Bändern vereinigt, wird hier durch Bindwerk zusammengefügt, sei es, dass
man es mit Riemchen zusammenflicht oder dazu Bast, Ruthen und ähnliches
Material benutzt. In der That erfüllt diese Befestigungsweise ihren
Zweck sehr gut, indem sie Festigkeit mit Elasticität vereinigt, und sich
unter allen Verhältnissen leicht repariren lässt, während alles Eisenzeug
schliesslich durch die Abnutzung schadhaft wird und, einmal in Unordnung,
besonders auf der Reise schwer auszubessern ist.
Mannigfache Methoden von Flechten und Knoten sind den Leuten
daher gang und gäbe, und es erscheint nicht wunderbar, dass auch im
alltäglichen Leben eine so starke Anwendung davon gemacht wird.
Die grösste Fertigkeit in dieser Technik beweisen die Kaffern unstreitig
dadurch, dass es ihnen ganz geläufig ist, wasserdichte Korbe aus
geflochtenem Grase herzustellen. Das Material liefert ein hochwachsendes,
zähes Cypergras (Cyperus textilis), dessen Halme sich zu einem complicirten
Flechtwerk vereinigen lassen; die Maschen werden der grösseren Dichtigkeit
wegen flach geschlagen, worauf das Ganze für einige Zeit in Wasser eingeweicht
wird. Solche Körbe, welche meist die Gestalt tiefer Näpfe haben,
wenn auch andre Formen, mit grade aufsteigendem Rande Vorkommen,
sind dicht genug, um nicht allein Milch, sondern auch Bier oder Wasser
zu halten. Ausser diesen Kunstflechtereien kommen mannigfache andre
geflochtene Gegenstände zur Verwendung. Von demselben Material, aber
lose geflochten, findet man Seiher, an Gestalt unseren Kaffeefiltern ähnlich,
nur grösser, welche bei der Bierbereitung gebraucht werden. Ferner sieht
man allerhand gewöhnliche Körbe von Stroh, Schilf oder Ruthen geflochten,
die in Form und Grösse sehr wechseln, indem sie bald einfach napfförmig
(siehe Fig. 16 und 18) sind, bald sich oben nach Art einer Kanne verengen
und mit Deckel versehen sind. Damit ist aber die Reihe der geflochtenen
Utensilien noch nicht erschöpft; denn W ood hat ganz Recht,
wenn er die Häuser der Kaffern ebenfalls als eine Art Körbe bezeichnet,
die nur in grösserem Maasstabe ausgeführt sind.
Die auf den Bau der Wohnungen verwandte Sorgfalt ist sehr verschieden,
doch bleibt das Princip bei der Hütte des Häuptlings im Wesentlichen
dasselbe wie bei der des niedrigsten seiner Unterthanen. Ueberall
finden wir die kuppelförmige Gestalt, welche von den Autoren gern mit
der eines Bienenkorbes verglichen wird, ein Vergleich, der auch zutreffend
ist, wenn man an die niedrige, von Stroh geflochtene Art solcher Bienenhäuser
denkt.
Der Palast unterscheidet sich von der gewöhnlichen Hütte nur 'durch
die etwas bedeutendere Grösse und sorgfältigere Arbeit, aber auch die
geräumigeren Hütten sind meist so niedrig, dass man nur im mittleren
Theil mit dem Hut auf dem Kopfe aufrecht stehen kann, ohne anzustossen;
der Durchmesser variirt mehr, indem hierin die gewöhnliche Grösse von
4 — 5 Meter häufig überschritten wird. Die beistehende Skizze (Fig. 20)
zeigt die umfangreichsten Hütten, welche ich gesehen habe, doch wurden
dieselben unter abnormen Verhältnissen gebaut und können daher nicht als
ganz mustergültig betrachtet werden. Die Abbildung stellt nämlich die
Wohnungen dar, welche sich die exilirten Häuptlinge der Ama-Ngqika auf
Figt 20. Hütten der Kafferhäuptlinge auf Eoliben-Island (Tafel-Bay).
Robben-Island in der Tafelbay gebaut hatten. Die allgemeine Form ist
dagegen wesentlich dieselbe, wie sie als Regel angewendet wird. Die Wandung
stützt sich auf einen,: oder, ist die Hütte grösser, auf mehrere mittlere
Pfosten, welche dem Centrum der Hütte nahe stehen; so soll Dingaans,
des Zulu-Häuptlings Behausung in U’nkungingklove 3 Reihen solcher Pfeiler,
im Glanzen gegen 20, gezeigt haben. Beim Bau der Hütte werden diese
centralen Stützen und um dieselben im Kreise biegsame Stangen eingegraben
, welche man dann gegen die Mitte herunterzieht und mittelst Bastseile
befestigt.1 Der so gebildete Korb wird darauf mit Lagen von Schilfgras
gedeckt, indem die einzelnen Schichten wieder mit solchen Seilen in
ihrer Lage erhalten werden. Es entsteht so also eine Art Korb, dessen
Gerüst im Boden fixirt ist, ohne Fenster und Schornstein; als Thür bleibt
eine kleine Oeifnung von weniger als einem Meter Höhe und oben gerundeter
Gestalt.. Gegenüber dieser als Eingang dienenden Oeifnung befindet
sich der Feuerplatz der Hütte, welcher etwas excentrisch, d. h. näher der
Thür angebracht ist und sich auf dem ebenen Lehmestrich des Bodens durch
eine niedrige, wallartige Erhebung von kreisförmiger oder ovaler Gestalt
kennzeichnet.
Zum Verschluss der Thür dient ein von Reisern geflochtener Schirm,
dessen Grösse genau der Oeifnung entspricht. Bei den eigentlichen Kaffem
wird häufig etwas entfernt von dem Eingang ein ähnlicher Schirm aufgerichtet,
welcher den Zweck hat, den Wind von dem Feuer abzuhalten,
zugleich aber allerdings, auch dem Licht seinen einzigen Zugang versperrt.
In ändern Fällen findet man vor dem Eingang einen kleinen Vorbau von
geringer Tiefe, wie ein solcher auf der obenstehenden Figur an der linken
Seite der Hütten zum Vorschein kommt, wesentlich zu demselben Zwecke