vni VORWORT.
Arbeiten dem ersehnten endlichen Abschluss entgegenführen konnte.
So geschah e s , dass ein Werk, welches er als Hauptergebniss seines
mehrjährigen Aufenthaltes in Afrika schon im Jahre 1868 der Nachsicht
des Publikums unterbreiten zu können hoffte, erst im Jahre
1872 fertig vorliegt.
Es wird Jedem gewiss begreiflich erscheinen,' dass die erwähnten
schwierigen Verhältnisse ihren Einfluss auf die Durchbildung
und äussere Gestaltung der Arbeiten merklich werden lassen,
und der Verfasser mehr als sonst genöthigt ist, die gütige Nachsicht
des Lesers in Anspruch zu nehmen; er hofft aber auch,
im Hinblick auf das oben Angeführte, darin keine Fehlbitte
zu thun.
Es war ihm trotz bestem Willen unter solchen Umständen
unmöglich mit dem Lande, dem er seine Aufmerksamkeit zugewandt
h a tte , in hinreichend lebhaftem Verkehr zu bleiben, um die
fortlaufenden Veränderungen in den Verhältnissen der Eingeborenen
zu registriren und zu verarbeiten. Es fehlte ihm an Müsse,
die darüber neuerdings erschienenen Publicationen sämmtlich mit
der Sorgfalt durchzusehen, welche der Gegenstand verdiente, und
selbst früher veröffentlichte vereinzelte Angaben und Notizen konnte
er nicht immer nach Wunsch aufsuchen und verwerthen.
Die Mängel der vorliegenden Arbeit mögen daher keine geringen
sein, doch hofft der Verfasser zuversichtlich, dass der Leser,
welcher eine möglichst vorurtheilsfreie, ungeschminkte Darstellung
und eine sorgfältige Beschreibung des zwar mässig umfangreichen,
aber guten Materials sucht, das Buch nicht ohne Nutzen durchsehen
wird.
Schon bald nach seiner Rückkehr hätte der Verfasser bei der
Behandlung des Gegenstandes es kaum vermeiden können, sich in
vielen Punkten auf einen wesentlich historischen Standpunkt zu
stellen; jetzt, nachdem weitere sechs Jahre verflossen sind, und
das bereits im Verfall begriffene nationale Leben der Eingeborenen
durch den Strom der Einwanderer, welchen die Entdeckung der
Goldfelder und Diamanten herbeiführte, einen neuen furchtbaren
Stoss erhielt,, gilt dies natürlich in noch höherem Grade. Verfasser
preist sich besonders glücklich, dass es ihm vergönnt war, kurz
vor dem Plereinbrechen der Vernichtung die Eingeborenen in ihrer
Originalität kennen gelernt zu haben; dadurch hofft er in den
Stand gesetzt worden zu sein, um seiner schweren Aufgabe einiger-
massen gerecht werden zu können.
Diese Aufgabe besteht darin, die Eingeborenen Süd-Afrika’s
nach ihrer physischen Beschaffenheit, ihrem Aeussern und ihrer
Lebensweise zu beschreiben, soweit diese Verhältnisse ihnen eigen-
thümlich sind, um dem Anthropologen der Jetztzeit oder späterer
Zeiten, wenn sich der Untergang der Stämme ganz vollzogen haben
wird, ein -Bild derselben zu bewahren, welches weiter verwendbar
ist zur Förderung der Erkenntniss über Entstehung und Entwickelung
des menschlichen Geschlechtes überhaupt. Sehr viele der
dabei zu berührenden Einzelheiten gehörten schon lange der Historie
an, viele sind es kürzlich geworden, viele werden es bald genug sein.
Der Vortheil, den eigene Anschauung an Ort und Stelle
immer gewährt, rechnete ich zur Lösung von Widersprüchen, Ergänzung
von Lücken und Widerlegung eingewurzelter Vorurtheile
günstig verwerthen zu können, und ich werde meine mühsame
Arbeit reich belohnt, erachten, wenn mir dies auch nur theilweise
gelingt. Das eine Verdienst aber möchte ich mir dabei nur ungern
absprechen lassen, dass ich mich bemüht habe, den Boden der
Thatsachen wo möglich auch mit keinem Schritte zu verlassen.
"Mag das vorliegende Werk somit allen Denen, welche darnach
streben an der Pfand von Thatsachen und nicht durch dürre