gehenden Truppen, um die Heerden wieder zu erobern, wurden aber mehrfach
abgewiesen.
Die Gonnomoa vergassen diesen Verlust nicht, sondern sammelten sich
im Anfang des nächsten Jahres und zogen in die Gegend des kleinen Berg-
Riviers, wie es scheint in der Absicht, sich wieder in den Besitz ihres
Eigenthums zu setzen. Die Colonisten, von dem Anmarsch benachrichtigt,
rückten gegen sie aus unter Fähndrieh Gruse, indem sie bei dieser Gelegenheit
bereits gegen 250 Hottentotten als Verbündete in’s Feld stellen konnten.
Im Bericht an die »Chamber« in Holland heisst es nur »die Truppen hätten
die Feinde angegriffen und so tractirt, dass sie sicher das Wiederkommen
nach dieser Gegend und das Plagen der Bürger vergessen hätten«; dabei
war kein Mann von Seiten der Holländer getödtet oder verwundet. Zahlreiches
Vieh fiel auch hier wieder in ihre Hände, welches, an die Ansiedler
und die treugebliebenen Hottentotten vertheilt wurde, damit sie um so mehr,
in ihrer Feindschaft gegen die Gonnomoa bestärkt würden.
Diese scheinbar so harmlose Geschichte giebt viel zu denken, wenn
man die Verhältnisse gehörig würdigt; wie kam es, dass die Gonnomoa mit
ihrem Vieh in den Krieg zogen? ferner warum Hessen sie sich diesmal so
ganz gegen ihre Gewohnheit von dem Feinde vollkommen überraschen?
endlich wie konnte es sein, dass auch nicht einmal eine Verwundung auf
Seiten der Holländer vorkam ? Es hat ganz den Anschein, dass hier eine
jener düstern, verrätherischen Geschichten gespielt hat, welche in ihrem
Erfolg der mächtigeren Parthei zu angenehm war, als dass sie sich viel
darum gesorgt hätte, durch welche Mittel der Erfolg erzielt wurde.
Die Aliirten der Ansiedler beginnen nun eine bedeutendere Rolle zu
spielen als ein Zeichen, dass auch in Süd-Afrika das: Divide et impera!
seinen mächtigen Einfluss üben sollte. Unter diesen Aliirten that sich
besonders der Häuptling der Ghainouqua, Claas [Darka) hervor, welcher
auf eigene Hand den Kampf fortsetzte und für die Erfolge seine Belohnung
einfordern kam; er brachte auch einst ein Kind von zwölf Jahren, dessen
Eltern er getödtet hatte, und bot es der Compagnie als Geschenk an, die
sich indessen bewogen fühlte, es ihm als eigenen Gefangenen zu überlassen.
Es ist hier das erste Beispiel von dem bis auf den heutigen Tag nicht ganz
verschwundenen Gebrauch des »Kidnappinge, welches sehr viel zur Umgestaltung
der Eingeborenen beitrug; denn später zeigten sich die Colonisten
in diesem Punkte nicht so zartfühlend, als sie es das eine Mal waren.
Von dieser Zeit an entwickeln sich die Verhältnisse, unaufhaltsam
zum Untergang der unabhängigen Stämme fortschreitend, indem die geringe
Organisation, durch das Drängen der Colonisten ganz aus der Ordnung
gebracht, nicht mehr ausreichte, um Verwickelungen zu verhüten. Anstatt
der grösseren, offenen Kämpfe, welche in der Hoffnung auf weitergehende
Erfolge unternommen wurden, treten jetzt kleine Plänkeleien und Räubereien,
in denen natürlich die »Banditti« von Profession, die Buschmänner, eine
Hauptrolle spielten, in den Vordergrund. Dabei ist häufig gar nicht zu
entscheiden, ob die Letzteren wirklich die Uebelthäter waren, oder die Schuld
nur auf die Schwächsten gewälzt wurde, während auch solche Fälle nicht
selten sind, wo Verbrechen dieser den Hottentottenstämmen, denen sie
botpaässig waren, zur Last fielen.
So war die Sachlage z. B. bei der Ermordung von drei Bürgern im
Jahre 1676, über die ausdrücklich bemerkt wird, sie sei vollführt worden
durch Souqua, in der Hottentott- Sprache Obiqua genannt, aber in Abhängigkeit
von Gonomoa. Diese nur nominelle Abhängigkeit musste den Vorwand
abgeben, um sofort wieder ein Commando gegen Gonomoa selbst, »diesen
heimtückischen Erbfeind«, auszusenden, er wich aber, durch frühere Erfahrungen
gewarnt, aus, und die Truppen fanden nur einen ganz Unbe—
theiligten, den sein gutes Gewissen an der Flucht gehindert haben mochte,
Gees mit Namen; doch unter dem Vorwande, dass es ein Anhänger des
Gesuchten sei, wurden ihm einige Leute erschossen und Vieh weggenommen,
was die Ansiedler nun einmal durch das Commando als »von Gott erhoffte
Beute« zu gewinnen rechneten.
Die. wirklichen Hottentotten, anstatt die Holländer, ihre Unterdrücker,
weiter zu belästigen, würden durch den angeborenen Leichtsinn veranlasst,
sich ärger wie jb ¿n ihren kleinen Fehden untereinander zu zerfleischen,
als wenn es keinen gemeinsamen Feind für sie gäbe; im Gegentheil hatten
die Fremden, die sich jetzt stark genug fühlten, um in der Schwächung
dieser Stämme keinen. Vortheil für sich selbst zu sehen, die Rolle der Vermittler
zu übernehmen und Streitigkeiten beizulegen, »wodurch die bereits
gebrochenen Stämme zu wirklichen Vasallen herabgedrückt wurden.
Als ein Feind, mit welchem nicht so leicht fertig zu werden war,
als mit den Hottentotten, treten jetzt in den Berichten die Soaqua in
den Vordergrund, gewöhnlich auch Obiqua genannt oder Bosjesmannen, Bos-
loopers, Banditti und Robbers. Sie machten sich nun, nachdem sie früher
fast übersehen worden waren, auf sehr unangenehme Weise bemerkhch,
indem sie die Ausbreitung der Colonie, welcher die Hottentotten keinen
energischen Widerstand mehr entgegenzusetzen wussten, durch ihre kleinen
Plänkeleien und ewiges Beunruhigen, ohne dass sie bei ihrer Zersplitterung
einen geeigneten Halt zur Unterdrückung boten, in hohem Grade erschwerten.
Die Ansiedler kannten bald diese ihre kleinen aber furchtbaren Feinde recht
gut,und fassten allmälig einen grimmigen Hass gegen dieselben, welcher
nicht lange auf seine Ausführung warten liess.
Neuer Zuzug aus dem Mutterlande in Gestalt von 50 Farmern und
Handwerkern, sowie ebenso vielen Mädchen, von der Compagnie 1684
herausgesandt, musste untergebracht werden, und man gründete daher in
diesem Jahre drei neue Niederlassungen: Stellenbosch, Paarl und Draken-
stein, wodurch der Umfang der Colonie sehr bedeutend erweitert wurde.