Westen, aber es fehlt bei den Darstellungen vielfach die naturwissenschaftliche
Basis, wesshalb allgemeine Resultate nur mit Mühe daraus gezogen
werden können. Auch mangelt zur Zeit noch die Brücke, welche zu den
östlichen Stämmen hinüberführt, und wird wohl so bald noch nicht geschaffen
werden; es ist daher um so wichtiger, den Knotenpunkt, in welchem die
Völkergruppen zusammenstossen, nämlich Nubien und die Nachbarländer
desselben im Westen, sorgfältig in’s Auge zu fassen.
Unter den zahlreichen Autoren über diese Gegenden treten uns bedeutende
deutsche Namen entgegen wie R ü p p e l l , Eu r e n b e r g , S c h w e in f u r t h ,
R u s s e g g e r e tc., welche auch als Naturforscher rühmlichst bekannt sind',
ausserdem eine Reihe von Ausländern, unter denen M a k r iz i , d ’a b b a d ie ,
T r em a u x wohl die bedeutendsten sind. Hier hat man also schon eine
grössere Aussicht eine Verständigung über streitige Punkte zu erzielen und
_ vorgefasste Meinungen der Scholasten zu bekämpfen,“ zumal da ein Reisen-,
der, der zugleich Anatom vom Fach i s t , H a r tm a n n , ebenfalls dagegen
auftritt.
Die Verbindung mit dem centralen Ostaffika wird unmittelbar gegeben
durch die ausführlichen Berichte der Engländer S p e k e , B a k e r , Ku r s o r ,
G r a n t , sowie unsers allseitig betrauerten Landsmannes v. d . D e c k e n , welcher
leider, 'wie so viele Andere, zum Märtyrer an der guten Sache geworden
ist. Doch ging der Führer der Expedition auch unter, so kehrte wenigstens
einer seiner Begleiter, Dr. K e r s t e n zurück und vermag über die bei der
Reise gesammelten Erfahrungen Nachricht zu geben." Ein weiteres Glied
in dieser Kette bildet P e t e r s , dessen mehrjährige Forschungen in Mozambique
manches wichtige Resultat geliefert haben, und der auch hals Anatom
und Zoologe sieh einen bedeutenden Namen gemacht hat. E s e x i s t i r t
a lso e in e R e ih e n o c h le b e n d e r A u t o r e n , w e l c h e im S ta n d e
s in d durch A u s t a u s c h u n d .V e r g le ic h u n g ih r e r B e o b a c h tu n g e n
d ie e th n o g r a p h is c h e n F r a g e n ü b e r d ie ö s t l i c h e n S täm m e b is
h e r u n t e r n a c h S ü d -A f r ik a a u f n a tu rw is s e n s c h a f t l i c h e r Basis zu
untersuchen und hoffentlich zu lösen.
Für das letztere Gebiet selbst ist die Litteratur bereits ZU einem
bedeutenden Umfang ängewachsen,’ leider aber haben viele der Schreiber
mehr zur Verwirrung als zur Aufhellung zweifelhafter Punkte beigetragen.
Von verdienstvollen Autoren steheil' wiederum mehrere Deutsche in erster
Linie; in chronologischer Folge beginnen sie mit dem biederen P e t e r K o l b e n
(1719), dessen Beschreibung des Vorgebirges der guten Hoffnung wichtige Aufschlüsse
enthält über die seitdem der Vernichtung anheimgefallenen Hottentottenstämme,
wenn auch viele seiner Angaben cum gra.no salis zu nehmen sind.
An diesen Namen schliesst sich- der von L ic h t e n s t e in auf würdige Weise,
eines Mannes, welcher zwar entschieden beeinflusst war durch holländische
-Anschauungen, aber durch das gelieferte reiche Material sieh unleugbar
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grosse Verdienste um unsere Kenntniss Süd-Afrika’s erworben hat. Als
dritter reiht sich hier der Engländer B u r c h e l l an, der wohl auch in
weiteren Kreisen bekannt ist, aber nur Wenige dürften sein voluminöses,
in etwas epischer Breite geschriebenes Buch gelesen haben; und doch enthält
dasselbe einen solchen Schatz von sorgfältigen Beobachtungen, niedergelegt
mit der grössten Objectivität und Partheilosigkeit, dass man nur
bedauern kann, ihn nicht mehr zugänglich gemacht zu «ehen. Dies Werk
bildet einen directen Gegensatz zu dem L iv in g s t o n e ’s , eines Mannes, der
getragen wurde durch religiöse Schwärmerei und einen glühenden Ehrgeiz,
ohne dass man zu sagen vermag, welcher von beiden Hebeln mächtiger in
der Seele desselben wirkte. Sicher ist, dass er mehr Mühsale ertragen und
mehr Terrainschwierigkeiten überwunden als irgend ein. -südafrikanischer
Reisender vor oder nach ihm; ebenso sicher aber ist es auch, dass wegen
der mangelhaften, naturwissenschaftlichen Bildung des Autors, wegen seiner
rücksichtslosen Partheinahme für die Eingeborenen gegenüber den Farmern,
seine Werke viele falsche Anschauungen über Süd - Afrika verbreitet
haben. Verdächtigt von seinen Gegnern, d, h. fast der ganzen weissen
Bevölkerung des Landes, und nach Kräften Gleiches mit Gleichem vergeltend,
in geheimer Feindschaft mit vielen der Missionäre selbst, in Zer-
würfniss mit seinen Untergebenen, die seine Herrschsucht übel empfanden,
aber vergöttert von der öffentlichen Meinung in Europa, führte er ungebeugt
sein hartes Dasein, bis ihm Süd-Afrika zu eng wurde für- seinen
Ehrgeiz. '
Viel gemässigter in seinen Anschauungen ist der' Schwiegervater desselben,
M o f f a t , obgleich auch er den Partheistandpunkt nicht verleugnen
kann und dadurch zu manchen zweifelhaften Behauptungen geführt wird;
sein Werk ist um so mehr als ein wichtiger Beitrag zur Kenntniss des
Landes zu bezeichnen,’ ,jjjj er sich im Gegensatz zu L iv in g s t o n e von
Fragen, die ausserhalb .seiner Sphäre lagen, möglichst fern gehalten hat.
Es folgen nun noch eine ganze Reihe von.Autoren über einzelne Gebiete,
wie G a r d in e r , H o l d e n , G r o ü t , D e l e g o r g u e [Natal), D o h n e , M a c l e a n ,
A l e x a n d e r , T h o m p s o n , A r b o ü s s e t , C a sa l is (Ka ffer- und Basuto- Land),
■An d e r s so n , G a l t o n , C h a pm a n und Ba in e s [Damara- und Owampo-X.and);
einige Erzähler von Jagdgeschich.ten, wie H a r r i s , B a l d u in und G o r d o n
Cu m m in g , der afrikanische Münsehhausen, kommen hier nicht in Betracht;
mehrere ältere Reisende, wie L e V a i l l a n t , B a r r o w , der Missionar
Ca m p b e l l sind mit Vorsicht, oder besser gesagt, mit Misstrauen, zu benutzen.
Es existiren aber noch eine grosse Reihe von kleineren, zum Theil
ochst werth vollen Publicationen über Süd-Afrika, welche anzuführen hier
nicht der Ort ist, sie sollen dagegen bei den betreffenden Stellen im Text
erwä nt werden; ich will nur schliesslich noch auf die Sammlung von