anderweitigen Schmuckgegenständen sind
dicke Schnüre zusammengeflochtener Glasperlen und Stränge metallener
Kugeln recht häufig und werden trotz der Unbequemlichkeit g'ern getragen.
Besonders auffallend und zugleich lästig erscheinen die Stränge um die
Knöchel, welche bis auf die Ferse und das Fussblatt heruntersinken und
dadurch einen schleppenden Gang verursachen, während bei den Be-ckuana-
I rauen derselbe Schmuck sich dem Unterschenkel knapp anfügt und so weniger
hinderlich wird.
Die Bewaffnung der Herero- Krieger ist recht abweichend von der der
übrigen A.-bantu Süd-Afrika’s und lässt auf ihre geringe Streitbarkeit sowie
entferntere Verwandtschaft mit den eigentlichen Kaffem schliessen.