daher wegen Mangel an Material über die mittleren Altersklassen nichts Be-
stimmtesausgesagtwerden, doch dürften bei der entwickelten Jungfrau die Brüste
sich ähnlich verhalten wie bei den Hottentottinnen,
nur dasö sie nicht dieselbe Ueppigkeit zeigen werden.
Wollte man auch Wirklich annehmen, dass
alle die bisher angeführten Unterschiede im Körperbau
in der That auf den Einfluss der Lebensweise»
zurückzuführen wären, so gränzt es doch an Absurdität
, dasselbe für die Bildung des Kopfes und des
Gesichtes annehmen zu wollen, welche sich bei
diesen Völkern in auffallender Weise unterscheiden.
Der Kopf ist im Ganzen bei den Buschmännern
verhältnissmässig gross und breit. Der Umriss des
Gesichtes weicht von demjenigen der Hottentotten in
der Weise ab, dass bei den Letzteren das Gesicht durch
die Schmalheit der Stirn und das spitze Kinn den
Eindruck eines Parallelogrammes macht, während
sich bei Ersteren eine breite Stirn findet; dabei tritt
der untere Theil des Gesichtes, und besonders die
Fig. 70. Busctanäimiii. Gegend der Unterkieferwinkel seitlich stark heraus,
das miftelmässige Kinn ragt nur wenig nach’ Unten
vor, und der Umriss des Enface nähert sieh daher
bei der gleichzeitigen Depression des Scheitels in
seinen Hauptumrissen eher einem Rechteck mit senkrechten,
als einer Raute mit schräg gestellten Seiten.
Ferner unterbrechen die Jochbeine, obwohl sie für
sich betrachtet stark markirt erscheinen, doch den
Umriss nicht so sehr als bei den Hottentotten, weil
die grossen Breitendurchmesser ober- und unterhalb
das Vorragen abschwächen.
Wie diese Hauptzüge, welche das Gesicht des
Buschmannes, von vorn betrachtet, charakterisiren,
bieten auch die Einzelheiten mannigfache, obwohl
nicht so durchgreifende Unterschiede. Während bei
den übrigen Koi-koin die horizontalen Augenaxen
wenigstens öfter von ihrer normalen Richtung abweichen
und bald der äussere, bald der innere
Winkel tiefer steht, so stehen dieselben bei den
Buschmännern bemerkenswerth horizontal, und nur
ganz ausnahmsweise findet ein geringes Ab weichen
statt. Auch hier sind starke Contracturen der Lider
Regel, die Falten stellen sich gewöhnlich sehr regelmässig radiär und
scheinen nicht auf den einen oder anderen Augenwinkel einen stärkeren
Zug auszuüben. Die Lidspalte ist ebenfalls schmal, die Augen liegen etwas
tief in den Höhlen, doch legt sich das obere Lid nicht so weit über den
äusseren Winkel, wie es bei den Hottentotten meist der Fall ist.
Der allgemeine Charakter des Auges ist sehr typisch. Der Blick hat
etwas Lauerndes * Scheues, die dunkelbraune oder marmorirte Iris, in der
die kleine Pupille sich kaum von der Umgebung absetzt, wandert rastlos
umher, als wittere die Person beständig Gefahr, oder suche Anderen solche
zu bereiten; das Auge der Hottentotten dagegen hat, abgesehen von dem
mürrischen, finsteren Eindruck der zusammengezogenen Brauen, etwas Harmloses,
Einfältiges an sich. In der Jugend klar und wegen der dunkelen
Regenbogenhaut von eigenthümliehem Reiz (Taf. XX IX, Fig. 2 a ), werden
die Augen der Buschmänner im Alter noch mehr als die der anderen K o i-
hoin missfärbig und pigmentirt, Arcus
senilis und häufig auch Cataracten
entstellen ausserdem in vorgerückten
Jahren, das Aussehen so,
dass der Eindruck übel und krankhaft
wird.
Die Nase ist an der Wurzel tief
eingedrückt, der Rücken wendet sich
dann in scharfer Krümmung nach
vom und es fügt sich alsbald eine
plumpe, abgerundete Spitze daran,
die leicht aufgestülpt erscheint und
seitlich in schmale Flügel ausläuft.
Die verhältnissmässig geringe Länge
und Erhebung der Nase, die seitlich
ausgezogenen Flügel mit den
etwas nach vorn gerichteten Oeflnun-
gen kommen ihrem Charakter nach
sehr mit der bei den Hottentotten beobachteten Bildung überein, unterscheidend
ist jedoch die tiefe Einsenkung der Wurzel sowie das Fehlen
der sattelförmigen Gestalt des Rückens, da die Krümmung der Nasenbeine
schnell ansteigt und somit der eingedrückten Wurzel näher liegt; die Naso-
labialfalte ist sehr ausgeprägt und tief. Von den beigegebenen Portraits
sind besonders die des Kooiman (Taf. XXVI. Fig. 2) und des Boessek
(Taf. XXVII. Fig. 1) in Bezug auf die Bildung des Riechorganes charakteristisch,
wo in den Profilen auch die eigenthümliche Krümmung deutlich zu
Tage tritt.
Ueber den Mund ist nur wenig zu sagen, da sein Schnitt mit dem der
übrigen K o i—koin in den wesentlichsten Punkten übereinstimmt. Gewöhnlich
von ziemlicher Breite, sind die Lippen mässig aufgeworfen, bald
mehr bald weniger, aber nie in solchem Grade wie bei den A—bantu. Stets