au das Ertragen von Schmerzen zu gewöhnen; denn es ist den Gegeisselten
auf Strengste untersagt ^ durch irgend ein Zeichen ihren Gefühlen Ausdruck
zu geben. Unter den Pflichten steht auch hier der Gehorsam gegen» den
Häuptling obenan, nächstdem aber männliches Betragen, Beobachtung der
Stammessitten, Tapferkeit gegen den Feind und Aehnliches mehr. Gleichzeitig
werden die Novizen auch in der Führung der Waffen unterwiesen,
sie lernen den Speer werfen und die Wurfkeule regieren.
Diese mit der Beschneidung, im Se-ckuana Boguera genannt, im Zusammenhang
stehenden akademischen Studien werden, wie bei den Xosa die
Ubu-kweta, an einsamen Orten der Nachbarschaft vorgenommen, wohinaus
die Knaben zur bestimmten Zeit gemeinsam entfliehen; es werden ihnen
dort in gleicher Weise eigene Hütten errichtet, in welchen man die Cere-
monien vomimmt, Mopato (Geheimniss) genannt, weil /den Ort weder
Frauen noch Fremde, oder unreife Knaben betreten dürfen. In diesem
Mopato verharren die Novizen für mehr als ein halbes Jahr, und wenn sie
für würdig befunden sind, in den Stamm als Männer aufgenommen zu
werden, so verbrennen sie die Hütten und kehren, neu gewaschen und
mit frischen Gewändern angethan, nach der Stadt zurück; doch bleibt auch
bei diesen Stämmen unter den gleichzeitigen Bewohnern-des Mopato eine
gewisse Verbrüderung zurück, sie bilden im Felde einen besonderen Heerbann
[Taha] unter den direeten Befehlen des Häuptlingssohnes , welcher mit
ihnen zugleich der Ceremonie unterworfen wurde.
Die Beendigung der Boguera wird ebenfalls festlich begangen unter
Schmausereien und nächtlichen Tänzen, aber die berüchtigten lasciven Umzüge
der Novizen wie bei den eigentlichen Kaffern scheinen nicht im Gebrauch
zu sein, man findet in den Autoren wenigstens Nichts darüber
erwähnt, auch habe ich selbst keine einschlägige Beobachtung gemacht.
Von der Zeit der Boguera an verschwindet aus dem Benehmen der
jungen Leute die harmlose Fröhlichkeit, welche die Kinder zeigen, die
eindringliche Ermahnung an den Ernst des Daseins, welche sie erhalten
haben, bleibt ihnen für den Kest des Lebens unvergessen und gleichzeitig
büdet sich mehr und mehr die erkünstelte Würde des Auftretens in der
Oeffentlichkeit aus, welche zum unvermeidlichen Attribut des erwachsenen
Mannes aller südafrikanischen A-bantu gehört.
Eigenthümlieh scheint den Be-chuana die Ausbildung einer dem Boguera
analogen Sitte für das weibliche Geschlecht zu sein, Boy ale genannt,
welche bei den ändern Stämmen nur angedeutet ist. Die heranwachsenden
Mädchen müssen nämlich, bevor sie als heirathsfähig in den Stamm aufgenommen
werden, auch eine strenge Unterweisung in ihren zukünftigen *
Pflichten durchmachen, welche ebenso geheimnissvoll betrieben wird als die
der Knaben und mehrere Wochen andauert. Dazu vereinigen sich die
Novizen in kleinen Trupps von etwa sechs und ziehen unter eigentliüm-
lichen monotonen Gesängen hinter einander her trabend, hinaus in die
Wildniss, wo sie von einer besonders dazu bestimmten Matrone unterwiesen
werden.
Um sie als dem Boy ale angehörig zu kennzeichnen, bemalen sich die
Mädchen mit weissem Thon und kleiden sich in eine phantastische Umhüllung
von Röhricht und Schnüre von getrockneten Kürbiskernen. Die Rohre
werden zu Schürzen zusammengefügt um die Lenden, sie umziehen den
blossen Leib in dicken Wülsten, hängen locker um den Hals und die Schultern
herab und selbst der Kopf trägt noch einen Aufbau von demselben
Material. Die Schnüre von trockenen Kernen, welche dazwischen hängen,
verursachen mit den Schilfstengeln zusammen bei jeder Bewegung ein eigen-
thümliches Rascheln, und wenn ein ganzer Zug so verkleideter Mädchen
eiligen Laufes daher kommt, hört man dies Geräusch für grössere Entfernungen.
Eine derartige Anmeldung scheint beabsichtigt zu sein; denn es
ist nicht erlaubt, dieselben zu stören und besonders die Männer haben sich
entfernt zu halten, widrigenfalls die Mädchen von den langen Stücken,
welche sie in den Händen tragen, ungestraft den freiesten Gebrauch machen.
An einem einsamen Orte der Nachbarschaft geht dann die Unterweisung
durch eine alte Frau vor sich, wobei es wiederum darauf ankommt,
die Novizen an die Leiden und Mühen des harten Lebens, das sie erwartet,
zu gewöhnen und sie mit den Pflichten gegen den zukünftigen Herrn und
Gebieter vertraut zu machen. Sie müssen Wasser und Holz unter schwierigen
Verhältnissen zusammenschleppen, Feuer anmachen, erhitzte Gegenstände
anfassen, um die Haut der Hände abzuhärten, sowie körperliche
Misshandlungen ertragen lernen.
Wie bei der Boguera der Knaben, nimmt die ganze Einwohnerschaft
des Ortes lebhaften Antheil an dem Verlauf des Boy ale, und nahen die
Unterweisungen sich ihrem Ende, so wird ein grosses Fest veranstaltet.
Die Frauen spielen dabei die Hauptrolle, sie versammeln sich zum Schluss
der Ceremonien nächtlicher Weile bei der Khotla und führen unter Singen
und Händeklatschen feierliche Tänze auf, während die Mädchen ihre Verhüllungen
von Rohr auf grosse Haufen Zusammentragen und den Flammen
ühergeben. Um diese Freudenfeuer drehen sich alsdann die wilden Reihentänze
der dunklen Mänaden, bis die allgemeine Ermüdung dem Feste Gränzen
setzt. Am nächsten Morgen kommen alsdann die neuerdings unter die
Zahl der Frauen aufgenommenen Mädchen zum nächsten Wasser, waschen
sich den ganzen Körper und bemalen sich darauf mit rother Ockererde und
r e tt, den Haarschopf des Scheitels aber und die rasirten Seiten des Kopfes
mit der glitzernden Pommade aus Eisenglimmer und Fett, Sibilo genannt1),
wie sie es für ihr übriges Leben zu thun pflegen.
Die Mädchen sind damit heirathsfähig geworden und pflegen auch
meist sehr jung in den Besitz eines Mannes überzugehen. Zwölf oder dreia),
Auf Seite 170 ist statt Titaneisen: »Eisenglimmer« zu lesen.