Mittelformen darstellen. Man erkennt zwar die meisten der gesuchten Cha-/
raktere, doch nicht alle ail demselben Schädel, sondern das eine Merkmal
an diesem, ein anderes an jenem.
Die beiden oberen Schädel stammen aus der Gegend von Boshof, wo
gegen 40 gefangene Korana und Buschmänner 1856 erschossen wurden. Die
Unterkiefer waren, als ich sie sammelte, bereits einzeln, und sind zwar
sicher Korana - Unterkiefer, aber die Zugehörigkeit zu den betreffenden
Schädeln ist zweifelhaft; es ist daher unthunlich, ihr Verhältniss zu dem
oberen Theil in Rechnung zu ziehen, wohl aber lassen sie sich isolirt ver—
werthen.
In der Seitenansicht ist die Depression des Scheitels' und das steile
Abfallen des Hinterhauptes weniger ersichtlich, der Basaltheil bis zur Pro-
tuberantia ist dagegen auch auffallend flach gestellt. In Figur 10, welcher
Schädel den Typus des Hottentotten am reinsten bewahrt hat, ist die flache
Gesichtslinie durch die wenig vertiefte Nasenwurzel und steil abfallenden
Nasenbeine bei schwachen Augenbrauenbogen recht charakteristisch, der
Zahnfortsatz erscheint ziemlich stark prognathisch. Bei Figur 11 ist die
Nasenwurzel etwas eingedrückt, die Nasenbeine sind concav, der Stirnwulst
ist stärker, die Gesichtslinie ist daher weniger eben; zwischen beiden ran-
girt Figur 12, welcher Schädel sich im Allgemeinen den Abbildungen auf
der vorigen Tafel sehr gut anschliesst, indem die Seitenansicht die hei den
beiden oberen vermisste Hinneigung zu einem viereckigen Umriss Wegen
der steilen Stirn, steilem Hinterhaupt und deprimirtem Scheitel wieder deutlich
erkennen lässt»
In der Vorderansicht weicht nur die Bildung der Apertura pyriformis
von dem durchschnittlichen Charakter ab, weil sie gerundet herzförmig ist;
die beträchtliche Interorbitalbreite, schmale Stirn, und die Ecken der Jochbeine
sind dagegen typisch. In der mittleren Figur sind die Charaktere
schwankend, indem der Schädel überhaupt seitlich zusammengedrückt erscheint
und dadurch den Habitus eines Platycephalus ganz einbüsst. Die
Apertura pyriformis hat die gewöhnliche Form, dagegen sind die Ränder der
etwas queren Augenhöhlen und der Stirnwulst auffallend stark, die Jochbeine
bilden keine so scharfe Ecke, die Stirn ist mittelbreit und der Scheitel
hoch, so dass der Habitus als ein abweichender bezeichnet werden muss *).
Die oberste Vorderansicht bleibt dem aufgestellten Typus treu, nur sind die
Merkmale durchschnittlich weniger markirt als gewöhnlich, wozu oberflächliche
Verwitterung auch etwas beitragen mag.
Auch die entsprechende Ansicht von oben stimmt recht erfreulich mit
den Figuren auf Tafel X X X I I I : die dreieckige Grundform der Schädelkapsel
vorn durch die Stirn und Jochbeine quer abgestumpft, hinten zum
i) Bei einem so gemischten Stamm wie die Korana ist die Möglichkeit der Beimengung
anderen Blutes nicht mit Sicherheit auszuschliessen.
Kreisabschnitt gerundet, mit der grössten Breite in der Gegend der Tubera
findet sich in g leicherweise; auch der untere Theil der Nasenbeine, sowie
der Oberkiefer springt eben so stark vor* Figur 12 verhält sich ähnlich,
nur verschwindet die etwas eingedrückte Nasenparthie mehr unter der Stirn
und der Kiefer ist durch Alter atrophisch, die Jochbeinecken sind nicht
ganz so scharf, der Umriss der Calvaria etwas weniger markirt. In der
mittleren Aufsicht verwischt die abnorme Verlängerung des Schädels die
dreieckige Gestalt, die Dolichocephalie ist nicht normal, die Jochbögen
springen ¡dadurch auch seitlich stärker vor, ohne mit dem Gesichtstheil, wie
gewöhnlich, eine scharfe Ecke zu bilden.
Von den Hinteransichten ist diejenige der unteren Figur wieder vollkommen
typisch: hier erscheint die Platycephalie sehr auffallend, der Umriss
bildet die gewöhnlichen Ecken, der Apex ist abgerundet, die Seitenlinien
und die etwas verengte Basis sind fast gerade. An der entsprechenden
oberen Figur sind die Merkmale auch vorhanden-, doch erscheinen sie nicht
ganz so deutlich, da die Seitenecken etwas tiefer liegen und die leicht convexe
Basis nur schwach verengt ist. Der mittlere Schädel weicht auch
hierin ab, indem die Seiten von der nicht verengten Basis fast parallel aufsteigen
und die kräftigen Processus mastoidei stärker seitwärts vorspringen
als die Gegend der Tubera parietalia.
Die Bildung der Unterkiefer an den Korana - Schädeln erscheint
charakteristisch und stinjmt unter Berücksichtigung der generellen Unterschiede
sehr gut mit denjenigen der vorangehenden Tafel. Der aufsteigende
Ast ist zwar breiter, aber auch kurz, der Winkel sehr stumpf, der Ausschnitt
ist seicht, der Processus coronoideus auch nach vom gerichtet, aber
beträchtlich länger als an den weiblichen Schädeln, das Kinn markirt und
spitz. Mehrere einzelne Unterkiefer desselben Stammes, welche nicht abgebildet
wurden, zeigen in diesen Punkten ein gleiches Verhalten. Der Gesichtswinkel
beträgt bei Figur i 0 , bei welcher , der Zahnfortsatz etwas abgebrochen
ist, 69°, eine Zahl, die den Durchschnitt jedenfalls überragt,
während der entsprechende Winkel der mittleren, 64?5, der durchschnittlichen
Grösse ziemlich nahe liegen dürfte. In Figur 12 ist wegen des atrophischen
Oberkiefers die für den Gesichtswinkel gefundene Zahl natürlich wieder zu
gross, und lässt sich nicht als Norm aufstellen, sie erreicht die Höhe
von 6 8 9.5 *).
Wenn es schon bei den A.—bantu im Hinblick auf die ausserordentlichen
individuellen Schwankungen unthunlich erschien, den Typus der Becken
scharf zu umgränzen, so gilt dies in noch viel höheren Grade bei den* Koi-
koin. Ueber die Grösse der vorhandenen Schwierigkeiten wird man sich
am besten eine Vorstellung machen können, wenn man die beiden auf
Tafel XLIII und XLII abgebildeten Becken betrachtet. Dieselben stammen
i) Beim »Buschweib A fandy« fand ihn G ö rtz == 66°.