Zurückziehen erlaubt. Die Verbindjing des Eisens mit dem Holze, • sowie
der Schaft selbst, ist von derjenigen bei den Wurfspiessen der übrigen
A-bantu nicht verschieden.
Grausam, wie die beschriebenen Waffen auch in ihrer Wirkung sein
müssen, so leuchtet ein, dass die Gefährlichkeit nur wenig erhöht wird,
indem der durch die Schwierigkeit des Entfernens aus der Wunde in einzelnen
Fällön gesteigerte Effect durch die vermehrte Unbequemlichkeit der
Handhabung wohl vollständig paralysirt wird. Jedenfalls ist die Furcht vor
den gezähnten Wurfspiessen der Be-chuana unter den Süd-Afrikanern eine
sehr geringe und dieselben haben ihre Unterdrückung nicht zu hindern vermocht.
Es fehlte die nervige Faust und der entschlossene Muth des wahren
Kriegers, in dessen Hand die einfache Sense, die Holzaxt oder der Dreschflegel
leichter zur todtlichen Waffe wird, als das furchtbarste Mordinstrument
in der Hand des Schwächlings.
In gleicher Weise gilt dies von der häufig mit grösser Emphase genannten
Streitaxt der Be-chana. Dieselbe hat sehr verschiedene Gestalt,
indem das Eisen bald dreieckig ist, bald halbmondförmig oder mit einer in
der Mitte winklig vorspringenden Schneide. Der verschieden lange Stiel des
Eisens trägt zuweilen Verzierungen in Gestalt von vorspringenden Ringen,
die in einzelne Feldchen getheilt sind (Fig. 39 links), stets aber endigt er
in einer Spitze, welche durch den Kopf einer leichten Keule gebohrt und
auf der ändern Seite umgebogen ist. Der Stiel der Keule bildet die Handhabe
der Streitaxt und hat eine Länge von 50 — 80 CM. bei verhältniss-
mässiger Stärke,. um sie leicht mit einer Hand schwingen zu können.
Gewöhnlich ist das Gesammtgewicht der Waffe kein grosses, da der
eiserne Theil sehr dünn zu sein pflegt, und auch die hölzerne Keule, mässig
kräftig ist; man darf sich also darunter keine Lochaberaxt vorstellen, aber
doch eine nicht zu verachtende Waffe, so lange sie in der Hand des rechten
Mannes ruht. So erscheint es ganz einleuchtend in der von M o f f a t gegebenen
Abbildung J) , dass ein Matabele-Kvieger im Einzelkampfe scheu vor
dem mit der Streitaxt andringenden Mo-chuana zurückweicht, Entsetzen im
Angesicht; in der Wirklichkeit aber hegen die Matabele die souveränste
Verachtung gegen diese ihre schwächeren Nachbarn, und nicht leicht wird
der Einzelne von den letzteren es wagen, es sei denn, dass er Feuerwaffen
führt, dem grimmigen TJ'mkonto des Matabele-Kriegers zu trotzen.
Ausser der eben beschriebenen Streitaxt ist auch das eigenthümliche Dolchmesser
charakteristisch für die Be-chuana., es wird von ihnen am häufigsten
geführt und ist ein Product ihrer eigenen Industrie. Die Klinge dieses
Messers ist dünn, zweischneidig, am Griff gegen 4 CM. breit und etwa 15
lang; sie zeigt die besondere mattgraue Färbung der inländischen Eisen-
waaren und ist natürlich unpolirt. Die Scheide besteht aus zwei flachen
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* Holzstücken, welche mit Leder überzogen und dadurch verbunden sind; in
der Nähe des oberen und unteren Endes befindet sich ein Ansatz in Form
eines flachen Keiles, welcher mit dem betreffenden Theil der Scheide aus
einem Stück oder doch innig damit vereinigt ist. Diese beiden Vorsprünge
haben offenbar den Zweck, ein Herabrutschen der Waffe zu verhindern,
wenn sich der Träger dieselbe am Arme befestigen will. Zu gleichem
Zwecke sind am untersten Ende der Scheide, in Fällen, wo die hölzernen
Vorsprünge fehlen, Riemchen angebracht, welche mit dem Lederüberzuge
in Zusammenhang stehen' (Fig. 39). Gewöhnlich tragen die Be-chuana die
Messer nicht am Arme , obgleich dies auch vorkommt, sondern hängen sie
sich um den Hals. Der mit Schnitzereien verzierte Griff derselben pflegt
von einfacher Form zu sein und an beiden Enden ein etwas stärkeres Stück
zu tragen, um die Lage der Waffe in der Hand zu sichern.
Schnitzereien sind bei den in Rede stehenden Eingeborenen sehr beliebte
Artikel, welche von ihnen auch an die Nachbarn gelangen, und wohl
häufig mit Unrecht für das industrielle Product der letzteren gelten. Solche
Arbeit lässt sich sehr passend bei der Anfertigung der Kir€s verwerthen,
die von den Be-chuana ebenfalls geführt werden, wie von den übrigen
Stämmen. Häufig wird die Waffe von dem in den Küstenländern bereits
seltenen Rhinoceroshorn gemacht, welches mit den eingeschnittenen Mustern
und Figuren, sauber geglättet, einen ganz zierlichen Anblick gewähren
kann (Fig. 39), freilich ohne desshalb wirksamer zu werden. Auch Bogen
und Pfeile führten die Krieger zuweilen, darunter auch vergiftete; ob sie
solche aber selbst fertigten, ist nicht erwiesen, die meisten wurden jedenfalls
den Buschmännern des Landes abgenommen und dann mehr zur Prahlerei
als zum wirklichen Gebrauch mit herumgeschleppt. In der Schlacht
gegen die Mantati bei Lithako 1836 sollen die Ba -tla p i und Ba-rolong sich
derselben auch gegen den Feind bedient haben, ohne indessen, nach M o f f a t ’s
Bericht, einen wesentlichen Erfolg dadurch zu erzielen1).
Die obigen Angaben lehren, dass, das Rüstzeug von Angriffswaffen bei
den Be-chuana unter allen Süd-Afrikanern das vollständigste ist, doch wird
sie dies nicht von dem Untergange retten können. Sie setzen bereitwilliger
als irgend ein anderer Stamm alle ihre furchtbaren Mordinstrumente
bei Seite und greifen nach dem Feuergewehr', wenn sie auch nur sehr
mittelmässige Fertigkeit in der Handhabung erlangen. Es gilt darin von
ihnen wesentlich dasselbe, was schon oben bei den Ama-xosa angeführt
wurde, aber trotzdem schleppen sie sich ausserordentlich gern mit den wunderlichsten
Schiesseisen und machen trotz der kostspieligen Munition gern
Uebungsschüsse nach Wild in unerreichbare Fernen.
Moshesh hatte sogar ein uniformirtes Rifle-Oorps im Felde, aber die
Gleichheit der Waffen hat die Ungleichheit der Racen nicht ausgleichen
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