Gewöhnlich ziehen sie schon in Trupps, mit den gxossen, bauchigen
Gefassen auf dem Kopfe zum Wasser, selbst durch das Balanciren der
schweren Last nicht am Schwatzen verhindert, und an Ort und Stelle sieht
man sie ebenfalls gern in Gruppen zusammenstehen, die Gefässe neben sich,
um die Tagesneuigkeiten auszutauschen. Figur 4 8 (nach einer C h a pm a n ’-
schen Photographie) zeigt uns drei Frauen in dieser angenehmen Beschäftigung,
und wäre das Ensemble nicht zu afrikanisch, so könnte man es für
ein beliebtes Motiv unserer Maler, »Mägde am Brunnen«, halten.
Die Zungen sind es allein, welche gegen den apf das weibliche Geschlecht
ausgeübten Druck zu rebelliren scheinen;,, sie allein ist es nicht
gelungen zu zähmen; sind sie im Gange, zollt man gewiss der Geläufigkeit
sowohl, wie der Kraft und Deutlichkeit der gewählten Ausdrücke alle
Anerkennung. Die Männer pflegen sich bei solchen Scenen passiv zu verhalten,
bis die Gefahr weiterer Ausschreitungen sie zwingt, den Streit
durch einige freundliche Winke mit dem K ir i beizulegen.
Auch bei den Be-chuana ist Polygamie üblich, jedoch ist diese nicht
so ausgedehnt im Gebrauch wie bei den Ama-xosa.^ Selbst die Häuptlinge
pflegen nicht sehr viel Frauen zu haben mit Ausnahme von Moshesh der
allerdings auch gegen 90 besitzen soll. Es scheint sich darin, die bereits
betonte Hinneigung zu den Sitten ihrer östlichen Nachbarn bemerkbar zu
machen, was sich auch in dem Umstand erkennen lä s s t, dass -die Frauen
der Ba-sulo, wie bei . den eigentlichen Kaffern, durch directen Kauf von
dem Vater oder erbberechtigten männlichen Verwandten erworben werden
Die West - Be-chuana wollen nicht Wort haben, dass sie die Weiber kauften,
sondern sie erwerben sie durch Geschenke, die theils an die Aeltern
theüs an die Zukünftige selbst gehen und die ausser Vieh auch in Schmuck-'
gegenständen und Dingen des täglichen Gebrauches bestehen.
Uhter diesen Verhältnissen verliert die ganze Transaction den unangenehmen
Charakter des Schachers, der die Frauen den Sclaven gleichstellt,
die Person wird nicht wie ein Stück Vieh abgeschätzt und ihr Preis wte
■bei jedem ändern Kauf beigetrieben; spielen doch Geschenke auch bei civi-
lisirten Nationen eine grosse Rolle in Brautbewerbungen. Persönliche Neigungen
kommen bei den Be-chuana offenbar mehr in Frage, und abgesehen
von der schweren Arbeit stehen sie wohl alle nach der Verheirathung in
höherem Ansehen als bei den Xosa.
Wenigstens habe ich selbst öfter Gelegenheit gehabt, im Be-chuana-
Lande Frauen an der Seite ihrer Männer zu sehen >),_ als in Kaffraria und
unter den Ama-zülu, wenn sie es auch vermeiden, sich öffentlich zusammen
zu zeigen, und m anderen Reiseberichten figuriren ebenfalls Frauen dieser
Stämme mehrfach in hervorragender Weise 2). Der Häuptling der Ba-wanketsi,
Jf Vergl. : Drei Jahre in S.-Afrika p. 304.
Ca m p b e l l a. a. 0 . II. p. 138 u. Titelkupfer. B u k c h e l l II. p. 484 u. 4 9 4.
welcher besonders viel auf seine Lieblingsfrau, Motuane (Taf. XIX, Fig. 1)
hielt, und mir bereitwillig gestattete, ihr Bild aufzunehmen, kam nie mit
ihr zugleich zu meinem Wagen, sondern schickte sie allein.
Auch bei den Be-chuana pflegen die Frauen ihre besonderen Hütten
zu haben, die in derselben Umzäunung mit der Wohnung des Mannes
stehen, meist aber durch quere Hecken, wenigstens zum Theil, abgegränzt
sind. Der Einfluss der Missionare macht sich hier schon entschiedener geltend,
indem man bei den Reicheren, besonders den Häuptlingen, weibliche
Personen fin d e t^ welche den Rang von Frauen gar nicht beanspruchen,
und nur dazu da sind, den wenigen Frauen an die Hand zu gehen, die
Aermeren aber sich nicht selten mit einer Frau behelfen, die auch öfters in
derselben Hütte wohnt. •
Eine durch die Sitte genau charakterisirte Stellung von Concubinen,
entsprechend den vlshweshwe% der Xosa giebt es nicht bei den Be-chuana
und wohl auch nicht bei den Ba-suto, obgleich G a s a l i s wiederholentlioh
deren erwähnt. Er unterscheidet sie von der »grossen Frau«, meint also
wohl die Frauen niedrigeren Ranges, die er nicht Concubinen nennen
sollte, da er anders doch nichtksilogischer Weise von Polygamie sprechen
kann.
Die »grosse Frau«, welche wir schon früher bei den Xosa eingehend
zu besprechen hatten, findet sich auch bei den Be-chuana wieder, sie soll
die erste, sein, welche . der Mann nimmt, es scheint aber zuweilen in Ueher-
einstimmung mit dem Stamm ein besonderes Abkommen darüber getroffen
zu werden, welcher dieser Rang zukommt.
Die Wahl der grossen Frau ist stets eine wichtige Sache, zumal für
den zukünftigen Häuptling , und da die Eingeborenen überhaupt sehr auf
ihren Vortheil bedacht sind, so geht eine Verheirathung nicht ohne ein
langes H in - und Herverhandeln ab, wobei die beiderseitigen Familienältesten
, unterstützt von einem zahlreichen Gefolge, ihr Interesse zu wahren
suchen. Die Art des Verhandelns ist die nämliche, wie bei irgend welchen
ändern Geschäften, wo Jemand sich zu Anerbietungen veranlasst sieht,
und diese auf ein möglichst. geringes Maass beschränkt sehen will. Die
Parthei, welche sich in einer derartigen Lage befindet, hier also die Familie
des zukünftigen Bräutigams, erscheint wie zufällig vor der Hütte der erwählten
Braut und lässt sich dort nieder, indem sie jetzt auch von der
ändern Seite ein Entgegenkommen erwartet, was dadurch geschieht, dass
der Vater oder Vormund der Braut ebenfalls mit Gefolge erscheint und die
Gekommenen begrüsst.
Es folgen nun zwischen beiden Partheien unter allerhand Winkelzügen
die Verhandlungen über die in Aussicht stehende Familienverbindung, das
als Brautgabe bestimmte Vieh erscheint auf der Bühne, ebenso bekrittelt
') Meist aus den Kalahari- Stämmen, den sogenannten »Vaalpenz« genommen.
E r i t s c h , Die Eingeborenen Süd - Afrika’s- j o