Ernste Feindseligkeiten gegen die Kaffern.
In den östlichen Gebieten am Sonntagsfluss bis gegen den Fischfluss
bin batte sich allmälig ein unsicheres, schwankendes Verhältniss zwischen
den Colonisten und den Kaffem ausgebildet, welches nothwendig regulirt
werden musste. Es fand sich nach und nach eine grössere Anzahl der
Ersteren, welche trotz der verschiedenen kleinen Feindseligkeiten, wie die
erwähnte Ermordung Heuppenaers und trotz aller Verbote der eigenen Regierung
dreist in die Gebiete hineinzogen, in denen sie Kaffem antreffen
mussten, und Manche hatten auch einen Viehhandel mit ihnen angefangen,
welchen die Regierung theils aus Eifersucht, theils aus Furcht vor weiteren
Verwickelungen mit sehr misstrauischen Blicken beobachtete, ohne ihn
vollständig unterdrücken zu können.
Als Basis für die Aufrechthaltung der Ordnung hatte der Gouverneur
van Plettenberg 1778 durch persönliche Unterhandlungen mit den äussersten
Posten der Kaffern die Verabredung getroffen, dass sie sich äufV andere
Ufer des grossen Fischflusses zurückziehen und auch die Colonisten denselben
nicht überschreiten sollten, so dass der Fluss eine wirkliche
Gränze bilde.
Es scheint, dass gerade dieser Versuch, die Feinde in gewisse Landstriche
einzuengen, ihnen klar machte, wie nachtheilig das Vordringen der
Europäer für sie sei, und die Gränze war nur dafür da,_.um überschritten
zu werden. Bald im nächsten Jahr begannen ernste Feindseligkeiten,
indem die Kaffem ihrerseits den Versuch machten, die Colonisten aus den
Territorien westlich vom Fischfluss zu vertreiben. Die exponirten Familien
am Buschmannfluss verliessen ihre Farmen, welche von den hereinbrechenden
Feinden verbrannt wurden, auch raubten sie, wo es thunlich war, die
Heerden und erschlugen die Hottentotten im Dienste der Farmer. Diese
Eingeborenen mussten ihnen, sogar als Vorwand für den Einbrach dienen;
denn sie behaupteten, die Gonaqua hätten ihr Vieh gestohlen, die Colonisten
aber duldeten sie unter sich, statt sie auszutreiben, und begingen also ebenfalls
Unrecht.
Im Jahre 1780 brach dann nach dem gewöhnlichen Vorspiele, welches
schon von beiden Seiten viel Blut gekostet hatte, der Krieg wirklich aus,
und das erste grössere Commando wurde gegen die Kaffern geschickt, um
das Land von ihnen zu säubern; doch hatte dies keinen nennenswerten
rfolg und scheint sich überhaupt sehr passiv verhalten zu haben, so dass
im folgenden Jahre die Feinde stärker als je in den streitigen Gebieten erschienen
und durch Wegnahme der Heerden, Plünderungen und Mord-
thaten ihre Macht fühlen Hessen. Es wurde darauf ein neues Commando
ausgesandt unter den Befehlen des Jarsveld, eines Mannes, der schon durch
die Kämpfe gegen die Buschmänner seinen Namen mit Blut in’s Buch der
Geschichte eingeschrieben hatte und neu bewähren sollte; doch kennzeichnet
der Verlauf des Unternehmens auch die Schwäche, Thorheit und den
kindischen Sinn der Gegner.
Das Commando traf um den Buschmannfluss zahlreiche Haufen von
Kaffern unter drei Häuptlingen, die Jalomba, Susa und Bozana genannt werden;
die Truppen rückten gegen sie vor, und es wurde Rückgabe des geraubten
Viehes, sowie Uebersiedlung nach der ändern Seite des Fischflusses verlangt,
was die auf ihre Zahl trotzenden Eingeborenen rund abschlugen,
während sie sich zwischen die Reihen der Weissen drängten, bis diese,
misstrauisch geworden, nach ihrem Lager zurückkehrten. Am folgenden
Tage wiederholte sich die nämliche Scene, und wieder zogen sich die Colonisten,
gewarnt durch den Dollmetscher, dass ein Angriff bevorstände, zurück,
um nicht erdrückt zu werden; doch drängten die Kaffern heftig nach und
mischten sich auf’s Neue mit den Weissen, entgegen dem ausdrücklichen
Befehle, zurückzubleiben, so dass das Commando nicht vermochte, sich zu
railliren. Offenbar wurde nur der günstige Moment abgewartet, den Angriff
zu beginnen, und der Befehlshaber, seine kritische Lage wohl übersehend,
verfiel auf eine verzweifelte Auskunft: Er benutzte das Zaudern der Feinde,
um allen bei seinen Truppen befindlichen Taback sammeln zu lassen, welchen
er darauf wenige Schritt vor seiner Front niederwarf mit der Aufforderung
an die Kaffern, ihn aufzulesen. Und siehe da* die grossen Krieger ver-
gassen über einigen Krümchen Taback ihren kühnen Plan, verliessen die
Reihen ihrer Gegner, welche in dem Handgemenge gegen die blanke Waffe
die Gewehre nicht einmal hätten gebrauchen können, und stürzten sich,
die Häuptlinge voran, auf die kindische Beute. Die krachende Salve ihrer
heimtückischen Gegner belehrte sie erst zu spät über die begangene Thorheit
und keiner von den am Platze Befindlichen entging dem tödtlichen Blei.
Es folgten weitere Unternehmungen gegen die Häuptlinge Coba,
Magoti und Thaihoe. (Tshatshu), welchen die Heerden entrissen und
durch einen Angriff aus nächtlichem Hinterhalt eine Anzahl Leute getödtet
wurden, bis die ganzen Gränzdistricte augenblicklich vom Feinde gereinigt
waren. Jarsveld entliess darauf das Commando, bestehend aus 92 Colonisten
und 40 Hottentotten, unter denen als einziger Verlust die Verwundung
von drei der Letzterenszu verzeichnen war; 12 Mann l i e s s er z u rück,
um die A u s s e n p o s t e n zu b ewa chen. Wie glänzend zeigt sich
der Heldenmuth der Kaffern bei diesem ersten Kriege!?
Sie hatten nun wohl eingesehen, dass die Ansiedler nicht bedenklich
darin waren, auf welche Weise sie sich in Respect setzten, und schrecklich
wie die Mittel vom civilisirten Standpunkt erscheinen, so bewies der Erfolg,
dass die rücksichtslose Grausamkeit erreichte, was die friedlichen Verhandlungen
nicht erlangt hatten, und es herrschte für einen längeren Zeitraum