
 
        
         
		den  stupiden,  hässlichen  Gesichtern  leuchtet  nicht  nur  die  Noth,  sondern  
 auch  die Unterdrückung  überall  hervor und  unterscheidet  sie  scharf  von  dem  
 freiheitsliebenden  Buschmann,  der  nur  in  bewohnten  Gegenden  Knecht,  in  
 seiner  wasserlosen  Steppe  aber  König  ist  und  sich  als  solcher  fühlt *). 
 B a -la la   heisst  auch  nur:  »die  Armen«,  und  da  diese  Klasse  der  Bevölkerung  
 angewiesen  ist,  an  den  Gränzen  der  Kalahari  zu  leben,  nennt  
 man  sie  auch  Ba-halahari.  Ueber  die  Entstehung  und  das Verhältniss  derselben  
 zu  den  übrigen Be-chuana wird unter  dem Kapitel:  Sitten,  Gebräuche  
 noch  einiges  zu  sagen sein,  charakteristische Unterschiede von  denselben fehlen  
 ihnen,  wie  es  mit Rücksicht  auf  die  angedeutete Zusammengehörigkeit  auch  
 nicht  anders  zu  erwarten  steht. 
 In  dem  nachfolgenden  Holzschnitt Fig.  35  ist  der  halbwüchsige  Knabe  
 in aufrechter Stellung  für den angedeuteten Habitus der Ba-kalahari von  typischem  
 Bau, besonders durch die eigentliümliche Gestaltung des Brustkorbes und  
 Unterleibes.  Zu  demselben  Stamm  gehört  auch  die  sitzende  Person  rechts,  
 welche  in  dieser Stellung  von  dem  gewöhnlichen  Aussehen ,  der  in Niedrigkeit  
 lebenden  Be-chuana  kaum  zu  unterscheiden  sein  dürfte,  da  eben  so  
 stupide  Gesichter  in  gleicher  Weise  unter  den  verwandten  Stämmen  Vorkommen. 
   Das  unbekleidete  Individuum  mehr  nach  links  ist  ein  echter  
 Kalahari- Buschmann,  dessen  Wuchs  und  Haltung  offenbar  mehr  Eleganz  
 und  Gewandtheit  verräth,  als  die  erst  erwähnten  Figuren.  Die  kauernde  
 Person  links  ist  ein  richtiger  Mo-chuana,  dessen  Intelligenz  durch  den  
 Umgang  mit Europäern  gehoben  war  (er  stand  längere  Zeit  in Diensten  von  
 solchen,  woher  auch  die  halbeuropäische  Kleidung  stammt). 
 Die übrigen  hierher gehörigen Holzschnitte  gehen mehr  ethnographische  
 als  physiognomische  Details  und  es  können  daher  die  Angaben  über  den  
 Körperbau  der  Be-chuana  im  Vergleich  zu  den  vorher  beschriebenen  Stämmen  
 nicht  so  reich mit  photographischen Beweisen  belegt werden,  wenigstens  
 nicht hinsichtlich der Männer.  Die Gruppenbilder  enthalten zum  grössten Theil  
 Frauen  und  Kinder,  und  wenn  auch  die Frauen  in  ihrer  nationalen Bekleidung  
 sind,  so  lässt  sich  doch  erkennen,  dass  der Wuchs  schwächlicher  und  
 dürftiger  ist  als  der  hei  den  Frauen  der  Zulu  oder  Xosa.  Die  auffallend  
 dünnen  Waden  und  Unterarme  sind  besonders  an  den'Kindern  ersichtlich,  
 (Fig.  36,  41),  deren  Glieder  häufig  kaum  mehr  menschlich  erscheinen.  
 Es  leuchtet  ein,  dass  aus  solchen  Kindern  keine  Riesen  erwachsen;  und  
 dass  es  in  der  That  nicht  der  Fall  ist,  dafür  können  auch  in  Figur  45  die  
 mageren,  knochigen  Rücken  der  am  Boden  hockenden  Männer  als  Beleg  
 dienen.  Man  wird  somit  unter  den Be-chuana  noch  weniger  wie  unter  den  
 Ama-zulu  Modelle  klassischer  Schönheit  finden,  obgleich  die. Stämme,  wie  
 die weitere Betrachtung  mehr  und  mehr  ausser Zweifel  stellen  dürfte,  sicherlich  
 nahe  verwandt  sind. 
