in der Verabreichung von Zaubermitteln und Medizinen, um Krankheit zu
heilen, Unglück abzuwenden, die Armee zu kräftigen und siegreich zu
machen, und insofern werden sie Doctoren genannt; da dies aber Stets
unter Beobachtung bestimmter Ceremonien geschieht, welche einen religiösen
Charakter tragen und sie wirkliche Opfer darbringen, könnte man sie auch
Priester nennen. Es f e h l t aber, wie bereits oben angedeutet, trotz der
mannigfachen gegentheiligen Behauptungen, b e i a l l e n s ü d a f r ik a n i s
c h e n V ö lk e r n u r s p r ü n g l i c h d ie Id e e der G o t t h e i t , a ls
e in e s h ö c h s t e n p e r s ö n l i c h e n W e s e n s , welches mit der Menschheit
Nichts gemeinsam hat1) .
Die höhere Instanz, an welche sich die Isi-ntonga bei ihren Opfern
and Anrufungen wenden, sind nur die Imi-shologu, die Geister der Verstorbenen.
Bei den Am a-xosa kommt das Wort auch als » ZTmshologu«
im Singular vor und bezeichnet alsdann den Geist eines bestimmten früheren
Häuptlings, der als der grösste unter ihnen g ilt, ohne dass die Leute darüber
einig wären, welchem unter ihren Vorfahren eigentlich diese Ehre
gebühre; dieser U’mshologu wird auch direct als »I ’nkosi« (Häuptling) angerufen
und der Blitz steht unter seinem besondern Befehl. Trotzdem ist den
Kaffem die Möglichkeit, diesen U’mshologu mit dem höchsten Wesen, von
welchem sie durch die Weissen Kunde erhielten, zu identificifen, niemals
eingefallen, und es wurde dafür ein besonderes Wort, ü tix o , von der
Hottentotten-Sprache übernommen, der beste Beweis, dass die Vorstellungen
von beiden Wesen durchaus verschieden waren.
Um diesen Punkt gleich hier auch hinsichtlich der anderen Stämme
zu erledigen, so ist der U’nkulunkulu der Ama-zulu ebenfalls nur der Aller-
grösste der Ama—hlozi, wie die Geister der Verstorbenen bei ihnen heissen,
und in gleicher Weise bei den Be-chuana das Wort Mo-rimo, der Singular
von Ba -rim o (soll Zusammenhängen mit dem Wort »gorimo«. .oben), wie
ZTmshologu von Imi-shologu und bedeutet ursprünglich Nichts als eine Art
Kobold2) , der gleichzeitig mit den Menschen auf der Erde aufgetreten ist.
Hätten diese Stämme in der That ursprünglich eine Vorstellung von der
Gottheit, die Nichts mit den Geistern der Vorfahren gemeinsam hat, so
würden sie eine besondere Bezeichnung dafür besitzen. Ebenso ist es bei
den Herero, wo das Wort Mu-kuru auch nur der Singular von 0 va-kuru,
die Vorfahren, ist, und selbst die Koi-koin, obgleich eine andre Völkerfamilie
bildend, schliessen sich merkwürdiger Weise in diesen Vorstellungen, wie
wir sehen werden, ebenfalls eng an die Ba«/«-Völker an. Das Bestreben
1) D r . van der K em p , ein Missionar unter den Kaffern, äusserte sich darüber folgendennassen:
»If by religion we mean reverence for God, or the external action by which
that reverence is expressed, I never could perceive that they had any religion, n o r a n y
id e a o f th e e x i s t e n c e o f God«.
2) Vergl. d a rü b e r : M o f f a t , M is s io n . Lab. e tc . p . 261 sow ie in d ie s em B u c h im
Kapitel: Be-chuana.
eines Theils der Missionäre, sich anklammernd an die angeführten Worte
den genannten Stämmen die Idee eines höchsten Gottes zuschreiben zu
wollen, ist daher unhaltbar und wird beständig durch die Praxis widerlegt,
indem mit Ausnahme gewisser einzelner Fälle, die besonders zu betrachten
sind der ganze sogenannte Cultus sich auf die G e s am m th e it der Geister
bezieht.
Die Isi-ntonga, als die Vermittler des Verkehrs zwischen den Imi-
shologu und der Menge, bilden eine besondere Kaste, welche ihre Standesgeheimnisse
unverbrüchlich bewahrt und neue Mitglieder nur nach einem
langen Prüfungsstand aufnimmt. Es- scheint in der That, dass diese Leute
bis zu einem gewissen Grade selbst von Wahnvorstellungen erfüllt sind und
als betrogene Betrüger bezeichnet werden müssen; denn als zur Aufnahme
in die Zunft geeignet werden Personen bezeichnet, welche sich in einem
krankhaften Zustand von Ueberreizung des Nervensystems befinden und in
demselben Hallucinationen unterworfen sind. Man glaubt, dass Jemand,
der sich in diesem Zustande, Uku-twasa genannt, befindet, unter dem unmittelbaren
Einfluss- der Imi-shologu steht, und er hat somit die Befähigung,
rwtonga zu werden. Der Häuptling schickt die Doctoren zu ihm , um zu
untersuchen, dass keine Betrügerei vorliegt, sondern wirklich cUkur-lwasa«.
eingetreten ist, worauf dieselben alsbald mit ihren Ceremonien der Einweihung
in den Stand Vorgehen, welche geheimnissvoller Natur sind und
aus denen der Novize als officieller I ’ntonga hervorgeht.
Die eigenthümlichen Anfälle von krankhafter Erregung kommen nun
auch fernerhin zur Erscheinung und können künstlich hervorgerufen werden
wenn man ihrer bedarf. Nur während der Dauer dieser Erregungszustände
(Uku-xentsa) ist der I ’ntonga in unmittelbarem Verkehr mit den Imi-shologu
und vermag die Geheimnisse der Gegenwart und Zukunft zu durchschauen;
er gieht alsdann die Mittel an, mittelst deren Krankheit beseitigt und Unglück
abgewehrt werden kann, und macht die Schuldigen namhaft, welche
die Uebel veranlasst haben. Die Herbeiführung des Uku-xentsa geschieht
in feierlicher Weise im Beisein einer grösseren Versammlung, welche unter
Absingung gewisser Melodien,- unter gleichzeitigem Schlagen von ausgespannten
Ochsenhäuten den I ’ntonga in die nöthige Begeisterung zu versetzen
sucht. Dieser selbst führt unterdessen in ihrer Mitte unter den
wildesten, abenteuerlichsten Bewegungen eine Art Tanz aus (Uk’wombela)
gewöhnlich der Hexentanz genannt, wodurch er seinerseits zur Steigerung
der Erregung beiträgt, bis er endlich, nach Erreichung des höchsten Gipfels,
m den Zustand von Verzückung verfällt, welcher ihn hellsehend macht und
ihn befähigt, die ihm vorgelegten Fragen zu beantworten.
Der Glaube an Hexerei ist ungeheuer unter den Kaffem verbreitet,
und sie meinen, dass überhaupt Niemand krank sein, oder gar an Krankheit
sterben würde, wenn nicht die Hexen solches veranlassten. Ferner
meint man, dass das ungewöhnlich lange Ausbleiben von Regen, sowie