aus dem Röhricht, dann veranlasste er die Völker das Gleiche zu thun«
und dre genannten Autoren erkennen darin einen Hinweis auf das vorge-
. schichtlrche Herabziehen der in Rede stehenden Stämme aus den Flussgebieten
Central-Afrika’s. Obgleich diese Vermuthung auch meinen Anschauungen
entspricht, möchte ich sie doch nicht:auf den angeführten Satz
basiren. Dohne»), einer der besten Kenner der Z u lu -Spräche, hält ebenfalls
die Uebersetzung »Urstamm« aufrecht, welche Bedeutung dem Worte
ursprünglicher zukommt als, die andere'; es ist aber wohl möglich, dass die
Eingeborenen selbst das überlieferte >,Uangeni« bald so , bald so auffassen,
je nach dem es ihnen bessere Anschauung gewährt.
Sie scheinen sich aber vielfach weder mit der einen noch mit der
anderen Erklärung ihres Ursprungs begnügt zu haben, da noch eine Person
als der eigentliche Urerzeuger in den Mythen auftritt, 17 W ikangi mit
Namen, über dessen Natur wenig verlautet. In diesen Punkten, wie Überhaupt
bei allen, die jenseits der den Sinnen zugänglichen Gränze Hegen,
werden die Angaben alsbald schwankend und variiren in mannigfacher
Weise:. Wahrend die Einen den TTmvelikangi für den eigentlichen Schöpfer
halten, dem auch der U’nkulunkulu seinen Ursprung verdankt, vertreten
Andere die Ansicht, beide stammten in gleicher Weise von dem »Urstamm«
ab. Noch Andere lassen es einen Mann und eiixe Frau sein, und es brauchte
kaum der weiteren Ausführung, wonach die Beiden auf ihren Wanderungen
an einen schönen Garten voll mannigfacher Früchte gekommen sein sollen,
ie sie gut zu essen fanden, um in dem Ausspinnen dieser Mythen den
Einfluss europäischer Missionare zu erkennen.
Der U ’nkulunkulu als Abkömmling des Urstammes ist »eher national
und erscheint vielfach als Begründer der socialen Zustände, sowie als Held
einiger origineller Sagen. Eine der bemerkenswerthesten darunter, welche"
mit bestimmten Variationen auch bei anderen Stämmen erscheint, ist die-
jenige über den Ursprung des Todes.
Es heisst darin, der Wnkulunkulu sandte das Ohameleon aus zu den
Menschen als Träger der Botschaft: »Sie sollten nicht sterben«. Das Chameleon
beeilte sich nicht damit, sondern ging Schritt vor Schritt,^zeitweise
stehen bleibend, um Beeren an den Seiten des Weges zu fressen. Darauf,
sandte der Allergrösste wiederum die Eidechse, welche den Menschen verkünden
sollte: »Ihr werdet sterben«. Die Eidechse lief sehr schnell, überholte
das Chameleon und verkündete ihre Botschaft, die auch angenommen
wurde. Als endlich das Chameleon bei den Menschen ankam, hatten diese
ereits die schlechte Kunde angenommen und starben in Folge dessen;
seitdem aber hassen sie beide Thiere, das langsame Chameleon, dass m
die gute Botschaft verzögerte, die Eidechse aber, weil sie sich so beeilte
eine schlechte Botschaft zu überliefern. ‘
Ausser in dieser Mythe, wo dem U’nkulunkulu als Absender einer
Verheissung über Leben oder Tod der Menschen eine wesentlich andere,
höhere Stellung eingeräumt wird, erscheint er sonst wieder ganz in der
eines weisen Häuptlings, welcher den ihm untergebenen Stamm bestimmten
Gesetzen unterwirft. Die durch Ueberlieferung fortgepflanzten Bestimmungen
über die socialen Verhältnisse bei den Zulu tragen daher häufig am Eingänge
die Worte: U'nkulunkulu sagt: So heisst es z. B. hinsichtlich des
Todes: U’nk. sagte: »Wenn ein Mann gestorben ist, so soll er ein Geist
■.(T’Afoa»)-werden.« Zugleich bemerkte er: »Wenn ein Mann gestorben ist,
so soll er verehrt werden durch Schlachten von Vieh, weil er ein Geist ist.«
Ferner wird überliefert: TJ’nk. sagte: »So Jemand stirbt, so soll der
jüngere Bruder die Weiber des Verstorbenen heirathen, damit sie nicht von
einem Manne eines anderen Stammes geheirathet werden.«
Auch die Verteilung der Arbeit zwischen den Geschlechtern geht von
ihm aus. U'nk. sagte: »Die Männer sollen die Hütten bauen und die
Bäume fällen, dass Korn gepflanzt werden kann. Die Männer sollen Hacken
verschaffen, einen Griff daran befestigen und sie den Weibern geben, damit
sie graben. Die Weiber sollen, wenn sie graben, Saat in ihre Hände nehmen,.
sie sollen dieselbe dann säen, und es wird wachsen. Die Weiber
müssen das Malz mahlen, das Feuerholz im Busch sammeln und das Essen
kochen, sie müssen kochen für die Männer. Die Befestigung der Matten
auf dem Dach der Hütten, das Ebnen und Streichen des Fussbodens und
das Anlegen des Feuerplatzes fällt ebenfalls den Frauen zur Last.« U. s. w.
(B l e e k ’s Zulu-Legends.)
Wenn die Ueberlieferung dem TPnkulunkulu nun aber auch wirklich
eine besonders hohe Stellung einräumt, so ist im alltäglichen Leben doch
nicht zu bemerken, dass er wesentlich bevorzugt würde, sondern hier, wie
bei den Xosa, ist es die G e s am m th e it der G e i s t e r der Verstorbenen,
welche durch einen gewissen Cultus gefeiert werden. Auch hier giebt es
eine Klasse von Personen [lsi-nyangd), welche in ähnlicher Weise den Verkehr
mit den Ama-hlozi zu vermitteln vorgeben.
Der Zulu glaubt auch, dass diese Geister in sichtbarer Gestalt auf-
treten können und besonders unter der Verhüllung von gewissen Schlangen,
mitunter aber als Büffel, Hippopotamus oder irgend ein anderes Thier erscheinen,
welches seinen übernatürlichen Charakter durch Ungewöhnliches
Gebahren, wie auffallende Vertrautheit, eigentümliche Zeichnung oder
Färbe und Aehnliches zu erkennen giebt. Es handelt sich dabei also nicht
um eine wirkliche Seelenwanderung, wie G a r d in e r glaubte, sondern um
Geistererscheiiiungen in Thiergestalt.
Durch Vermittelung der Ama-hlozi erhalten die Isi-nyanga auch Kennt-
niss von verborgenen Dingen, sei es von zukünftigen Ereignissen, wie den
Erfolg von Kriegszügen, Jagden und dergleichen, sei es von den geheimen
Ursachen der Krankheiten oder den Zaubermitteln, welche gegen einfluss