 An Muskelkraft  und  Leistungsfähigkeit  stehen  sie  durchschnittlich  den  
 vorher  beschriebenen wesentlich nach und  sind  daher schon  seit  der  frühesten  
 Zeit  ein  Opfer  räuberischer  Anfälle  gewesen,  durch  welche  sie  auch  mehr  
 und  mehr in unwirthliche Gegenden zurückgedrängt wurden.  Diese Momente  
 stellen  einen  Circulus  vitiosus  dar,  aus  dem  sich  das  Hinschwinden  der  
 Stämme  wie  der  Individuen  leicht  erklären  lässt. 
 Nur  ausnahmsweise  regte  sich  i n . den  friedliebenden  Gemüthern  der  
 Be-chuana  der  kriegerische  Geist,  sei  es  dass  die  Noth  ihnen  die  Waffen  
 in  die  Hand  drückte,  sei  es  dass  ein  ungewöhnlich  energischer  Führer  sie  
 aus  ihrer  Lethargie  riss,  oder  es  vereinigte  häufig  auch  Beides,  indem  
 von  übermächtigen Feinden  angegriffene  Stämme  durch  einsichtsvolle Häuptlinge  
 vor dem drohenden Untergang bewahrt und ihrerseits  angreifend anderen  
 Völkern  entgegengeführt  wurden.  So  gingen  die  Ba-mantatisi  (Mantati),  
 aus  dem  Norden  verdrängt,  wie  .ein Gewittersturm  über  die  mittleren Landstriche  
 Süd-Afrika’s ,  so  suchten  sich  die  Ma-kololo,  d em ’Andrängen  der  
 Zulu  ausweichend,  neue Wohnsitze  südlich  vom  ZamhesV,  und  vertheidigten  
 die  von  allen  Seiten  angegriffenen  Ba-suto  unter  Moshesh  mit  bewaffneter  
 Hand  ihr  vielumkämpftes  Gebirgsland. 
 Der  grösseren  Weichheit  im  Charakter  der  Be-chuana  entspricht  auch  
 eine  bedeutendere  Empfänglichkeit  und  Neigung  für  Fremdes,  sowie  geringere  
 Widerstandskraft  gegen  äussere Einflüsse.  Sie  äffen  gern  europäische  
 Sitten  nach  und  haben  sich  leichter  dazu  bequemt,  so  weit  ihnen  die Möglichkeit  
 geboten  war,  europäische  Kleidung  und  wenigstens  die  äusseren  
 Formen  des  Christenthums  anzunehmen.  In  den  Schulen  der  Missionare  
 sind  sie  viel  anstelliger  als  die  Xosa  und  Zulu  und  zeigen  einen  gewissen  
 Eifer,  wenn  auch  wenig  Talent.  Die  grossen  Hoffnungen,  welche  man  auf  
 die  europäische  Erziehung  bei  den  Söhnen  des  Häuptlings  Moshesh,  Georg  
 und  Sekelo,  setzte,  haben  sich  nicht  verwirklicht;  so  pflegt  der  Erfolg  aber  
 in  der  Regel  zu  sein.  Die  grössere  Bildung  trägt  hauptsächlich  dazu  bei,  
 die  Be-chuana  durchtriebener  zu  machen,  besser  sind  sie  dadurch  im  Ganzen  
 nicht  geworden.  Es  gelingt  ohne  besondere  Mühe,  Vielen  unter  ihnen  
 ein  ziemlich  bedeutendes  Maass  von  Kenntnissen  beizubringen,  da  es  dem  
 Durchschnitt  keineswegs  an  natürlichem  Verstände  fehlt.  Mir  ist  diese  Begabung  
 nie  so  schlagend  erschienen,  als  hinsichtlich'  ihres  Ortssinnes.  Dass  
 Menschen,  welche  von  Jugend  auf  in  Gegenden  verweilen,  in  denen  man  
 nur  durch  die  grösste  Aufmerksamkeit  sich  zurecht  zu  finden  vermag,  ein  
 scharfes  Auge  für  ihre  Umgebung  bekommen,  erscheint  nicht  wunderbar,  
 doch  reicht  der Ortsinn  bei  ihnen  weiter.  Ich  fand  häufig Personen,  welche  
 bei  den  beliebten  Erkundigungen  über  England  —  in  ihrer. Sprechweise  
 gleichbedeutend  mit  Europa  —  genau  die  Richtung  anzugeben  wussten,  in  
 der  England  la g ,  '  ebenso  wie  sie  diejenige  der  Capstadt,  Port  Natal,  
 Walfish - Bay  u.  s.  w.  richtig  bezeichneten,  obgleich  sie  nie über  die  Inlanddistrikte  
 hinausgekommen  waren.  Dass  hier  wirklich  geographische  An