sich demselben für gewachsen, so rücken sie ihm wohl mit der ganzen
Mannschaft entgegen und es kommt zur offenen Feldschlacht. In einer
solchen wird der. Kampf durch Schauer von Assegaien begonnen, die die
Gegner, sobald sie in Wurfweite gekommen sind, gegen einander schleus
dern. Der überlegene oder muthigere Theil drängt, wenn er glaubt den
Vortheil erlangt zu haben, stärker vor und es kommt zum Handgemenge,
welches sich bald in Einzelkämpfe auf löst, die mit der Asseg ai als Stosswaffe
und dem K iri ausgefochten werden, oder der Gegner räumt das Feld,
ordnungslos sich über die Gegend zerstreuend, während auf der Flucht die
Ueberholten vom Feind erbarmungslos niedergemacht werden. Doch sind
derartige Schlachten im Vergleich mit der Fechtart durch Ueberfalle ver-
hältnissmässig selten, wenn auch die Geschichte einige von grösser Ausdehnung
berichtet (z. B . GaikcCs Kampf mit seinem Oheim Makanna auf
den Debe- Fiats). Schwache Stämme fliehen bei Annäherung des Feindes
nach Verbrennung der Wohnungen mit dem Vieh in die schwerzugänglichen
Gebirge oder in den Busch, um den Sturm an sich vorüberbrausen zu
lassen.
In den Kämpfen mit den Europäern war das Princip ein ähnliches;
auch hier standen Viehräubereien in erster Linie, die schwer bejveglichen
europäischen Truppen wurden durch plötzliche, hinterlistige Ueberfalle in
Engpässen (siehe Fig. 12), durch Aufreiben detachirter Ahtheilungen, ewige
Plänkeleien aus dem undurchdringlichen Dickicht in Athem gehalten, und
nur selten geschah ein grösserer, allgemeiner Angriff gegen einzelne, weniger
gedeckte Orte (darunter am berühmtesten MakanncCs Ueherfall von
Crrahamstown) . In den beiden erwähnten Fällen von eigentlichen Schlachten
war der Führer unter europäischem Einfluss gewesen und suchte die
Kriegführung eivilisirter Nationen nachzuahmen.
Dagegen ist unter den Am a - Zulu ein strenges System in die Disciplin
der Truppen gebracht, ohne dass europäischer Einfluss nachweisbar wäre,
und es wird daher weiter unten auf dies System einzugehen sein.
Die sinnlose Aufregung, in welche der Kaffer durch den Kampf geräth,
und die seine gewöhnlich schlummernde Barbarei hervortreten lässt, wird
gleichfalls, durch die Jagd in ihm wachgerufen, wenn hierbei die Blutgier
auch nicht einen so hohen Grad erreicht.
Die Ausdehnung y welche die Jagdpassion bei den Kaffern gewinnt,
sowie ihre Geschicklichkeit in dieser Beschäftigung ist, wie das meiste über
sie Gesagte, von den Autoren übertrieben worden. Der Reichthum Süd-
Afrika’s an Wild mannigfacher Art, der reizende, stets aufregende Anblick,
welchen die Trupps der majestätischen oder zierlichen Antilopen gewähren,
scheint schliesslich jeden Menschen zum Jäger zu machen; denn Leute, die
in anderen Ländern nie auf den Gedanken gekommen wären, ein Gewehr
anzufassen, greifen in dem genannten Lande in kurzer Zeit nach der Büchse,
und von den weissen Colonisten geht die Rede, sie kämen mit Büchse und
Pferd zur Welt. Auch alle südafrikanischen Eingeborenen sind Jäger, unter
diesen aber die zu den A - bantu zählenden Stämme jedenfalls die schlechtesten.
Schon die Art der nationalen Bewaffnung, der leichte Wurfspiess,
ist wegen der 'Langsamkeit des Fluges und geringen Trefffähigkeit ein
grosses Hinderniss für den Jäger und zwar vornehmlich, wenn er allem ist.
Die*Kaffern pflegen daher auch nicht allein zu jagen, es sei denn, dass sie
in den Besitz von Feuergewehren gelangt sind, andernfalls veranstalten
sie in grösserer Anzahl' verschiedene, Arten von Treiben und die Kunst,
welche sie dabei zeigen, beruht hauptsächlich in der geschickten Benutzung
des Terrains,
Die Bodengestaltung des Kafferlandes ist ausgezeichnet durch den
jähen Wechsel, indem die glatte Ebene plötzlich durch tiefe, senkrecht
abfallende Ravinen unterbrochen, oder von Hügelketten durchzogen wird,
deren relative Erhebung zwar nicht bedeutend zu sein pflegt, aber wegen
der merkwürdig- schroffen Abstürze häufig dem Passiren .grosse Schwierigkeiten
entgegensetzt. Auch Hochwälder finden sich, doch, sind sie weniger
verbreitet, d. h. auf bestimmte Theile des Littorale beschränkt, während
der Niederwald sich weiter nach dem Innern hineinzieht und in Bodensenkungen,
an Flüssen u. s. w. zuweilen grosse Ausdehnung gewinnt.
Die Wohnplätze der Ama-xosa und Ama-zulu zeigen als Küstengebiete
Viel waldiges Terrain und- also auch Buschthiere, das wellige Land, welches
den Uebergang zu den Hochsteppen des Innern bildet, ist kein günstiger
Boden für Flächenantilopen und diese sind auch im heutigen Kaffernlande nur
noch spärlich vertreten, während Buschantilopen wegen der geringen Zugänglichkeit
ihres Aufenthaltes besser ausgedauert haben. Die Möglichkeit, ihrer
Jagdpassion zu fröhnen, ist daher für die eigentlichen Kaffern zur Zeit
Schon .eine sehr kümmerliche, den Ama-zulu, üe—chuana und 0 va—herero
stehen zwar noch besser besetzte Jagdgründe zur Verfügung, aber auch für
diese gehört ein grösser Theil des von den Autoren über wunderbare Jagden
Berichteten der Vergangenheit an.
Es ist unleugbar, dass die Eingeborenen trotz der mangelhaften Bewaffnung
alles Gethier ihres Landes vom Löwen, Elephanten und Rhino—
ceros bis herab zu dem wilden Geflügel bemeigtert haben, doch nur mit
sehr wechselndem Erfolge; dies geht schon daraus hervor, dass beim Eindringen
der Europäer auch die b e w o h n t e n Gebiete noch schwärmten mit
dem mannigfachsten Wild, welches wenige Jahre darauf durch das Feuergewehr
vollständig vernichtet war. Die Aufgabe, einen Elephanten mittelst
der Wurfspiesse zu tödten, ist gewiss keine kleine und in der That in
vielen Gegenden ganz unausführbar. Die Jäger, welche, wie erwähnt,
truppweise ausziehen, schleichen sich unter dem Winde möglichst nahe an
das Thier heran, dessen Aufenthalt sie vorher sorgfältig ausgekundschaftet
haben. Auf ein gegebenes Zeichen schleudern sie alsdann ihre Spiesse auf
den Elephanten, welcher sich wüthend gegen die Angreifer wendet, während
F r i t s c h , Die Eingeborenen Süd - Afrika’s. 6