hat daher auch über den Ackerbau derselben reiche Notizen gegeben und
seine oben citirte Venus ist mit der Hacke in der Hand abgebildet; auf.
einer anderen Darstellung desselben Autors1) arbeiten Männer und Frauen
untermischt in langer Reihe, dies ist aber bei anderen Stämmen als Regel
nicht im Gebrauch und erklärt sich im vorliegenden Falle wohl so , dass
dem Häuptling zu leistende Frohndienste dadurch veranschäulicht werden
sollen. Der Autor meint zwar, dass auch die gemeinen Leute sich gegenseitig
in gleicher Weise unterstützten, aber dies dürfte kaum in umfangreichem
Maasse geschehen, oder, wenn auch bei den Ba-suto wegen der Ausdehnung
der Felder das Zugreifen der Männer mitunter nothwendig werden
mag, so gilt dies doch nicht von den ändern Stämmen, wo ich nie einen
Mann mit der Hacke im Felde thätig gesehen habe.
Wegen des langen, elastischen Stieles ist die Hacke in der That ein
recht geeignetes Werkzeug, mit dem man lange arbeiten kann, ohne zu
ermüden, aber das männliche Geschlecht hält sich durchschnittlich für zu
gut und das schwächere Geschlecht muss wohl oder übel die Hauptlast der
Feldarbeiten tragen. Das Verfahren ist überall wesentlich gleich, d. h.
der Same wird auf den, einige Zeit vorder vom Unkfaut gereinigten und
leicht angefrischten Boden vor den Arbeitenden ausgestreut, welche ihn alsbald,
in einer Linie vorrückend, unterhacken. Es folgt nun wieder das
Umzäunen der Felder mit Dornen und das mühevolle Bewachen der sprossenden
Saaten, wie es schon oben (pag. 88) beschrieben wurde. Das so
weit verbreitete Kafferkorn [Sorghum caffrum) ist auch hier die beliebteste
Feldfrucht, indem der durch die Europäer eingeführte Mais erst allmälig an
Verbreitung zu gewinnen beginnt, von anderen Bodenerzeugnissen aber
kaum etwas allgemeinere Anwendung findet als Zuckerrohr [Holcus saccha-
ratus), Kürbiss, Bohnen und Taback.
Die reifen, schon ziemlich dürren Aehren des Kafferkoms werden noch
für kurze Zeit zum Trocknen aufgehängt und dann in vorläufige aus Lehm
und Spreu aufgeführte Vorrathstöpfe gepackt, welche die Frauen an Ort
und Stelle errichten. Diese verschieden gestalteten Magazine haben am
oberen Ende eine unregelmässig viereckige Oeffnung, um durch dieselbe das
Getreide hinein und heraus zu befördern; ist das Gefäss voll, sowerschliesst
man dasselbe, bis hinreichende Müsse da ist, das Getreide nach den Hütten
zu schaffen und dort weiter zu bearbeiten. Nachstehende Figur (47) zeigt
abgeärndtete Felder mit den beschriebenen Vorrathstöpfen > kurz vor der
neuen Bestellung im Anfang September aufgenommen. Das Feld war schon
wieder gereinigt, die Steine auf bestimmte Plätze zusammengetragefi, neue
Dornenhecken errichtet und drei Tage nach der Aufnahme waren, als ich
die Stelle wieder besuchte, auch die von der vorigen Aerndte herrührenden
Magazine verschwunden..
Die von den Feldern glücklich hereingebrachten Aehrenbüschel werden
von den Frauen auf festen Lehmtennen, die in den Höfen angebracht sind,
ausgebreitet und die Körner mit Stöcken ausgeschlagen. Auf Figur 40 bezeichnet
der helle, etwa viereckige Fleck im Hofraum des Häuptlings eine
solche Tenne , deren geglättete Oberfläche das Licht stärker reflectirte als
die Umgebung. Das nach dem Dreschen unter Benutzung des Windes von
der Spreu gereinigte Getreide wird dann in den riesigen, sorgfältiger gearbeiteten
Vorrathstöpfen bewahrt, welche sich in den Hütten befinden, oder
über denen man, wie es vorzüglich bei den östlicheren Stämmen üblich zu
sein scheint,.besondere Hütten errichtet.
Das Zubereiten der Speisen. aus dem Kafferkorn ist bei den Be-chuana
dasselbe wie bei den eigentlichen Kaffern; man isst die gekochten Körner
ganz, oder stampft sie zu einem dicken Brei in den Holzmörsern,
oder sie werden* auf den Handmühlen zu Grütze gemahlen. Die in Rede
stehenden Stämme sind in der Zubereitung der Speisen sehr reinlich und es
kostete mir nicht die geringste Ueberwindung, solche Grütze in sauberer
Holzschüssel mit dicker Milch dargereicht aus den Händen einer Mb-chuana-
Frau anzunehmen.
Auch hier wird aus dem Kafferkorn von; den Frauen eine Art Bier
•bereitet, Boyaloa1) genannt, welches sehr beliebt ist, aber durchschnittlich
nicht so stark getrunken wird als bei den eigentlichen Kaffern.
Ist das Gebräu auch weniger stark, und wirkt es nur in grösseren
Quantitäten berauschend, so lieben es die Eingeborenen doch sehr und versammeln
sich mit vielem Behagen um die grosse irdene Bowle, aus deren
gerundetem Bauch die trübe, röthlichgraue Flüssigkeit mittelst kleiner Kalabassen
geschöpft und im Kreise herumgereicht wird. Bei solchen Vereinigungen
sind sie ganz bei der Sache, sie sind der Gipfelpunkt ihrer
geselligen Vergnügungen, und, so lange bis der Boden im Topfe erscheint,
pflegen sogar die geschwätzigen Zungen weniger eilig zu plappern.
Im Allgemeinen sind die Vergnügungen der Be-chuana auf ein noch
bescheideneres Maas's beschränkt als bei den Xosa und Zulu. Ihrer sanfteren
Natur nach sind die lärmenden Soireen in den Hütten, wie sie oben beschrieben
wurden, weniger häufig, und auch grosse Kriegstänze, nach Art
derjenigen b^i den Zulu, kommen seltener vor. Es gehört dazu das nationale
Bewusstsein einer kriegerischen Nation und die Person eines angesehenen
Häuptlings als Kriegsherr, was den meisten Be-chuana-Stämmen bereits
abgeht; Beides fand sich noch' am besten bei den Ba-suto vertreten, wo
denn auch grosse Tänze öfters ausgeführt wurden, unter anderen Stämmen
vereinigte man sich meist nur bei ganz besonderen Gelegenheiten zu allgel)
Die Form: »Outchoualla«, wie sie sich in manchen Autoren findet, ist für das
Se-chuana entschieden falsch.' Im Xosa heisst es » TTtyalwa«, ein W o rt, das offenbar dem
»Boyaloa« sehr verwandt ist.