tendern Grade nicht vorliegen, es wäre dieser Fall also einer von den Ausnahmen
und wird als solcher weiter charakterisirt durch die Portraits der
Korana*) (Taf. XXIII und X X V ), wo d u r c h g ä n g ig d e r ä u s s e r e
A u g e n w in k e l t i e f e r s t e h t a ls d e r in n e r e .
Weder die hier reproducirten noch ein grösser Theil der anderen Da -
NiELL’schen Skizzen (Fig. 58 — 60), zeigt die schräge Bildung, obgleich
gerade die colonialen Hottentotten unter allen Koi-koin noch die stärkste
Hinneigung zu dieser Eigentümlichkeit verrathen. Die Korana liefern, wie
bereits angedeutet, nur ein gewisses Contingent dazu, hei den Buschmännern
sind diese Verhältnisse überhaupt anders. Ebensowenig hat das Portrait
des Jonker Afrikander nach einer
GALTON’schen Skizze in A n d e r s so n ’s
Lake Ngami die geringste Andeutung
solcher Schrägstellung, obgleich
die Züge unzweifelhaft typisch
sind 2) .
Das Zusammenwerfen der Köi-
koin mit' den- Chinesen erscheint
somit wie das Anklammern des Ertrinkenden
an einen Strohhalm, doch
dürfte eine so schwache Theorie
uns schwerlich aus dem Meere der
Ungewissheit über den Ursprung der
Hottentotten erretten, und es sind
diejenigen wohl mehr zu loben,
welche, wie G e o f f r o y S t . H il a ir e ,
die scharfe Unterscheidung der genannten
Stämme von den bekannten
Typen erkannt haben.
Aus dem Ensemble der beschriebenen
Fig. 58. Hottentot nach Daniell.
Gesichtszüge »leuchtet also nicht ein ernsthaiftiges Wesen untermischet
mit Freundlichkeit hervor«, sondern, wie D a n ie l l sehr richtig bemerkt hat,
Aerger, Unzufriedenheit und Missmüthigkeit, ohne dass solche Affecte dem
Individuum eigen zu sein brauchten. Die Constanz dieses scheinbaren
Affectes, sowie der gelegentlich zur Erscheinung kommende Contrast mit
einem lachenden Munde übt eine komische Wirkung auf den Beschauer aus
und erinnert ihn häufig an die Faunen des Alterthums. Ein solcher Eindruck
scheint sehr natürlich und naheliegend zu sein, denn meistens zeigte
r) Ebenso verhält sich eine Anzahl anderer, die im Besitz des Verfassers sind, aber
nicht mit publicirt werden konnten. '
H A. a. a. O. p. 235.
er sich bei den Personen seihst, wenn sie ihrem Portrait objectiv gegen-'
übertreten: das abconterfeite Individuum sowohl, als auch die herumstehenden
guten Freunde brachen bei Petrachtung der Photographie gewöhnlich in ein
schallendes Gelächter aus.
Fig. 59. Hottentottin
nach Daniell.
Die wichtigsten Eigentümlichkeiten der Race, welche
eine Abtrennung von den übrigen als nicht ungerech-
fertigt erscheinen lassen, ergeben sich indessen bei Betrachtung
des Skelettes.
b. Das Skelett.
Der allgemeine Charakter des Skelettes der Hottentotten
ist wie bei den A-bantu, derjenige eines uncivili-
.sirten Volkes, jedoch kommen, entsprechend der wechselnden
Körperbeschaffenheit und den Unregelmässigkeiten
des Wuchses auch in den Skeletttheilen sehr abweichende
Gestaltungen vor, welche es schwierig erscheinen lassen,
Angaben von durchgängiger Gültigkeit -zu machen. Ein
möglichst grosses Material wäre hier wünschenswerther als irgendwo, leider
aber ist solche^ fast gar nicht zu beschaffen.
Die Venus Hottentotte in Paris sowie das sogenannte Buschweib Afandy,
welches, wie bereits erwähnt, hierher gehört, sind Gegenstand umfassender
Publicationen geworden', ’ und Wymann k hat in Amerika über die Section
eines solchen Weibes referirt, doch sind dies
immer nur Anfänge, um beim Aufstellen des
Typus die individuellen Schwankungen zu
eliminiren. Ich selbst habe ebenfalls nur ein
vollständiges Skelett erlangt, welches auch
weiblich ist, dagegen mehrere Schädel und
Becken, von denen die Ersteren wenigstens
so charakteristisch sind, dass man unter Ver-
gleichung des entsprechenden Materials anderer
Autoren sehr wohl positive Angaben über
den Typus machen kann.
Die Knochen des weiblichen Skelettes
sind von auffallend gracilem Bau, so dass sie
an Feinheit selbst sehr jugendliche Personen
Fig. 60. Hottentot nach Daniell.
desselben Geschlechtes europäischer Racen
weit übertreffen; sie sind gleichzeitig glatt,
fest und elastisch. Die Muskelansätze sind markirt, aber wenig hervor-
i) On the dissection of a Hottentot. Proceed, of the Boston Soc. of Nat. Hist.
Tom. IX. 1862.