lieh angewandt werden. Sie sind in ihren wesentlichen Merkmalen denen der
Kadern ähnlich; doch werden sie von den O va—h&revo lang getragen und
die Neigung derselben, sich zu einzelnen verfilzten Strähnen zu ordnen,
durch Hineinschmieren von Fett und Ockererde begünstigt1) , wodurch sie
um den Kopf einen dichten, frangenartigen Behang bilden.
Hie Hautfarbe spaltet sich nach zwei Richtungen, in ähnlicher \\reise
wie bei den Ama-zulu, nur dass hier die rothe Varietät viel bedeutenderen
Boden zu haben scheint, da eine ganze Abtheilürig des Volkes, die 0 va-
therandu, darnach im Gegensatz zu den schwanken, den 0 m-thorondu,
benannt werden. Die Ersteren sollen wesentlich mit den Stämmen der
O va-mlantieru zusammenfallen, wenn sie auch nicht ausschliesslich darauf
beschränkt sind. Der Beschreibung nach muss diese Farbe dem auf Feld
Nr. 2 der Farbentafel angegebenen Ton sehr nahe kommen. Die dunkle
Varietät zeigt entweder schwarzbraune Pigmentirung, wie sie die Kaffem
durchschnittlich erkennen lassen (Feld Nr. 1), oder die Färbung nimmt einen
matteren, mehr schiefergrauen Ton an wie Feld Nr. 9 angiebt. Die letztere
war unter den Individuen, welche ich zu sehen Gelegenheit hatte, die
gewöhnliche.
Die Frauen der O va-herero erscheinen in gleicher Weise wie die der
übrigen südafrikanischen Nigritier im Vergleich mit den Männern unbedeutend
und selbst A n d e r s s o n , obgleich er . betont, dass sie oft äusserst zart
(of the most delicate forms) und symmetrisch gebaut seien, bei vollen, gerundeten
Gliedern, giebt doch zu, dass Viele in einem etwas vorgerückteren
Alter zu den abschreckendsten menschlichen Wesen gehören2).
Die ausserordentliche Zartheit dürfte nun unter allen Umständen in
Frage zu stellen sein, zumal da dieser Begriff sich mit v o llen,; gerundeten
Formen kaum gut verträgt; es scheint. aber nach dem allgemeinen Urtheil
der Autoren das letztere Moment allein charakteristisch zu sein. B a i n e s s) ,
der seiner umfangreichen Publication auffallender Weise nur sehr aphoristische
Notizen über die Körpergestaltung der O va-herero eingeflochten hat,
muss-die Neigung zu einer gewissen Körperfülle wohl ebenfalls auffallend
gefunden haben, da er seine Abbildung einer Herero - Frau von der Kehrseite
giebt, man muss daraus aber ausserdem abnehmen, dass er den Behang
der Kopfbedeckung leider für wichtiger gehalten hat, als die Gesichtszüge,
sonst hätte er doch eine derartige Stellung kaum gewählt. Eine
andere Figur desselben Werkes (pag. 56) zeigt -in gleicher Weise volle,
plumpe Formen und giebt wenigstens das Profil des Gesichtes, welches
einen charakteristischen Eindruck macht. Die Ci-iAPMAN’schen Photographien
lassen wegen der Verhüllung des Kopfes durch die nationale Haube von der
*) Analogie mit den Somali, Galla und Bedja Nord-Afrika’s.
2) A. a. O', p. 50.
3) B. Explorations in South-West-Africa p. 46.
Bildung der Züge nur wenig erkennen; _ am deutlichsten erscheinen darunter
noch diejenigen, welche den Figuren 52 und 53 zu Grunde gelegt sind und
die doch eine gewisse Anschauung von dem Charakter der Gesichtsbildung
geben. Darnach zu urtheilen ist es wohl zu verstehen, dass jüngere Personen
wegen der ziemlich regelmässigen Züge und dem sanften Gesicht
einen ganz angenehmen Eindruck machen können, ohne dass man so für
die Reize derselben zu schwärmen braucht, wie A n d e r s s o n . Abgesehen
davon, dass der genannte Reisende; welchen ich noch persönlich kennen
und schätzen zu lernen das Glück hatte, in der That von einer gewissen
Vorliebe für die Herero nicht freigesprochen werden kann, so kommt dazu,
dass überhaupt jeder Reisende, der längere Zeit unter den wilden Stämmen
verweilt, hinsichtlich weiblicher Schönheit bedeutend in seinen Idealen herunter
zu gehen und einen geringeren Maassstab anzulegen pflegt. Andere Forscher,
welche nur kürzere Zeit unter diesen Eingeborenen weilten, und
denen die Züge weisser Schönheiten noch frischer im Gedächtniss waren,,
haben nicht- so sanguinische Ausdrücke zur Beschreibung der Reize gewählt^
Nächst A n d e r s s o n sind als Verehrer der Herero besonders H u g o und J o sa p
h a t H a h n (Vater und Sohn) aufgetreten, welche durch langjährigen Aufenthalt
unter ihnen sich sehr genaue Kenntnisse über ihre Eigenthümlich-
keiten erworben haben. Eine ausführliche Publication, welche der Sohn
1&69, gestützt auf die -Notizen seines Vaters, ausschliesslich über diese-
Stämme veröffentlicht hat, enthält viele interessante Data, besonders hinsichtlich
ihrer Sitten und Gebräuche, und verdient daher auch hier eingehende
Berücksichtigung, doch ‘sind die Herren unverkennbar Parthei zu Gunsten
der Herero und haben sich mit Rücksicht auf religiöse Anschauungen zu
Behauptungen hinreissen lassen, welchen man unmöglich beipflichten kann.
Ueber die physische Beschaffenheit sind die Angaben auch in der Arbeit
des J o s a p h a t H a h n ziemlich sparsam und allgemein gehalten, so dass man
in diesen Punkten nicht mehr von ihm lernen kann als die anderen Autoren
schon gegeben hatten, welche von H a h n unter ausdrücklicher Weglassung
der nicht mit seinen Angaben übereinstimmenden Behauptungen citirt
werden1).
Aus allen lässt sich indessen trotz der verschiedenen Färbung ein gewisses
Resumé ziehen, worin die Ansichten überein stimmen, und dem ich
mich selbst anschliessen kann, wenn man geneigt is t, aus den Thatsachen
die weiteren Schlüsse consequent abzuleiten. J o s a p h a t H a h n ist hierbei am
meisten fortgeschritten, indem er mit dürren Worten aussagt: »Die Herero
gehören zur Negerrace«. Ich habe es vermieden, in diesem Werke den
Ausdruck »Neger« anders als citirend zu gebrauchen, weil die Vorstellungen,
i) Hierbei ist auch eine sprachliche Ungenauigkeit zu vermerken, indem H a h n
A n d e r s so n ’s enthusiastischen Ausdruck » o f the most delicate forms« mit »meist fein gebaut
« übersetzt a. a. O. p. 256.